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Neues Gesetz geplant Mehr Hilfen für psychisch kranke Menschen in Bayern

Burnout, Angstzustände, Depression - psychische Krankheiten nehmen auch in Bayern in den vergangenen Jahren zu. Hilfsangebote gibt es in den Städten, auf dem Land allerdings sieht das vielerorts anders aus. Darum will Gesundheitsministerin Huml die Versorgung von psychisch-kranken Menschen verbessern.

Von: Johannes Reichart

Stand: 05.07.2016

in Schild mit der Aufschrift "Anmeldung Psychiatrie" und "Anmeldung Neurologie" ist an einem Gebäude im Bezirksklinikum in Regensburg (Oberpfalz) angebracht.  | Bild: picture-alliance/dpa

Ambulante Krisendienste, rund um die Uhr und überall verfügbar, auch auf dem Land: das alles sehen die Eckpunkte des neuen, sogenannte Psychisch-Krankenhilfe-Gesetz der Staatsregierung vor. Ein runder Tisch bestehend aus Gesundheitsministerium, kommunalen Vertretern, Krankenkassen und Experten haben das zehnseitige Papier erarbeitet.

Das Tabu durchbrechen

Bei Ausrastern oder psychischen Anfällen wird noch immer zuerst die Polizei gerufen. Ein Zustand, der für die Polizei aber auch für den Betroffene ungut ist, sagt Kathrin Sonnenholzner, gesundheitspolitische Sprecherin der Landtags-SPD. Deswegen sei ein Krisendienst wichtig, der Sicherheit geben könne und Klarheit bringe, ob überhaupt eine weitere Behandlung nötig ist. Als Vorsitzende hat sie heute mit ihren Kollegen des Gesundheitsausschusses das Eckpunktepapier besprochen.

Psychische Krankheiten sollen endlich kein Tabu mehr sein, auch dieses Signal soll mit dem Gesetz rüberkommen, sagt der Vizevorsitzende des Ausschusses, Bernhard Seidenath von der CSU:

"Wenn jemand ein körperliches Gebrechen hat ist ganz klar, dass innerhalb von kürzester Zeit der Rettungsdienst da ist. Bei psychischen Erkrankungen war das bisher nicht unbedingt der Fall. Das muss gleichweitig auf eine Stufe gestellt werden, der Mensch besteht nicht nur aus seinem Körper, auch aus seiner Seele."

Bernhard Seidenath (CSU)

Mit dem Gesetz sollen auch endlich die Rechte der psychisch Kranken klar festgelegt werden. So sollen die Patienten auch in geschlossenen Psychatrien Besuch ohne längere Genehmigungsverfahren bekommen dürfen und so selten wie möglich ans Bett fixiert werden.

Unklare Finanzierung

Uneinig ist sich der Ausschuss noch, ob die Krisenteams bei den Bezirkskrankenhäusern oder bei den Gesundheitsämtern angesiedelt werden sollen. Auch die Finanzierung der geplanten Maßnahmen zugunsten der psychisch Kranken ist noch unklar. Als nächstes soll das Gesundheitsministerium einen Gesetzesentwurf anfertigen, der dann im Kabinett und daraufhin erneut im Landtag besprochen werden soll. Die Mitglieder des Gesundheitsausschusses drängen darauf, dass das Gesetz bis Ende 2017 kommt.


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Anke Saß, Dienstag, 05.Juli 2016, 23:01 Uhr

4. Krisendienst

Ein Gesetzentwurf für einen Krisendienst in Bayern wäre überflüssig, wenn die ambulante psychiatrische Versorgung in Form von flächendeckender Ambulanter psychiatrischer Pflege in Bayern gesichert wäre. Vorbildlich ist hier Niedersachsen zu erwähnen. Diese Dienste haben eine 24 Stunden Rufbereitschaft und decken damit den größten Teil von Krisensitutionen ab.

  • Antwort von G.W., Mittwoch, 06.Juli, 09:21 Uhr

    Dann war Niedersachsen klüger als andere BL. Die CDU/CSU will ja noch gerne vor der nächsten Wahl Gesetze durchbringen, wer weiß - ob das sonst noch gelingen würde. Und wir bekommen nach und nach die "Aufsteiger" zu Gesicht, die sind dann vielleicht plötzlich Verteidigungsminister ohne Ahnung oder Gesundheitsminister mit noch mehr "ohne" Ahnung sind.

