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Neuer Schwung durch Start-ups Chancen und Risiken von Fintech-Apps

Das Internet hilft bei vielen Finanzgeschäften, findige Startup-Unternehmen, Fintechs genannt, entwickeln nützliche Apps rund um Finanzdienstleistungen. Was ist auf dem Markt und was bringen sie? Eine Recherche.

Von: Vera Cornette

Stand: 18.07.2016

Schriftzug "Fintech Hub" | Bild: picture-alliance/dpa

Wer hat sich das nicht schon mal gewünscht: Die Papierrechnung vom Handwerker, die Rechnung im Emailanhang vom Modehaus ganz einfach mit einem Klick überweisen? Kinderleicht, mit miniamlem Aufwand. Doch gerade BIC und die 22-stellige IBAN machen das Überweisen umständlich; seit ihrer Einführung ist es erst recht ein Graus, die endlosen Nummeren ins Formular abzutippen.

Ein Klick soll Abtippen ersparen

Das wissen auch Holger Teske und seine Mitstreiter: vor über sechs Jahren haben sie GINI gegründet, ein Münchner Start-up, dessen Name an die TV-Serie "Die bezaubernde Jeannie" erinnern soll. Wie der Flaschengeist, der ab Mitte der 1960er Jahre Einzug auf die Mattscheiben erhielt, so wollen auch sie, wie von guter Geisterhand, Rechnungen fotografieren und einfachere Überweisungen ermöglichen:

Der Kunde macht mit dem Smartphone ein Photo, die App schickt die Daten auf die GINI-Server, dort werden sie analysiert und einige Sekunden später bekommt man aufs Display ein fertig ausgefülltes Formular. Mit Antippen des "weiter"-Buttons ist auch schon die Überweisung getätigt.

"Wir wollen für unsere Kunden wie ein guter Geist sein. Unsere Vision: Dem Kunden Push-Nachrichten schicken, wenn Rechnungen fällig werden - also wie ein angenehmer Asissent sein."

Holger Teske, CEO GINI

4-Augen-Prinzip beim Coden

Und wenn mal was schief geht, beispielsweise Geld auf einem anderen Konto landet? Den Fall gab es bisher noch nicht, sagt Holger Teske. Und dann: Es liege beim Kunden, die Angaben auf ihre Richtigkeit hin zu kontrollieren.

Er und sein Team legen Wert auf größtmögliche Sicherheit, so wird zum Beispiel nach dem Vier-Augen-Prinzip gecodet.

Skepsis beim Online-Banking

Bei GINI mag bisher alles glatt gelaufen sein, trotzdem ist die Akzeptanz fürs Online-Banking nicht uneingeschränkt groß: Aufgrund von Sicherheitsbedenken lassen Deutschlands Verbraucher zunehmend bzw. immer noch die Finger vom Banking per Klick. Je nach Umfrage, die man zu Rate zieht, sehen 30-40 Prozent bewusst vom Online-Banking ab.

Video- statt Post-Ident

Bei den Jüngeren sind die Sorgen am geringsten und möglicherweise auch die zur Verfügung stehende Zeit. Deshalb werben Fintechs, also Start-ups, die sich auf Finanzdienstleistungen spezialisiert haben, oft mit schnellen Lösungen.

So auch das Münchner Unternehmen IDnow. Zwar lassen sich viele Geldgeschäfte mittlerweile im Internet erledigen, doch um ein Konto zu eröffnen oder einen Kredit zu beantragen, dazu muss man in der Regel in eine Postfiliale, um sich zu identifizieren.

Und IDnow hat eine Methode entwickelt, bei der man per Video-Call mit einem Mitarbeiter verbunden wird. Diesem muss man seinen Ausweis zeigen oder genauer: vor der Kamera bewegen. So wird der Pass überprüft, auch nach biometrischen Aspekten. Ist die Überprüfung erfolgreich, werden die Daten an die Banken weitergegeben.

Bei Number26 zeigen sich Schwachstellen

An dieser Stelle könnte Number26 ins Spiel kommen. Das Berliner Start-up gilt als erste Online-Bank. Sie kommen ohne Filialen aus, das Bankgeschäft läuft zum größten Teil über die App. Allerdings werden langsam Schwachstellen deutlich: So wurde einem Kunden im Urlaub die Kreditkarte geklont; auf eine Nachricht per App-Formular reagierte das Unternehmen nicht.

Im Kundenservice und in der Betreung - dort sieht, neben sicherheitsrelevanten Aspekten, auch Hauke Gierow vom IT-Magazin Golem die größten Probleme der Fintechs: "Die Start-ups wollen und müssen wachsen, da investiert man erst Mal nicht viel ins Backend, macht sich um Betreuung keine großen Gedanken."

Kooperation statt Angriffe

Fintech-Start-ups werden seit ein, zwei Jahren als das nächste große Ding gehandelt. Von Disruption, also Zerschlagung der etablierten Player - in dem Fall Banken - wird viel geschrieben. Allerdings sind für viele Start-ups die bloße "Angriffe" oder gar das Ersetzen der Banken schwierig. Schließlich müssen Firmen, um eine Banklizenz zu erwerben, meist mit Lizenzgebühren von 700.000 Euro rechnen.

Das mag viele Start-ups dazu bringen, dass sie eher mit Banken kooperieren, als ihnen den Kampf anzusagen. Und das könnte am Ende Win-Win für Banken und junge Unternehmen bedeuten, denn den Banken wird gern attestiert die Digitalisierung zu verschlafen - Kooperationen mit jungen, wendigen Firmen könnten sie da gut auf die Zukunft vorbereiten.


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