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CSU-Entwicklungsminister Müller entschuldigt sich für rassistische Äußerung

Wofür geben afrikanische Männer gerne Geld aus? "Alkohol, Suff, Drogen, Frauen natürlich", sagte der deutsche Entwicklungsminister kürzlich. Nun entschuldigt sich Gerd Müller (CSU). Die Aussage sei zu "undifferenziert" gewesen.

Von: Till Erdtracht

Stand: 15.11.2016

Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (Archivbild) | Bild: picture-alliance/dpa/Stephanie Pilick

Es war der 2. November, auf dem Deutschlandkongress der Union in Bonn. Entwicklungsminister Müller spricht über das Leben in Afrika - und beruft sich dabei auf angebliche Forschungsergebnisse: "Wenn ein afrikanischer Mann 100 Dollar verdient, Preisfrage: Was bringt der nach Hause? 30 Dollar. Und du weißt sicher, was er mit dem Rest macht: nämlich Alkohol, Suff, Drogen, Frauen natürlich."

Der afrikanische Mann investiere eben nicht in seine Kinder, in seine Familie, in Bildung und in Zukunft. Dagegen bringe eine Frau von 100 US-Dollar Verdienst 90 Dollar nach Hause. Das führte Müller als Beleg dafür an, dass die Zukunft Afrikas in der Stärkung der Frau liege.

Doch dieser offensichtlich gut gemeinte Aspekt ging in den Folgetagen unter - übrig blieb der Eindruck, dass der Entwicklungsminister über afrikanische Männer lästert. Nachdem das Video von dem Auftritt in der ZDF-Satiresendung "heute-show" gezeigt worden war, gab es einen Sturm der Entrüstung im Netz, der nicht abebben wollte.

Äußerung war "undifferenziert"

Gut zwei Wochen später, im marokkanischen Marrakesch, am Rande der Weltklimakonferenz: Gerd Müller sieht sich zu einer Reaktion gezwungen. Er entschuldigt sich für die pauschale Äußerung über Afrikaner:

"Es tut mir leid, die Aussage war zu undifferenziert."

Gerd Müller, Entwicklungsminister

Aber: Wenn man die ganze Rede betrachte, werde deutlich, dass es ihm darum gegangen sei, die wichtige Rolle der Frauen und der Jugend für Afrikas Zukunft hervorzuheben. Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD), die mit Müller in Marrakesch war, sprang ihrem Kabinettskollegen spontan zur Seite: "Das ist die Lebenserfahrung", verteidigte sie die Zahlen, noch bevor Müller sich erklärte. "Man kann sich darauf verlassen, dass Frauen mehr Geld in ihrer Familie zurücklassen als Männer." Es gelte nicht nur für Afrika, man müsse es aber nicht in Prozente fassen.

Ein zweiter Fall Oettinger?

Der SPD-Parteivorstand twitterte dagegen:

"Erst #Oettinger, jetzt #CSU-Minister #Müller - für Teile der Union gilt offenbar: Rassismus ist ok. Für uns gilt: #gegenhalten!"

@spdde

Und Niema Movassat, Bundestagsabgeordneter der Linken, schrieb auf Twitter:

"Peinlich,Herr #Mueller!Solche Vorurteile über #Afrika #Maenner sind unwürdig für einen #Entwicklungsminister. #BMZ #Bundesregierung #CSU"

@Niemamovassat

Zuletzt war der EU-Kommissar für digitale Wirtschaft, Günther Oettinger, Rassismus-Vorwürfen ausgesetzt. Er hatte in einem Vortrag vor Unternehmern in Hamburg angesichts der wirtschaftlichen Konkurrenz aus Fernost Chinesen als "Schlitzohren und Schlitzaugen" bezeichnet. Das sei nicht so respektvoll wie geboten, meinte Oettinger später.


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