    Es braucht auch keine neuen Gesetze, eine Ergänzung wäre ausreichend. Die alten Gesetze werden sowie nicht abgeschafft, aber immer neue drauf geknallt, bis es noch kompizierter wird, statt einfacher.
    Mehr Personal her und aufhören mit diesem alten Muff, alles noch mehr zu regeln. Der Staat ist langsam ein Problem, nicht die Bürger. Dies hier hat das Ziel, Personen schneller in die Forensik zu bringen,(?) denn bei nur einer Straftat oder einer versuchten, dürfen sie es nicht ! Das ist denen ihr Problem, das sie sich an die eigenen Gesetze ja halten müssen. Nachtigall...ick hör dir trappsen. Dieser Kommentar wurde von der BR-Redaktion entsprechend unseren
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Hans-Peter B, Dienstag, 05.Juli 2016, 17:31 Uhr

3. Hilfe für "psychisch" Erkrankte

Die Finanzierungkosten (zumindest bei/für) einen großen Teil der Hilfesuchenden ist m.E. recht einfach klärbar. Hierfür müsste in das geplante Gesetz eine Formulierung stehen indem festgestellt werden sollte (was man aber bislang nicht macht - nicht mal Gerichte!), wer oder was die (aktuelle) psychische Erkrankung ausgelöst/veruracht hat.
Diese/r sollte zur Kasse gebeten werden.
Seit Jahren ließt man in der Presse Berichte über psychische Erkrankung durch -beispielsweise Mobbing oder Konflikten am Arbeitsplatz- aber jeder schaut weg ... - Die wenigsten erleiden ohne einen Grund eine psychische Erkrankung.

  • Antwort von G.W., Dienstag, 05.Juli, 18:00 Uhr

    @Hans-Peter
    nicht nur Mobbing. Auch Behördenangestellte und da nenne ich die Sonderbehörde, die wir mit Sondergesetzen haben und ich sage dazu politische Opfer, die ein Leben lang gearbeitet haben- und dann diskriminiert werden und 1 EuroJobs machen sollen. Schön gekennzeichnet durch Schilder. Hallo? gehts noch, frage ich mich immer wieder. Es stimmt vieles nicht im Land und man muss das sagen. Mobbing- ist auch so ein Ding. Manche Chefs machen da mit, da hilft nur die Stärke des Egos und man muss diesen Leuten die Brocken vor die Füße werfen. Per Gesetz ist da wenig Hilfe.Im Gesundheitswesen- bei Krebs hat man 30 Ärzte die einem von vorn und hinten alles anbieten ( gibt ja Geld dafür)und nach dem Krebs bekommt man nichts vom Hausarzt. "Das Budget" da ist nicht mal eine Physio drin- ausser man ist "privat". Es ist vieles in diesem Land krank Und dieser CSU Mann-die Vita- von der Bundeswehr bis zum Gesundheitswesen...na Servus ! keine med. Ausbildung- nix !!! Pressesprecher- na dann !

G.W., Dienstag, 05.Juli 2016, 17:10 Uhr

2. Gesetze

Mit Sicherheit wird sich heute mehr mit der Psyche beschäftigt, aber ich bin ein mißtrauischer Mensch und traue auch meinem Staat nicht mehr.

Es sieht immer mehr aus, als ob die Bürger hiermit wieder schneller entrechtet werden.
Zitat:
Mit dem Gesetz sollen auch endlich die Rechte der psychisch Kranken klar festgelegt werden. So sollen die Patienten auch in geschlossenen Psychatrien Besuch ohne längere Genehmigungsverfahren bekommen dürfen und so selten wie möglich ans Bett fixiert werden.
Antwort.
dieser CSU Mann weiss wohl nicht, das in Deutschland "fixieren" generell verboten ist, auch in Altenheimen. Nur auf richterliche Anordnung- und hier ist der Haken. Welcher Richter hat schon Ahnung von diesen Dingen. Es ist ein Druck, der ausgeübt wird- auch von Angehörigen. Wird man in diesem Land alt oder psychisch krank, braucht man eine gute Familie, Freunde und ehrliche Ärzte. Die sind nicht selbstverständlich. Gutachter ebenso- siehe Gustl Mollath ! jaja- immer gut erinnern!

