NSU-Prozess


0

148. Verhandlungstag, 9.10.2014 "Ein toller Batzen Geld"

400 Franken hat der Schweizer Peter Anton G. in den 90er Jahren für den Verkauf von Waffenerwerbsscheinen an seinen Bekannten Hans Ulrich M. bekommen. Dieser bestellte dann unter anderem die Ceska 83, die mutmaßlichen Haupttatwaffe des NSU. Das sei für ihn "ein toller Batzen Geld" gewesen, sagte der damals arbeitslose Lehrer gegenüber der Staatsanwaltschaft im Kanton Bern.

Stand: 09.10.2014 | Archiv

Alf Meier | Bild: BR

09 Oktober

Donnerstag, 09. Oktober 2014

Der Weg der Pistole "Ceska" von der Schweiz nach Jena, er ist nach der heutigen Zeugenvernehmung etwas deutlicher geworden. Befragt wurde ein Schweizer Staatsanwalt, der seinerseits 2012 Peter Anton G. und Hans Ulrich M. vernommen hatte. Fest steht: Ein Berner Waffenhandelsunternehmen verkaufte die Pistole. Laut dem Waffenbuch der Firma ging sie an einen Schweizer Lehrer. Nachdem er zunächst behauptete von Nichts zu wissen gestand Peter Anton G. schließlich dem Staatsanwalt den Verkauf der Waffenerwerbsscheine.

Fünfstündige Befragung

Die Vernehmung des Schweizer Staatsanwalts erforderte heute viel Geduld, auch von den Prozessbeobachtern. Fünf Stunden lang saß David S. im Zeugenstuhl und beantwortete die Fragen des Vorsitzenden Richters Götzl, der unermüdlich aus Protokollen zitierte und für jedes Detail Interesse zeigte. Trotz vieler kleiner Pausen schien der Schweizer am Nachmittag ziemlich abgekämpft. Rechtsanwalt Klemke, der Verteidiger des Mitangeklagten Ralf Wohlleben, war genervt, als er seine Fragen mehrfach wiederholen musste. Es gab es Ärger: David S. warf Klemke einen aggressiven Unterton vor und forderte ihn auf diesen zurückzunehmen. Er sei schwerhörig Klemke müsse lauter reden. Götzl griff ein und schlichtete erfolgreich. Klemke und der Schweizer Ankläger wurden dennoch keine Freunde mehr, bestätigten sich später gegenseitig den Ausführungen des jeweils anderen nicht folgen zu können.

Ceska ging nach Deutschland

Hans Ulrich M. wollte die Waffe nach Deutschland verkaufen, dort sei es für "gewisse Kreise schwer" an Waffen zu kommen. Das erklärte Peter Anton G. den Schweizer Ermittlern und dabei blieb er auch in einer weiteren Vernehmung, bei der auch der von ihm schwer belastete Hans Ulrich M. anwesend war. Der Schweizer Staatsanwalt sagte heute, er habe den Aussagen von M., der jeden Kontakt mit der Waffe bestritt, wenig Glauben geschenkt. Als Indizien nannte er dessen Kontakte nach Jena. Dort habe er zwei Jahre gelebt und sich mit einem Jugendfreund von Uwe Böhnhardt angefreundet.

Mehrere Waffentransporte?

Der Staatsanwalt äußerte auch den Verdacht, dass Hans Ulrich M. mehrfach Waffen nach Deutschland gebracht haben könnte. Bei einer Festnahme in Deutschland sei bei ihm eine Pistole vom Typ "Luger" gefunden worden. In einer Vernehmung habe er aber irrtümlich angegeben, eine "Ceska" bei sich gehabt zu haben. Er habe wohl zwei unterschiedliche Liefertouren verwechselt, vermutete David S.


0