33

Doping im Fußball Kontrolleure fanden Thiago nicht

Das Doping-Kontrollsystem im Fußball hat offenbar eklatante Mängel: Nach Recherchen von ARD und NDR-info fiel ein Test bei FC Bayern-Spieler Thiago aus, weil der nicht zu finden war.

Von: Sebastian Krause

Stand: 23.06.2016

FC Bayern-Spieler Thiago Alcantara | Bild: picture-alliance/dpa/Jonas Güttler

Von wegen rigorose Doping-Polizei: Seit Jahren muss sich die NADA den Vorwurf gefallen lassen, vor dem mächtigen Fußball-Bund DFB zu kuschen. Und die Fußball-Stars von strengen Dopingkontrollen zu verschonen. Die NADA-Chefin Andrea Gotzmann wehrt sich gegen die Kritik.

"Wir haben jederzeit die Möglichkeit, in jedem Spiel zu kontrollieren. Und dann auch noch zwischendurch, während der Trainingsphase auch unsere Trainingskontrollen durchzuführen."

Andrea Gotzmann, NADA-Chefin

Und im Oktober 2014 wollte die NADA nach Recherchen der ARD-Radio-Recherche Sport und NDR-info tatsächlich ernst machen. Sie hatte bei Bayern-Star Thiago Alcántara offenbar einen Doping-Verdacht. Und um den spanischen Nationalspieler gezielt und unangekündigt zu testen, schickte die NADA gleich mehrere Kontrolleure los. Sie suchten Thiago an verschiedenen Orten quasi gleichzeitig.

Jede Stunde zählt

Doch Thiago war weder zu Hause im Münchner Vorort Grünwald anzutreffen, noch am FC Bayern-Trainingsgelände. Auch in der Klinik Quiron in Barcelona, wo der Spanier damals am Knie operiert worden war, fanden ihn die Kontrolleure nicht. Dort hätte er nach NADA-Informationen eigentlich sein sollen. Trotz mehrmaliger Versuche bekamen die Dopingkontrolleure am Empfang der Klinik keine ausreichende Auskunft darüber, ob sich Thiago dort aufhalte oder wo er zu finden sei. Dabei kommt es bei unangekündigten Kontrollen auf jede Stunde an, wenn man einen Doper erwischen will. Denn bestimmte Dopingsubstanzen sind nur kurz im Körper nachweisbar.

"Wir haben da auch sehr akribische Kontrolleure, die nicht nach dem ersten Klingeln sofort aufgeben. Sondern alle Möglichkeiten nutzen, dass die Kontrolle stattfindet. Denn das ist ja das, was wir wollen. Wir wollen zu dem Zeitpunkt die Kontrolle haben."

Andrea Gotzmann, NADA-Chefin

In diesem Fall mussten die Dopingkontrolleure den Testversuch aber erfolglos abbrechen. Was war das Problem?

Kein Grund für Sanktionen

NADA-Chefin Andrea Gotzmann

Das Management von Thiago, die Klinik in Barcelona und der FC Bayern sind zu einem Interview nicht bereit. NADA-Chefin Gotzmann bittet um Verständnis, "zu einzelnen Fällen keine Stellung nehmen" zu können. Dieser Fall sei aber "in enger Abstimmung behandelt worden".

Und der DFB, der damals für die Überprüfung des Falles zuständig war, antwortet auf Anfrage: Kein Grund, den Spieler zu bestrafen.

"Es gab einen Fall, der nach Einschätzung des DFB und nach Abstimmung mit der NADA nicht als Meldepflichtverstoß des Vereins einzuordnen war und daher zu keiner Sanktionierung führte. Es lag auch kein Sachverhalt vor, der eine Sanktionierung des Spielers nach sich gezogen hätte."

Stellungnahme des DFB zum Fall Thiago

Erstaunliche Systemschwächen

Der Vorfall hatte also für Verein und Spieler keine Folgen. Auf Rückfrage nach dem konkreten Grund für diesen Schluss lieferte der DFB binnen einer angemessenen Frist erst einmal keine Erklärung. Danach, mehrere Stunden nach Ablauf der Frist, gab es aber doch noch eine Antwort: Der DFB stellt klar, dass ...

