NSU-Prozess


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87. Verhandlungstag, 20.2.2014 Das erste Versteck

Im Ermittlungsverfahren hatte er noch umfangreiche Angaben gemacht, im Prozess jedoch verweigerte Max Florian B. heute die Aussage. B. hatte Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt nach deren Untertauchen 1998 eine Zeit lang Unterschlupf gewährt.

Von: Alf Meier

Stand: 20.02.2014 | Archiv

Alf Meier | Bild: BR

20 Februar

Donnerstag, 20. Februar 2014

Weil die Bundesanwaltschaft gegen B. noch wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung ermittelt kann er nach der Strafprozessordnung die Aussage auf Fragen verweigern, deren Antwort ihn selbst belasten würde. Von diesem Recht machte der heute Gebrauch. Deshalb wurden zwei Polizisten, die B. im Jahre 2011 vernommen hatten, an seiner Stelle gehört.

Beate hat auch mal gekocht

B. habe sich von Anfang an sehr kooperativ verhalten, sagte einer der BKA-Beamten. Er habe alles erzählen wollen um sein Gewissen zu erleichtern. Der Kontakt zu dem NSU-Trio ist demnach über B.s damalige Freundin Mandy S. zustande gekommen. Der gelernte Steinmetz hatte Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt seine Wohnung zur Verfügung gestellt, war aber froh als sie später nach Chemnitz in eine Plattenbausiedlung gezogen sind. Die drei haben zusammen in einem Zimmer geschlafen und sich „richtig gut“ verstanden. Es wären keine Skinheads "im eigentlichen Sinne" gewesen, eher eine WG, Beate hätte auch mal gekocht.

Mundlos nutzte seinen Namen

Nach Aussage des BKA-Beamten hat B. im Jahr 1998 gewusst, dass seine Gäste in der rechten Szene aktiv waren. Sie hätten ihm auch von einem Koffer erzählt wo Bombe draufgestanden wäre. B. sagte, Mundlos sei der Intellektuellere gewesen, vor Böhnhardt hätte er eher Angst gehabt, der sei Mundlos öfter mal über den Mund gefahren. B. hatte zugegeben, dass er den Dreien seinen Ausweis geliehen hatte, damit sich Mundlos einen Pass ausstellen lassen konnte. Auch eine Geburtsurkunde von B. wurde in der Zwickauer Wohnung der mutmaßlichen Rechtsterroristen gefunden. Mundlos trat unter B.s Namen auf; von Bekannten ließ er sich "Max" nennen.

Zschäpe kein „Mäuschen“

Auch nach ihrem Auszug hatten B. und das Trio noch Kontakt. Mundlos habe so ein zwei Mal im Jahr angerufen, sagte B. dem BKA-Beamten. Es kam auch zu Besuchen, einmal hätten die drei mutmaßlichen NSU-Mitglieder der Terrorzelle ihm Sparschweine für seine Kinder geschenkt, mit jeweils 100 Euro darin. Zschäpe habe in der Gruppe eine „gleichberechtigte Stellung“ gehabt. Sie sei auf keinen Fall ein "Mäuschen" gewesen, das den beiden Männern nur das Essen kochte. Von den Morden, die dem Trio zur Last gelegt werden, hat B. offenbar nichts gewusst.


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