NSU-Prozess


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Tagebuch der Gerichtsreporter Debatte um Nagelbomben-Anschlag

Auch der dritte Verhandlungstag war geprägt von Machtspielen zwischen dem Vorsitzenden Richter und der Verteidigung von Beate Zschäpe. Inhaltlich geschah wenig - dafür wurde der Nagelbomben-Anschlag in Köln das beherrschende Thema.

Von: Tim Aßmann

Stand: 15.05.2013 | Archiv

Tim Aßmann | Bild: BR

15 Mai

Mittwoch, 15. Mai 2013

Der Tag begann mit der Erkenntnis dass eine Rosinenschnecke ein gefährliches Wurfgeschoss sein kann. Die Schnecke kam nicht durch die Sicherheitsschleuse. Egal. Im Verhandlungssaal drehte es sich dann wieder hitzig um die Frage wer wem erlaubt zu reden.

Wer hat das Wort?

Die Zschäpe-Verteidiger haben hier eine - nun ja - juristisch ungewöhnliche Sicht der Dinge. Sie möchten immer als erste nach dem Gericht reden dürfen. Der Vorsitzende Richter Manfred Götzl ist in dieser Hinsicht allerdings Traditionalist. Seine Botschaft war deutlich: Die Erteilung des Rederechts liegt in meinem Ermessen.

Debatte um Anschlag in Köln

Am Nachmittag wurde dann erneut deutlich, welche wichtige Rolle die Nebenkläger in diesem Verfahren spielen und das ihnen ihre Bedeutung klar ist. Das Gericht hatte eine Abtrennung des Tatkomplexes um den Nagelbombenanschlag ins Spiel gebracht. Es rechnet hier mit zahlreichen zusätzlichen Nebenkläger und in der Folge mit Platzproblemen im Verhandlungssaal.

Doch die schon zugelassenen Nebenkläger machten in mehreren Dutzend Stellungnahmen deutlich: Eine Abtrennung ist nur gegen sie zu machen. Sie sehen ihre Rechte missachtet, fürchten dass die Abtrennung zu einer Verschiebung um Jahre und letztlich zu einer Einstellung führen würde. Ein Nebenklage Anwalt: Im Falle einer Abtrennung wird ab jetzt gegen die Nebenkläger verhandelt. Eine Kampfansage an das Gericht. Es hat noch nicht über die Abtrennung entschieden.


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