"der Verein des Spielers im Rahmen der ihm obliegenden Verpflichtung zur Mitteilung des Aufenthalts der Mannschaft, sog. Mannschafts-Whereabouts, nachgekommen ist, in dem er der NADA die Abwesenheit eines Spielers von den angegebenen Trainingsmaßnahmen mit Begründung sowie dessen Erreichbarkeit, soweit diese dem Verein bekannt war, mitgeteilt hat. Der Verein hat zutreffend mitgeteilt, dass sich der Spieler im Krankenhaus befand. Es gab und gibt für DFB und NADA keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass dem Verein angelastet werden könnte, dass der Spieler dann nicht getestet werden konnte, weil der Dopingkontrolleur am Eingang der Klinik trotz mehrmaliger Versuche keine ausreichenden Informationen darüber erhalten haben soll, ob der Spieler sich in der Klinik aufhält oder nicht."

Erklärung des DFB

Auch wenn Thiago nach aktuellem Stand der Dinge kein Verstoß gegen die Regeln zu unterstellen ist, offenbart der Fall erstaunliche Schwächen des Doping-Kontrollsystems im Fußball. Die Dopingkontrolleure können die Spieler selbst unter größtmöglichen Anstrengungen offenbar nicht wie geplant testen. So dass ein Fußball-Profi in der Zeit dopen könnte, ohne erwischt zu werden.

ARD-Radio-Recherche Sport

ARD-Radio-Recherche Sport ist das Recherche-Team der Hörfunk-Sportredaktionen aller ARD-Landesrundfunkanstalten. Die Radioreporter recherchieren zu Hintergrundthemen des Sports und berichten darüber deutschlandweit in den Sendern der ARD. Die Koordination liegt beim Bayerischen Rundfunk in München.


33

Kommentieren

Rentner, Freitag, 24.Juni 2016, 10:58 Uhr

13. unfähige Kontrolleure

bei der Kontrolle ist nach Insider Berichten alles schief gelaufen; nicht am richtigen Haus in Grünwald haben sie geklingelt.

Opa Franz, Donnerstag, 23.Juni 2016, 22:59 Uhr

12. eklatante Mängel ?

Da wurde einer nicht gefunden. Ein Verstoß wurde nicht festgestellt. Was bitte sind die eklatanten Mängel (Mehrzahl !!) und was rechtfertigt das Attribut "eklatant"
(offensichtlich, ins Auge springend) ?

Stüwert, Donnerstag, 23.Juni 2016, 20:19 Uhr

11.

Vielleicht ist auch den Kontroleuren die ärztliche Schweigepflicht bekannt.Die bezieht sich auch auf den Aufenthalt eines Patienten.

  • Antwort von BR-Fan, Donnerstag, 23.Juni, 20:48 Uhr

    @Stüwert
    Hallo, Hallo!
    Das sind KEINE Patienten!

    Schweigepflicht hier?

    Wenn der Test positiv ist darf das also niemand erfahren?

    Wozu dann der Aufwand?

    Bitte schildern sie mir hier ihren Gedankengag

Mathias, Donnerstag, 23.Juni 2016, 17:41 Uhr

10. "offenbar einen Doping-Verdacht"?

Wie kann ein Spieler, der frisch am Knie operiert worden ist und noch weitere Monate nicht spielfaehig ist, "offenbar unter Dopingverdacht stehen"?
Waren die Kontrolleure der Ansicht, dass bei der Operation Medikamente gegeben worde sind, die auf der Dopingliste stehen?
Der Artikel klaert nichts auf, versucht nur Stimmung zu machen (auf Kosten eines Spielers oder des Vereins).
Ueberfluessig.

Dieter Kippnich, Donnerstag, 23.Juni 2016, 17:27 Uhr

9. Fußballer wird zur Dopping Probe nicht gefunden

Es waren Keine Fußballer zufinden ,da kann man nur lachen .Andere Sportler werden im bett gefunden,nur ein Spieler von Bayern München Nicht . Das stinkt doch zum Himmel ,Der Spieler muß gesperrt werden.Dieter Kippnich