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Pfarrer Thomas Barkowski Ein Seelsorger für Flüchtlingshelfer

Die Situation rund um Lampedusa ist kritisch: Täglich geraten Menschen auf der Flucht in Seenot oder sterben auf der Überfahrt nach Europa. "Sea Watch" half, mit einem Schiff und taffem Personal, wie Pfarrer Barkowski aus Mittelfranken.

Stand: 25.09.2015

"Sea Watch" in Lampedusa | Bild: Thomas Barkowski

Die Aktion "Sea Watch" wurde von dem deutschen Unternehmer Harald Höppner ins Leben gerufen. Er hatte ein Schiff gekauft, um Flüchtlinge im Mittelmeer zu retten. Die kleine Besatzung, bestehend aus vier bis acht ehrenamtlichen Helfern, war im 14-tägigen Wechsel aufs Meer hinausgefahren, um nach Flüchtlingsbooten zu suchen, die kurz vor dem Kentern standen oder manövrierunfähig waren.

Seelsorger Thomas Barkowski

Was die Helfer bei ihren Einsätzen erlebten, war hart. Ohne eine psychologische Betreuung war dies nur schwer zu verarbeiten. Deshalb wurden sie vor Beginn ihrer Seefahrt von dem evangelischen Pfarrer Thomas Barkowski aus Heilsbronn, der kurzfristig im Sommer für fünf Tage nach Lampedusa geflogen war, seelsorgerisch betreut.

"Von einem Moment auf den anderen war die Besatzung konfrontiert mit sinkenden Flüchtlingsbooten und mit der Herausforderung, die 100 Menschen, die oft auf einem Flüchtlingsboot sind, zu retten."

Thomas Barkowski, evangelischer Pfarrer aus Heilsbronn

Vor ihrem Einsatz hatte der Pfarrer ihnen erklärt, wie sie die Erlebnisse verarbeiten können. Sie sollten an normale Alltagssituationen denken und überlegen, wie sie diese gemeistert hätten. Auch Strategien aus der Trauma-Therapie gab Barkowski ihnen mit auf den Weg. Hierbei werden Gerüche, Bilder, Stimmen und Geräusche, die jemand an Ereignisse erinnert, ausgeblendet.

Aufnahme an Bord nicht erlaubt

Flüchtlinge werden mit der Fähre nach Sizilien gebracht.

"Sea Watch" durfte die Flüchtlinge zwar nicht an Bord nehmen. Aber sie konnten die Menschen mit Trinkwasser und Medizin versorgen und ihnen Schwimmwesten geben. Anschließend sind sie solange vor Ort geblieben, bis ein größeres Schiff die Flüchtlinge aufnehmen und in Sicherheit bringen konnte.

In der Regel waren zwei Sanitäter, ein Arzt, eine Journalistin und ein Kapitän sowie Skipper an Bord. Die Menschen hatten im Vorfeld oft noch keine Konfrontation mit Toten.

"Also es kann möglich sein, dass Tote dem Meer übergeben werden müssen. Das kann man durch begleitende Gebete, spirituelle Gedanken, Worte oder Bilder begleiten."

Thomas Barkowski, evangelischer Pfarrer aus Heilsbronn

Nachträglich hat Pfarrer Barkowski übrigens erfahren, dass die Helfer tatsächlich mit zwei Toten konfrontiert wurden. Die Vorbereitung durch den Seelsorger hat ihnen bei der Verarbeitung geholfen.


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