Tagebuch der Gerichtsreporter Der 43. Verhandlungstag
Eigentlich hätte diese Zeugin nur für einen kurzen Moment in den Gerichtssaal kommen und auch gar nichts sagen müssen. Desiree D. aus Dortmund war nur geladen, weil Beate Zschäpe eventuell mit ihre verwechselt worden sein könnte.
08. Oktober
Dienstag, 08. Oktober 2013
Ähnelt die 36-Jährige also der Hauptangeklagten im NSU-Prozess? Naja. Nicht wirklich. Desiree D. hat zwar dunkle Haare und sie trägt eine Brille - was auch Zschäpe gelegentlich tat - aber ansonsten ähneln sich die beiden Frauen nur sehr entfernt. War also tatsächlich Zschäpe selbst 2006 im Garten jenes Hauses, in dem damals der spätere Mann von Desiree D. lebte. Eine Nachbarin will Zschäpe gesehen haben, aber ihre Aussage erscheint immer weniger belastbar.
Ausländerfeindliches Gegröle
Der Mann von Desiree D. sagte nun auch als Zeuge aus, gab an, die Namen Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt nur aus den Medien zu kennen und mit der rechtsextremen Szene nichts zu tun zu haben. Ja, als Zuschauer bei Fußballspielen habe er schon mal "Zickzack-Kanackenpack" gegrölt, räumte der Zeuge ein, aber das sei doch nicht rechtsextrem. Und ja, so der Zeuge weiter, einer seiner Neffen habe schon eher rechte Ansichten, aber der sei deswegen doch kein Neonazi.
Hang zum Germanischen
Und nochmal ja, erklärte der 39 Jahre alte Hausmeister, seine Söhne habe er nach nordischen Gottheiten benannt, aber nur weil er einen Hang zum Germanischen habe. An diesen Angaben bleiben zwar Zweifel, aber dafür dass der Mann tatsächlich Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt traf, gibt es außer der Aussage der Nachbarin keine Anhaltspunkte. Auch weil ihr eigener Auftritt als Zeugin nicht voll überzeugen konnte, dürfte sich das Gericht schwer damit tun, ihren Angaben große Bedeutung beizumessen. Mysteriöse Grabungsarbeiten ihres Nachbarn will die Frau beobachtet haben. Die Erklärung des Mannes: Er haben einen Gartenteich angelegt.