NSU-Prozess


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Tagebuch der Gerichtsreporter 52. Verhandlungstag

Heute kam der Mann in den Münchner Gerichtssaal, dem das Auffliegen des NSU zu verdanken ist: Der Polizeiführer Michael Menzel aus Thüringen.

Von: Tim Aßmann

Stand: 06.11.2013 | Archiv

Tim Aßmann | Bild: BR

06 November

Mittwoch, 06. November 2013

Nur weil Menzel nach einer Serie von Raubüberfällen 2011 das Fahndungskonzept änderte, gelang es der Polizei Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos nach einem Überfall am 4. November 2011 in Eisenach zu stellen. Die beiden Männer zündeten das Wohnmobil an und nahmen sich das Leben.

Fingerabdrücke brachten den Durchbruch

Menzel schilderte, wie er damals das ausgebrannte Wohnmobil betrat, die Leichen sah und in den Stunden danach versuchte, die Männer zu identifizieren. Fingerabdrücke brachten in der folgenden Nacht den Durchbruch - mit einem Treffer in der BKA-Datenbank. Sie passten auf Uwe Mundlos. Menzel musste sich nun bohrenden Fragen der Nebenklage stellen: Wusste er schon eher wer da tot im Wohnmobil lag? War eine dritte Person am Tatort? Der Polizist wirkte zunehmend genervt, blieb aber souverän. Manche Fragen musste Richter Manfred Götzl auch beanstanden, weil sie schlicht am Gegenstand des Verfahrens vorbei gingen.

Der NSU-Prozess ist kein Untersuchungsauschuss

So ging es heute weiter im Prozess. Bei Ihren Versuchen zwei Dortmunder Ermittlern Fehler im Mordfall Kubasik nachzuweisen, schossen mehrere Opferanwälte weit über das Ziel hinaus. Aus heutiger Sicht gingen die Dortmunder Polizisten einem fremdenfeindlichen Hintergrund sicher nicht intensiv genug nach. Mögliche Versäumnisse sind aber eben nicht Gegenstand des NSU-Prozesses und das verdrängen manche Nebenklage-Anwälte - offenbar getrieben vom Wunsch, die Erwartungen ihrer Mandantschaft zu erfüllen anstatt diese zu dämpfen. Bundesanwalt Herbert Diemer sagte den Satz des Tages: "Dies ist kein Untersuchungsausschuss und die Nebenklage-Vertreter sind keine Volksvertreter."

Weitere Erkenntnis: An den Socken, die Beate Zschäpe trug als sie sich vor rund zwei Jahren stellte, fanden sich Benzinrückstände. Das war schon bekannt ist aber nun offiziell in die Beweisaufnahme eingeführt. Mit Blick auf die Brandstiftung in der Zwickauer Frühlingsstraße ist Zschäpe damit erneut schwer belastet worden.


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