NSU-Prozess


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115. Tag, 26.5.2014 Und wieder ein kurzer Prozess

Ein besonderer Zeuge: An einer Handfessel führt ein Wachtmeister Andreas R. in den Gerichtssaal. Doch der zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilte Bankräuber scheint keine Verbindung zum NSU zu haben. BR-Reporter Christoph Arnowski berichtet.

Von: Christoph Arnowski

Stand: 26.05.2014 | Archiv

Christoph Arnowski | Bild: Bayerischer Rundfunk

26 Mai

Montag, 26. Mai 2014

Richter Manfred Götzl beendet den Verhandlungstag schon vor der Mittagspause. Ein Anwalt der Nebenklage hatte beantragt, den 57-jährigen Mann als Zeugen zu laden. Ein ehemaliger Komplize des zu elf Jahren Haft verurteilten Bankräubers soll angegeben haben, im Jahr 2003 mit dem angeklagten Ralf Wohlleben in Kontakt gestanden zu sein. Es soll um eine Waffe gegangen sein und Software, mit der man Wegfahrsperren von Autos knacken kann.

"Herr Richter, das ist über zehn Jahre her"

Wirklich daran erinnern kann sich der Zeuge nicht. Nur an eine Mauschelei eines weiteren Bandenmitgliedes mit einem Russen, um die er sich aber nicht gekümmert habe. Alles bleibt sehr vage, "Herr Richter, das ist über zehn Jahre her".

Manfred Götzl lässt trotzdem nicht locker, kann aber nicht mehr in Erfahrung bringen. "Ich habe mich um die Banken gekümmert", erzählt Andreas R., der Rest habe ihn nicht interessiert. Und mit den Banken muss er auch ganz schön beschäftigt gewesen sein. Immerhin haben er und seine beiden Komplizen, wie die Zeugenvernehmung ergibt, 50 Überfälle verübt.

Wohl kein Bezug zum NSU

Einen Bezug zum Nationalsozialistischen Untergrund NSU scheint das alles nicht zu haben. Dass der mittlerweile in Polen inhaftierte frühere Komplize über den Kontakt zu Ralf Wohlleben berichtet habe, führt der Zeuge darauf zurück, dass dieser in ein deutsches Gefängnis verlegt werden wolle. Auch das nur eine Vermutung, aber niemand im Gerichtssaal hat nach der eineinhalbstündigen Befragung das Gefühl, dass dieser Zeuge den NSU-Prozess wirklich weiter bringen könnte.

Und so ist der 115. Prozesstag schneller zu Ende als erwartet. Ein Beamter legt dem seit neun Jahren Einsitzenden wieder die Handschellen an und führt ihn ab.


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