NSU-Prozess


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Tagebuch der Gerichtsreporter Der elfte Verhandlungstag

Vor dem Oberlandesgericht München fand im NSU-Prozess der elfte Verhandlungstag statt.

Von: Tim Aßmann

Stand: 18.06.2013 | Archiv

Tim Aßmann | Bild: BR

18 Juni

Dienstag, 18. Juni 2013

Viele Nebenkläger, viele Fragen - ein Angeklagter. Carsten S. stellte sich rund sechs Stunden lang den Fragen der Opferanwälte. Der Begriff Frage wurde allerdings von einigen der Juristen sehr weit gefasst. Sie brachten reichlich eigene Interpretation unter, werteten immer wieder und so endete schließlich die Geduld des Vorsitzenden Richters. "Eigentlich fragen wir hier nach Tatsachen", platzte Götzl der Kragen, als eine Anwältin außer Stande war, ihre Frage verständlich zu formulieren.

Wenig Licht, viel Schatten

Richter Manfred Götzl

Die betreffende Juristin kannte übrigens auch nicht einmal den richtigen Namen eines der Tatorte. Der elfte Verhandlungstag - er hatte wenig Licht und viel Schatten. Bei allem Respekt für den Aufklärungswillen vieler Nebenklagevertreter: Er sollte zum Verfahrensgegenstand passen. Richter Manfred Götzl hat bisher viel Spielraum beim Fragen gelassen. Das könnte sich im weiteren Prozessverlauf ändern.

"Taschenlampen-Anschlag" wird wohl Teil des Prozesses

Erkenntnisgewinn dieses Verhandlungstages? Gering. Erneut wurde deutlich: Carsten S. machte sich nach seinem Ausstieg aus der Szene keine Gedanken mehr über seine Unterstützung für drei untergetauchte Neonazis. Abseits des Gerichtsgebäudes ist nun allerdings offiziell: Der Nürnberger "Taschenlampen-Anschlag" wird dem NSU zugerechnet und mit hoher Wahrscheinlichkeit wird er auch noch Gegenstand des Prozesses in München.


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