Wie eine Ente im Netz entsteht Das Geschäft mit den Fake-News

Allein die Falschmeldung, der Papst unterstütze Donald Trump, wurde 960.000 Mal auf Facebook geteilt. Facebook und Google haben inzwischen angekündigt, Falschmeldungen zu erschweren. Doch wer sind die Menschen, die gezielt unwahre Artikel streuen? Und warum?

Von: Nicole Markwald

Stand: 26.11.2016 | Archiv

Bild: colourbox.com; Montage/BR

Als die Reporterin vom National Public Radio an der Tür von Jestin Coler in einem Vorort von Los Angeles klingelt, fertigt der sie rasch an der Tür ab: Er habe kein Interesse mit ihr zu sprechen. Coler bekam Besuch von der NPR-Journalistin, weil er Gründer und Chef des Unternehmens Disinfomedia.inc ist. Die Firma unterhält etliche Falschnachrichten-Seiten. Wie viele es genau sind, wollte Coler nicht verraten, als er sich kurze Zeit später doch zu einem Interview bereit erklärte.

Jestin Coler ist einer der Falschnachrichten-Macher. Regelmäßig veröffentlicht er echt wirkende Nachrichten, die allerdings frei erfunden sind. Ein Beispiel: Er setzte vor zwei Jahren die Geschichte in die Welt, dass im US-Bundesstaat Colorado Lebensmittelmarken zum Kauf von Marihuana genutzt worden seien.

Gesetzesvorschlag wegen Falschmeldung

Mit etwas Stolz in der Stimme erzählt Coler: "Daraufhin legte ein Abgeordneter im Kongress von Colorado einen Gesetzesvorschlag vor, der die Verwendung von Lebensmittelmarken für den Kauf von Gras verbot. Obwohl das eine reine Fantasiegeschichte war.”

Jestin Coler ist 40 Jahre, verheiratet, Familienvater. Warum er 2013 mit dem Verfassen von falschen Nachrichten begann, erklärt er so: "Ich wollte eine Webseite schaffen, die von der ultrarechten Bewegung wahrgenommen wird. Mein Ziel war, offenkundig falsche oder ausgedachte Geschichten zu platzieren um dann hinterher darauf zu verweisen, dass das reine Erfindung war.”

Autoren, die Falschmeldungen erfinden

Inzwischen beschäftigt er 25 - 30 Autoren. Coler erzählt, es habe ihn überrascht, wie häufig seine Falschnachrichten, seine fake news, im zurückliegenden Wahlkampf bei Google oder Facebook angeklickt worden seien. Wie auch jene Geschichte, dass ein FBI-Agent, der im Email-Skandal von Hillary Clinton verwickelt gewesen sei, tot aufgefunden wurde. Der Artikel mit seiner reißerischen Überschrift schien von der Zeitung “Denver Guardian” zu stammen. Nur: eine solche Zeitung gibt es gar nicht.

"Die Leute wollten das hören. Alles an der Geschichte hatte ich mir ausgedacht: die Stadt, die Leute, den Sheriff, den Typen vom FBI - unsere social media Redakteure haben den Artikel gezielt bei Trump-Anhängern und in Trump-Foren platziert und die Geschichte verbreitete sich wie ein Lauffeuer."

Jestin Coler

Angeblich Werbeeinnahmen bis zu 40.000

Und mit jedem Klick werden seine Seiten interessanter für Werbetreibende. Zwei andere Autoren für Falschmeldungen, die die Los Angeles Times in Long Beach ausfindig machte, gaben an, pro Monat zwischen 10.000 und 40.000 Dollar mit Werbung auf ihren Seiten einzunehmen. Facebook und Google haben inzwischen angekündigt, keine Werbung auf Seiten mit erfundenen Geschichten mehr zulassen zu wollen.

Jestin Coler, der Mitglied bei der Demokratischen Partei ist, glaubt übrigens  nicht, dass Falschmeldungen, wie er sie verbreitet, dazu beigetragen haben, dass Hillary Clinton die Wahl verlor. Sie sei schlicht keine gute Kandidatin gewesen.