Miachael D., Dienstag, 05.Juli 2016, 10:54 Uhr

1. Der Mensch ist ein Sklave seiner Phobien.

Es ist nicht zu übersehen und intern zu überhören - die Zukunftsangst geht um! Wenn sich unsere Generation Daumen nicht ständig mit dem Smartphone beschäftigen würde, gäbe es noch mehr psychisch Kranke. Dabei sollten wir doch dazu übergehen, uns nicht die jetzt noch herrschende Normalität mit schlimmen Vorahnungen verderben lassen. Genießen wir doch diese friedlichen Tage, den schönen Sommer und als Rentner oder Sozialleistungsempfänger die geregelten Überweisungen durch den Staat...

  • Antwort von Franz, Dienstag, 05.Juli, 13:11 Uhr

    Ihr Text könnte auch aus dem Jahr 1981 stammen. Damals gab es auch schon Leute, die so negativ daherkamen. Die Welt ist dennoch bisher nicht untergegangen.
    Im übrigen gäbe es wohl weniger psychische Probleme ohne Smartphone. Aber das nur am Rande.

  • Antwort von G.W., Dienstag, 05.Juli, 18:19 Uhr

    @Franz
    die Aussage von MIchael D. ist doch einfach nur hingeworfen. Ich sehe es ja an vielen Beiträgen.Sich ernsthaft mit etwas beschäftigen, können nur die wenigsten. Sich informieren würde auch helfen. Männer- haben noch immer Probleme mit der eigenen Psyche, sie geben ungern zu, wenn etwas ist. Mein Neffe hat einen Kollegen, der Burnout hatte.- Immer noch verlacht- diese "Krankheit". Früher hätte man gesagt- "Psychosomatisches Erschöpfungsyndrom" aber Burnout hört sich ja besser an. Was ist passiert? Die Alzheimererkrankung der Mutter hat ihn schwer belastet und die Verantwortung für den alten Vater, der aber dann 1 Jahr später starb.Mit 50 Jahren, so alt war er- hat er es dank guter Ärzte angenommen und zum Glück war sein "Chef" eine Frau ! 1 Jahr Pause und nun ist er wieder dabei und nach und nach auch von den Medis runter. Man muss das Leben annehmen und eine Krankheit /Syndrom auch, sonst geht es nicht. So vieles muss man erleiden, aber nicht jeder kann es er/tragen.

  • Antwort von Franz, Dienstag, 05.Juli, 19:53 Uhr

    Zum Glück war sein Chef eine Frau ? Ich liebe Verallgemeinerungen.....

  • Antwort von G.W., Dienstag, 05.Juli, 20:55 Uhr

    @'Franz
    es ist erwiesen,dass Männer (sofern keine Ärzte) weniger Verständnis für psychische Dinge haben als Frauen. Das gilt auch für Beziehungen und Ehen. Oder was meinen Sie, warum Frauen ihre Männer schneller verlassen? Ebenso die alten Männer- das ist ein Problem, weil sie einfach nicht glauben wollen, dass sie an Altersdrepressionen leiden. Das liegt an den fehlenden Gehirnbotenstoffen- und der fehlenden Einsicht-wenn die Alterssturheit einsetzt. Die kann jeden treffen, wenn man nicht früh genug vorsorgt. Brainfood- "Gehirnnahrung" und damit meine ich sicher kein Bier !
    Und in einem Betrieb mit nur 3 Leuten- hätte ein Mann nicht 1 Jahr gewartet, bis sein Mitarbeiter zurück kommt. Wir Frauen sind es, die das Leben besser stemmen, denn außer dem Beruf haben Männer "oft" nichts mehr danach, außer der besseren Rente, je nach Beruf. Auch verloddern alte Männer eher als Frauen-alles bewiesen :-)

    Wieder stelle ich fest- dass Sie zum Thema nichts wissen. (wollen)