5

Marokkos Klima-Diplomatie Showtime für den Sonnenkönig

Der Klimagipfel ist eine große Sache für Marokko, das mitten in einem schwierigen Entwicklungsprozess steckt. Aber bisher ist auch oft übersehen worden, dass die Klimapolitik im Land Chefsache ist.

Von: Jens Borchers

Stand: 07.11.2016

Marokkos König Mohammed VI. bei der Einweihung des Solarkraftwerks in Ouarzazate | Bild: picture-alliance/dpa/Abdeljalil Bounhar

Aber das Königreich will sich zeigen. Es will demonstrieren, dass Marokko auch einen Klimagipfel stemmen kann. Denn bisher ist oft übersehen worden, wie intensiv sich dieser nordafrikanische Staat mit dem Klimawandel, mit dessen Auswirkungen, aber auch mit Vorsorge-Maßnahmen gegen die Klima-Veränderung auseinandersetzt. Das ist Chefsache in Marokko. Und der Chef – das ist König Mohammed VI..

"Riesig" und "gigantisch"

Das größte Solarkraftwerk der Welt steht in der Wüste Marokkos

Anfang Februar 2016 rauscht die Kolonne der königlichen Luxuskarossen durch die Wüstenstadt Ouarzazate im Süden des Landes. Die Untertanen jubeln, der Herrscher winkt. Mohammed VI. ist gekommen, um ein Symbol der Moderne einzuweihen: Das größte Solarkraftwerk der Welt.

160 Megawatt installierte Leistung. Mehr als eine halbe Million Parabol-Spiegel glitzern im Wüstensand. Dahinter liegen die Baustellen der nächsten beiden Solarkraftwerke. Youssef Stitou von der marokkanischen Agentur für erneuerbare Energien gehört zu dem Team von Ingenieuren, die das erste Kraftwerk buchstäblich in den Wüstensand von Ouarzazate gesetzt haben. Und Stitou wirkt immer noch selbst beeindruckt, wenn er vom Dach des Maschinenhauses über das Meer der Parabol-Spiegel schaut.

"Das ist riesig. Es ist gigantisch! Bis 2030 sollen 52 Prozent des Stroms in Marokko mit erneuerbaren Energien produziert werden."

Youssef Stitou von der marokkanischen Agentur für erneuerbare Energien über das größte Solarkraftwerk der Welt in Marokko

Bestnoten im Klimaschutz

Ein wirklich ehrgeiziger Plan. Bisher muss Marokko mangels eigener Ressourcen Strom importieren. Vor allem per Unterseekabel aus Spanien. König Mohammed VI. hatte auch seinem Land 2009 eine Energiewende verschrieben. Wind, Wasser, Sonne – das sollen die wesentlichen Energiequellen werden. An der 2.000 Kilometer langen Küstenlinie Marokkos wachsen Windparks in den Himmel. Die Arbeit an den Solarkraftwerken brummt. Marokko macht aktiv Präventionspolitik gegen den Klimawandel. Indem es eine möglichst CO2-freie Stromproduktion investiert.

Dafür bekommt das Königreich Bestnoten im Klimaschutz-Index, den die Nichtregierungsorganisation Germanwatch jedes Jahr erstellt. Nicht nur, weil Marokko sich klare Ziele setze, heißt es bei Germanwatch. Sondern weil das Königreich diese Ziele auch mit konkreten Taten untermauere.

Hilfe für Afrika gefordert

Klar ist allerdings auch, dass Marokko kurzfristig keineswegs seinen CO2-Ausstoß massiv reduziert. Im Straßenverkehr überwiegen nach wie vor dieselbetriebene Dreckschleudern. Vielerorts wird mit Holz geheizt, energetische Isolierung ist die absolute Ausnahme, nicht die Regel. Dennoch: Marokko setzt auf Prävention, so gut es geht. Und es versucht, sich als Vorreiter auf dem afrikanischen Kontinent zu etablieren. Die Umweltministerin und Sonderbeauftragte für den Klimagipfel in Marrakesch, Hakima El Haite, macht das unermüdlich klar. Sie verweist auf das, was 2015 in Paris vereinbart wurde.

"Das Abkommen von Paris sagt klar, dass die Industrie-Staaten den Entwicklungsländern helfen werden: Durch Wissens-Transfer, mit technischer und mit finanzieller Unterstützung. Damit die sich entwickelnden Staaten in der Lage sein werden, dem Klimawandel angemessen zu begegnen. 50 der ärmsten Staaten der Welt liegen in Afrika und der Klimagipfel in Marrakesch sollte auf die afrikanische Stimme hören."

Hakima El Haite, marrokanische Umweltministerin

Als Wortführer profilieren

Marokko ist selbst schon längst von der Klimaveränderung betroffen: Weniger Regen, weniger Wasser in manchen Regionen. Überschwemmungen hingegen in einigen Küstengebieten. Vorsorge gegen die Auswirkungen des Klimawandels ist im marokkanischen Eigeninteresse. Aber es geht auch um strategische Fragen: König Mohammed VI. will sein Land als Bindeglied zwischen Europa und Afrika etablieren. Marokko will seinen politischen und wirtschaftlichen Einfluss ausbauen. Der König will deshalb die Klimakonferenz in Marrakesch auch dazu nutzen, um sich als Wortführer afrikanischer Staaten in Sachen Klimapolitik zu positionieren.


5