NSU-Prozess


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105. Verhandlungstag, 10.4.2014 Dreister Auftritt zweiter Akt - die Zeugin Mandy St.

Stockige aktive oder ehemalige Neonazis, die sich ständig auf Erinnerungslücken berufen oder schlicht Unfug erzählen, sind keine Seltenheit im NSU-Prozess. Die Zeugin Mandy St. ragt aus dieser Gruppe allerdings noch heraus.

Von: Tim Aßmann

Stand: 10.04.2014 | Archiv

Tim Aßmann | Bild: BR

10 April

Donnerstag, 10. April 2014

Mandy St. kam nun zweiten Mal als Zeugin. Die Friseurin aus dem sächsischen Schwarzenberg war Ende der 90er Jahre dicht dran am untergetauchten Neonazi-Trio aus Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe. Die Drei versteckten sich 1998 in der Chemnitzer Wohnung des damaligen Freundes von Mandy St. vor der Polizei. Bei einem Besuch habe sie dort auch das fremdenfeindliche Spiel "Pogromly" gesehen, wiederholte Mandy St. nun im Gerichtssaal. Es sei davon die Rede gewesen das Spiel in der rechten Szene zu verkaufen. Wer davon sprach? Das hat Mandy St. nach eigenen Angaben vergessen.

Hat sie das Trio öfter besucht als sie zugibt?

Eine weitere Zeugin, die Ex-Freundin des Angeklagten André E. hatte Anfang der Woche ausgesagt auch sie habe das Trio in einer Wohnung in Chemnitz besucht. Mandy St. sei dabei gewesen. Die bestreitet das. Es handelte sich der Aussage der anderen Zeugin zufolge allerdings auch um eine Wohnung, in der das Trio erst lebte als Mandy St. mit dem Freund, bei dem die Drei zunächst unterkamen, gar nicht mehr zusammen war. Der Wiederspruch ließ sich nun vor Gericht nicht aufklären.

Tief drin in der rechten Szene

Mandy St. war in ihrer Zeit in der rechtsextremen Szene ganz offenkundig mehr als nur eine Mitläuferin auch wenn sie vor Gericht versuchte genau diesen Eindruck zu erwecken. Dazu passt allerdings nicht, dass sie in der Szenezeitschrift "Landser" einen Artikel veröffentlichte und das sie sich sechs bis sieben Jahre lang für die "Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene" (HNG) engagierte - ein rechtsextremes Netzwerk das inhaftierte Neonazis unterstützte und 2011 verboten wurde. Im damaligen Freundeskreis von Mandy St. waren auch Mitglieder der mittlerweile ebenfalls verbotenen Skinhead-Organisation "Blood and Honour".

Verwunderung nach dreister Antwort

Angesichts dieses Hintergrunds lässt einen folgende Antwort von Mandy St., gelinde gesagt, verwundert zurück. Sie fuhr einmal ein Fahrzeug mit dem Kennzeichen: … BH-88. Mit BH wird in der rechtsextremen Szene "Blood and Honour" abgekürzt. Die achte Zahl im Alphabet ist das H. Zwei Achten stehen unter Neonazis für "Heil Hitler". Das Ihr Auto-Kennzeichen so interpretiert werden konnte will Mandy St. nicht geahnt haben. Ungläubiges Staunen im Gerichtssaal ob so dreisten Aussageverhaltens. Die Zeugin wurde schließlich unvereidigt entlassen.


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