NSU-Prozess


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111. Verhandlungstag, 8.5.2014 Die Angeklagte ist krank

Beate Zschäpe ist krank. Auch am dritten Verhandlungstag dieser Woche klagt sie über Übelkeit, Magen- und Kopfschmerzen. Der Prozess kommt deshalb nicht voran, soll nun am 19. Mai fortgesetzt werden.

Von: Christoph Arnowski

Stand: 08.05.2014 | Archiv

Christoph Arnowski | Bild: Bayerischer Rundfunk

08 Mai

Donnerstag, 08. Mai 2014

Beate Zschäpe schaut schlecht aus, als sie kurz nach halb Zehn blass und ungeschminkt in den großen Schwurgerichtssaal kommt. Doch offenbar will sie in dieser Verfassung keine Bilder von sich. Ihre Verteidigerin Anja Sturm sucht sie noch mehr als sonst abzuschirmen. Im Rückwärtsgang und mit ganz kurzem Abstand geht sie vor Zschäpe in den Saal, um sie so zu verdecken.

Richter Manfred Götzl eröffnet die Verhandlung dennoch. Allerdings erzwingt Zschäpe-Verteidiger Wolfgang Herr gleich nach der Präsenzfeststellung eine Unterbrechung. Seine Mandantin habe bereits im Untersuchungsgefängnis über ihre Beschwerden geklagt, sei aber nicht untersucht worden. Sie habe zu erscheinen, hätten die Beamten gesagt, "koste es was es wolle".  Nur um die Anwendung von Zwangsmaßnahmen zu verhindern, habe sich Zschäpe ins Gericht bringen lassen.

Mehrere Unterbrechungen

"Na gut", seufzt Richter Götzl und unterbricht, erst bis 11, dann bis 12 Uhr. Eine Gerichtsärztin untersucht währenddessen die Angeklagte. Dann ist es der Verhandlungstag endgültig zu Ende. Es ist der 111., weil der für gestern angesetzte gar nicht erst begonnen wurde.

In dieser ersten Maiwoche, genau ein Jahr nach seinem Beginn, ist der NSU-Prozess damit überhaupt nicht vom Fleck gekommen. Am Dienstag war nur ein Zeuge vernommen worden, ehe erstmals über den Gesundheitszustand  von Zschäpe und eine mögliche Zwangsvorführung länger  gestritten wurde.

Vielleicht macht ihr ja die lange Untersuchungshaft  zu schaffen. Angeblich fühlt sich Zschäpe  "ausgebrannt". In Justizkreisen hält man dies durchaus für möglich. Und will deshalb nicht anzweifeln, dass es der 39-Jährigen in dieser Woche tatsächlich gesundheitlich schlecht ging. Richter Manfred Götzl und seine Kammer haben darauf Rücksicht genommen und damit richtig gehandelt. Auch wenn dadurch der Prozess keine Fortschritte gemacht hat.


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