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Emmy-Verleihung Game of Thrones großer Gewinner

Die Preise für das Beste, was das US-Fernsehen zu bieten hat, wurden gestern in Los Angeles verliehen: Die Emmys. Sie sind die Oscars des Fernsehens. Großer Gewinner des Abends war - wieder einmal - die Fantasy-Serie „Game of Thrones“.

Von: Katharina Wilhelm

Stand: 18.09.2016

Emmypreisträger 2016 | Bild: picture-alliance/dpa| Mike Nelson

"Heute Abend feiern wir die Shows, die wir gar nicht schaffen alle anzuschauen."

Jimmy Kimmel, Moderator

So eröffnete Moderator Jimmy Kimmel die Verleihung der Emmy Awards – und es stimmt schon: so viele vielfältige und spannende Serien, so scheint es, gab es schon lange nicht mehr in der US-amerikanischen Fernsehlandschaft.  Zu den Gewinnern des Abends gehörte dementsprechend die Vielfalt, auch thematisch.

Thema Transsexuelle

Jill Soloway und Jeffery Tambor

Unter anderem wurde die Show „Transparent“  ausgezeichnet, in der es um einen älteren Familienvater, gespielt von Jeffrey Tambor, geht, der vom Mann zur Frau wird. Er sei nicht traurig, wenn er der letzte nicht-transsexuelle Darsteller wäre, der eine transsexuelle Frau verkörpere, sagte Tambor, als er seinen Preis als bester Hauptdarsteller in der Kategorie Comedy bekam und plädierte dafür, transsexuellen Menschen noch mehr Chancen in Hollywood einzuräumen.

Die Serie „Transparent“ ist eine von zahlreichen Serien, die nicht im traditionellen TV laufen,  sondern bei  Streamingdiensten wie Netflix, oder in diesem Fall, Amazon Instant Video. Kein Wunder, dass die Erfinderin der Show, Jill Soloway, auch Amazon Chef Jeff Bezos überschwänglich dankte und den Wandel  innerhalb der Fernsehbranche sogar als Revolution feierte.

Serie über O.J. Simpson

Zu den großen Gewinnern des Abends zählte außerdem die Mini-Serie “American Crime Story. The People vs. O.J. Simpson“ in der es um den Mordprozess des ehemaligen Footballstars O.J. Simpson geht

Die Serie erzählt nicht nur den spektakulären Prozess nach sondern trifft wohl auch einen Nerv, denn es geht um Polizeigewalt und Rassismus. Ein brandaktuelles Thema, auch 20 Jahre nach OJ Simpsons Prozess: Neben dem Preis als beste Miniserie gewann sie auch drei Darstellerpreise. In Punkto Nominierung waren bei den Emmys dieses Mal so viele nicht—weiße Darsteller nominiert wie nie zuvor.

Allgemeines Schulterklopfen

Bevor sich die Hollywood-Elite aber für so viel Mut und Vielfalt zu sehr selbst beweihräuchern konnte, holte Moderator Jimmy Kimmel sie wieder auf den Boden der Tatsachen zurück:

"Das einzige, was wir in Hollywood höher schätzen als ethnische Vielfalt: uns für ethnische Vielfalt auf die Schulter zu klopfen."

Jimmy Kimmel, Moderator

Seitenhieb auf Donald Trump

Und er nutzte die Gelegenheit auch den Präsidentschaftskandidaten Donald Trump zu kritisieren, der seine medialen Anfänge in der Show „The Apprentice“ begonnen hat.

"Wir müssen keine Reality-Show mehr sehen, wir leben in einer."

Jimmy Kimmel, Moderator

Peter Dinklage mit dem Emmy für "Game of Thrones"

Den emotionalsten Moment des Abends lieferte wohl Julia Louis-Dreyfuss, die in ihrer Dankesrede als beste Darstellerin in einer Comedy-Serie ihrem verstorbenen Vater dankte: Dreyfus gewann zum fünften Mal in Folge – umso überraschender waren die Gewinner der Kategorie beste Hauptdarsteller in einer Dramaserie:  Rami Malek in der Hacker-Serie “Mr. Robot” und Tatiana Malsani, für “Orphan Black” in der sie als Klon gleich sechs verschiedene Charaktere spielt. Ebenfalls zu den großen Gewinnern gehörte der Favorit "Game of thrones".

