61

Entsetzen in Ludwigshafen Zwölfjähriger plante Anschläge

Ein Zwölfjähriger hat laut SWR versucht, zwei Anschläge in Ludwigshafen zu verüben, unter anderem auf einen Weihnachtsmarkt. Die Bundesanwaltschaft bestätigte Ermittlungen wegen des Funds einer Nagelbombe. Es gibt Verbindungen zum IS.

Von: Holger Schmidt und Claudia Schweikl

Stand: 16.12.2016 | Archiv

Bei einer Pressekonferenz in Ludwigshafen mit Oberbürgermeisterin Eva Lohse (CDU) sollten am Nachmittag nähere Details zum Ermittlungsstand bekannt gegeben werden. Allerdings hat der Generalbundesanwalt laut Eva Lohse untersagt, dass andere Stellen Informationen zu den Ermittlungen geben. Der Junge sei an einem sicheren Ort, es aktuell gehe keine Gefahr mehr von ihm aus, so Lohse.

Zuvor war schon bekannt geworden, dass der zwölfjährige Deutsch-Iraker zunächst Ende November auf dem Weihnachtsmarkt von Frankenthal nahe Ludwigshafen einen Anschlag versucht hatte. Doch beim Bau seines Sprengsatzes hatte der Junge einen Fehler gemacht, die Bombe zündete nicht. Auch ein zweiter Versuch scheiterte: Am 5. Dezember versuchte es der Junge noch einmal in der Nähe des Ludwigshafener Rathauscenters, einem großen Einkaufszentrum. Dort versteckte er einen Rucksack mit einem Konservenglas mit einem entzündlichen Pulver. Ein aufmerksamer Passant entdeckte den Rucksack und verständigte die Polizei.

Die Spur führte zu einem Jungen

Schnell kamen die Ermittler auf den Zwölfjährigen. Doch ein Ermittlungsverfahren gegen ihn gibt es nicht, weil Kinder strafunmündig sind. Erst nach dem 14. Geburtstag müssen sich Jugendliche strafrechtlich verantworten. Trotzdem ermitteln die Behörden nun, wer hinter dem Anschlag stehen könnte. Der Junge hatte nach SWR-Recherchen Helfer. Er wurde über den Messengerdienst ´Telegram` angeleitet. Die Spur führt in Richtung der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Die Bundesanwaltschaft hat einen Gefahrenabwehrvorgang eingeleitet, will sich aus ermittlungstaktischen Gründen derzeit keine weiteren Angaben zu dem Fall machen.

Substanz im Konservenglas

Die genauen Hintergründe der Tat und die Gefährlichkeit des verwendeten Materials waren zunächst unklar. Der Leitende Oberstaatsanwalt, Hubert Ströber, teilte jedoch mit:

"Die Polizei hat aus diesem Glas Substanz entnommen und entzündet. Und sie war brennfähig."

Hubert Ströber, Oberstaatsanwalt Frankenthal

Es gehe aber nicht aus den Akten hervor, so Ströber weiter, wie sich das Pulvergemisch verhalten hätte, wenn es im Glas entzündet worden wäre. Experten des Landeskriminalamtes fanden offenbar inzwischen heraus, dass das Material, das sich in dem Glas befand, aus Feuerwerkskörpern und Wunderkerzen gewonnen wurde.

Bundesregierung alarmiert

Regierungssprecher Steffen Seibert sagte in Berlin, in dem Fall müsse nun gründlich ermittelt werden. Es sei richtig, dass die Generalbundesanwaltschaft eingeschaltet ist. Er stellte zudem fest:

"Das ist natürlich eine Meldung, die jeden aufschrecken lässt."

Steffen Seibert, Regierungssprecher

Noch nie war ein Verdächtiger so jung

Der Fall ähnelt anderen Fällen der vergangenen Monate, in denen es über Messengerdienste vom IS Anweisungen an Attentäter gab. Doch in Deutschland war noch niemals ein mutmaßlicher Täter so jung. Noch nicht bekannt ist, woher der Junge stammt. Nur, dass es sich nicht um einen gerade ins Land gekommen Flüchtling handelt. Denn er hat neben der irakischen auch die deutsche Staatsangehörigkeit. Wie es hieß, wurde der Junge nach seiner Ergreifung in einem Jugendheim untergebracht.


61