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Wissenschaft Nürnberger "Henlein-Uhr" im CT

Die Fachwelt ist sich uneins: Ist die "Henlein-Uhr" im Germanischen Nationalmuseum tatsächlich die älteste erhaltene mobile Kleinuhr der Welt? Ein 3D-Scan sollte helfen, das Alter der Uhr zu bestimmen.

Stand: 14.02.2014 | Archiv

Gleich fünf Uhren wetteifern um den Titel der ältesten Taschenuhr der Welt. Um die Uhren aus dem 16. Jahrhundert vergleichen zu können, müssen Wissenschaftler das "Herz" der Uhr, das Uhrwerk,  untersuchen. Das Uhrwerk wird vom Gehäuse verdeckt und stellt die eigentliche Innovationsleitung der damaligen Uhrmacher dar. Das Problem: Das Uhrwerk ist meist schwer zugänglich.

"Henlein-Uhr" durchleuchtet

Die "Henlein-Uhr"

Dank der 3D-Mikro-Computertomografie (CT) konnten Wissenschaftler in Nürnberg nun das Innere der "Henlein-Uhr" sichtbar machen und hochauflösende, dreidimensionale Bilder erstellen. "Es ist fast wie beim CT im Krankenhaus", berichtet Thomas Eser, der Projektleiter des Germanischen Nationalmuseums. Beim Fraunhofer Institut in Fürth, das führend für die Herstellung von 3D-Scans von Metallobjekten ist, wurde die Uhr auf einen Drehteller gelegt und durchleuchtet. 

Altersbestimmung durch 3D-Scans

Alle weiteren Uhren, die um den Titel "älteste mobile Kleinuhr" konkurrieren, sollen ebenfalls mit dieser Methode untersucht werden. Die Ergebnisse werden dann verglichen. "Die Uhrwerke sind alle etwas unterschiedlich", erklärt Eser. Quellen zu den Werken von Henlein belegen, dass der Uhrmacher seine Werke aus Eisen herstellte. "In den Uhren finden wir aber auch andere Materialen wie Messing - manchmal mehr, manchmal weniger. Spätere Uhren bestehen nur noch aus Messing", so Eser weiter.

"Also kann man über die Materialverwendung eine Chronologie herstellen und ältere von jüngeren Uhren unterscheiden."

Thomas Eser, Projektleiter am Germanischen Nationalmuseum  

3D-Scan der "Henlein-Uhr"

Die Ergebnisse der Untersuchung sollen in ein paar Monaten bekannt gegeben werden. Spätestens im Dezember wird das Geheimnis um die älteste mechanische Taschenuhr gelüftet. Dann will das Germanische Natinoalmuseum eine große Ausstellung zu dem Thema eröffnen.

Uhrmeister Peter Henlein

Über das Leben des Uhrmachers Peter Henlein ist nur wenig bekannt. 1509 wurde er Meister des Nürnberger Schlosserhandwerks. Er stellte Uhren her und reparierte sie. Mechanische Uhren waren in der Zeit etwas Neues. Henleins Uhren waren begehrt und geschätzt. Mehrfach soll der Nürnberger Rat bei ihm Uhren bestellt haben. Es ist zwar unwahrscheinlich, dass Peter Henlein selbst die Taschenuhr erfunden hat. Aber er hat sie durch die Entwicklung neuer Techniken verbessert und dem Uhrmacherhandwerk bis dahin unbekannte Methoden zu ihrer Herstellung erschlossen. Henlein starb 1542.


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