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Schnelles Internet ifo bezweifelt forcierten Breitband-Ausbau

Branchenverbände fordern in, die Politik subventioniert ihn mit Milliarden: den schnellen Ausbau schneller Internetverbindungen. Das ifo-Institut jedoch hält einen flächendeckenden Glasfaser-Ausbau für "weder notwendig noch finanzierbar".

Von: Florian Regensburger

Stand: 28.10.2016

Arbeiter verlegen Glasfaserkabel für schnelles Internet (Archivbild). | Bild: dpa-Bildfunk

Der Breitbandausbau kommt zu langsam voran, Deutschland hinkt im internationalen Vergleich hinterher: So oder so ähnlich lauten üblicherweise die Schlagzeilen zum Thema schnelles Internet. Die Politik reagiert mit Milliardensubventionen und fordert die Privatwirtschaft zu mehr Investitionen auf. Das renommierte ifo-Institut kommt allerdings zu einer anderen, weit weniger dramatischen Einschätzung der Lage.

"Schnelle Internet-Verbindungen nur geringfügig genutzt"

"Alle Informationen, die wir haben, deuten darauf hin, dass die besonders schnellen Internet-Verbindungen derzeit nur geringfügig genutzt werden von den Verbrauchern und den Unternehmen", zitierte das Münchner Institut für Wirtschaftsforschung am Donnerstag in einer Pressemitteilung den Leiter des ifo-Zentrums für Industrieökonomik und neue Technologien, Oliver Falck.

Der Staat solle deshalb nicht "breitflächig ohne Rücksicht auf Nutzerzahlen" den Ausbau fördern, sondern eher auf punktuelle Ausbauhilfen setzen. Der Milliarden teure, flächendeckende Ausbau von Glasfaserverbindungen bis zum Endkunden sei "weder notwendig noch finanzierbar" und könne mithin eine Verschwendung von Steuergeldern darstellen.

Ansprüche an stationäre Anschlüsse sinken durch Mobilnutzung

Etwa der Freistaat Bayern will den Ausbau flächendeckender Breitbandnetze mit Übertragungsraten von mindestens 50 Mbit/s in nächster Zeit mit 1,5 Milliarden Euro fördern. Dabei reicht auch eine Download-Bandbreite von 16 Mbit/s - bei stabiler Verbindung - aus, um über einen WLAN-Anschluss zum Beispiel auf zwei Geräten gleichzeitig verschiedene Videostreams in HD-Qualität anzusehen und mit einem dritten Gerät im Web oder in sozialen Netzwerken zu surfen.

85,9 Prozent der deutschen Haushalte verfügten laut einer ifo-Untersuchung bereits heute über Empfangsgeschwindigkeiten von 16 Mbit/s oder mehr. Die Ansprüche an stationäre Internetanschlüsse seien zudem oft gar nicht mehr so hoch, da immer mehr Datennutzung über das Mobilnetz etwa mit dem Smartphone erfolge.


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