NSU-Prozess


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Tagebuch der Gerichtsreporter Beate Zschäpe und der "White Trash"

Am 48. Verhandlungstag hat eine Zeugin ausgesagt, Beate Zschäpe kurz vor einem dem NSU zugeschriebenen Mord in Nürnberg in Tatortnähe gesehen zu haben. Die Angeklagte habe sie an eine Figur der US-Serie "Roseanne" erinnert.

Von: Alf Meier

Stand: 22.10.2013 | Archiv

Alf Meier | Bild: BR

22 Oktober

Dienstag, 22. Oktober 2013

Können Sie sich noch an "Roseanne" erinnern? Die amerikanische Fernsehserie über das Leben der Arbeiterfamilie Conner war in den Neunziger Jahren auch in Deutschland sehr beliebt. Auch die 37-jährige Nürnbergerin, die heute im NSU-Prozess als Zeugin aussagte, war anscheinend ein Fan von "Roseanne". Die Altenpflegerin will Beate Zschäpe am 9. Juni 2005 in einem Nürnberger Supermarkt gesehen haben. Zschäpe sei ihr aufgefallen, weil sie einer Schauspielerin ähnlich sah: Sara Gilbert aus der Serie "Roseanne".

Opfer liegt in riesiger Blutlache

Der 9. Juni 2005 ist der Tag, an dem laut Anklage Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos den 50-jährigen Ismail Yasar in seinem Döner-Imbiss in Nürnberg erschossen. Beate Zschäpe lächelt, als die Zeugin sie mit der Schauspielerin aus der Fernsehserie vergleicht. Zschäpe soll an der Kasse des Edeka-Marktes genau vor der Altenpflegerin gestanden haben. Als später dann Bilder vom Tatort gezeigt werden, ist das Lächeln verschwunden. Auf der Projektion im Münchner Gerichtssaal liegt Ismail Yasar in einer riesigen Blutlache auf dem Boden seines Standes.

Auf Fahndungsbild erkannt

Die Zeugin aus Nürnberg hatte der Begegnung im Supermarkt zunächst gar keine Beachtung geschenkt. Erst als sie nach ein paar Jahren ein Fahndungsbild von Beate Zschäpe sah, fiel ihr wieder ein, dass sie die Angeklagte im Supermarkt gesehen hatte.

Die Probleme des "White Trash"

In der Fernsehserie "Roseanne" geht es hauptsächlich um die größeren und kleineren Probleme im Alltag des sogenannten "White Trash", der amerikanischen weißen Unterschicht. Probleme, die von der Familie Conner mit ihrem speziellen Humor immer gelöst werden. Davon kann Beate Zschäpe derzeit nur träumen: Die mutmaßliche Rechtsterroristin muss sich unter anderem wegen der Mittäterschaft an zehn Morden vor dem Münchner Oberlandesgericht verantworten.


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