Das Fantasy-Epos konnte schon zum zweiten Mal in Folge in der Königskategorie “beste Serie im Bereich Drama” ausgezeichnet und bekam auch Emmys fürs bestes Drehbuch und die beste Regie. Die Serie im Laufe der Jahre die 38 Emmys gewonnen und damit einen neuen Rekord aufgestellt.

Ist das US-amerikanische Fernsehen wirklich besser, als das derzeitige Angebot im Kino?

Serienfans und Junkies würden diese Frage wohl bejahen. Vor allem, wenn es um das Thema Diversität geht. Ein Beispiel dafür: Die nominierte Serie Master of None des US-Inders Aziz Ansari - er spielt darin einen amerikanisch-indischen Schauspieler.

Indische Schauspieler spielen indische Schauspieler, die Hollywoods stereotype Rollenbesetzung kritisieren - mehr Metaebene geht fast nicht.

Aber in der Serie geht es auch um die erste und zweite Generation von Einwanderern in New York - und letztlich auch um Beziehungen, Single sein, das ganze Drama eines jungen US Amerikaners in seinen frühen 30-ern eben.  Sehr clever und dialogstark, lustig, aber nicht zu albern ist die von Netflix produzierte Serie. Ansari hat sie auch geschrieben und Regie geführt:

"Es geht sehr oft um Diversität und unterschiedliche Kulturen, und wir hatten auch weiße Leute in der Show, die einen tollen Job gemacht haben"

Aziz Ansari bei einem Interview mit dem US-amerikanischen Radiosender NPR

Gleiche Chance für weiß und "nicht-weiß"

18 der für den Emmy nominierten Schauspieler sind nicht-weiß, das ist ein vielfach besserer Schnitt als bei den Oscars. "Die Emmys spiegeln damit sehr viel besser den Querschnitt der USA wider" glaubt der Filmkritiker Robert Bianco im amerikanischen TV Sender für USA-Today. Ein Grund dafür ist wohl auch, dass mit neuen Anbietern, Streamingdiensten wie Netflix oder Amazon zum einen mehr Inhalte produziert werden, zum anderen diese neuen Plattformen oft mehr Mut bei der Themenwahl haben. Der Schauspieler Cuba Gooding Jr. ist begeistert von den Möglichkeiten des Fernsehens:

"Man hat die gleichen Skripte im Fernsehen, die es auch fürs Kino gibt - aber man muss sie nicht in zweieinhalb Stunden erzählen, sondern man hat acht oder zehn Stunden."

Cub Gooding Junior

Cuba Gooding Junior ist ebenfalls als bester Schauspieler nominiert - für seine Rolle als OJ Simpsons in "The People vs OJ Simspon".  In der Serie geht es nicht nur um Mordprozess des ehemaligen Footballstars sondern auch um Rassismus und Polizeigewalt. Die Serie hat bei den Primetime Awards die meisten Nominierungen kassieren können.

Favorit Game of Thrones

Große Chancen auf viele Emmys hat auch diese Serie wieder: Game of Thrones. Unter anderem nominiert als beste Drama-serie. Kritiker gehen davon aus, dass die recht blutige Fantasy-Serie wieder zu den Favoriten gehören dürfte. Sie gehen in Konkurrenz mit Serien wie "Better Call Saul", "Downton Abbey" oder "Mr. Robot".Zu den weiteren nominierten Schauspielern gehören unter anderem  Claire Danes als Hauptdarstellerin in "Homeland", Kevin Spacey für "House of Cards".

Die Moderation der Primetime Emmys übernimmt in diesem Jahr Talkshow-Moderator Jimmy Kimmel.


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