Er gehöre nicht "zum alten Eisen", sagte Edmund Stoiber im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk. In der CSU ist der ehemalige Ministerpräsident und Parteivorsitzende immer noch ein wichtiger Ratgeber oder Einflüsterer, und er hat einen direkten Draht zu Horst Seehofer. Die umstrittene Moskaureise des jetzigen bayerischen Ministerpräsidenten in diesem Frühjahr, das Treffen mit Kreml-Chef Putin, wurde von Stoiber mit eingefädelt. Denn für den Oberaudorfer, der heute seinen 75. Geburtstag feiert, waren Reisen von CSU Politikern immer auch Neben-Außenpolitik. Stoiber pflegte das intensiv und fühlte sich wohl bei den Mächtigen. Wladimir Putin ließ für ihn die Kremlgarde aufmarschieren.

Erst Strauß, dann er selbst

Edmund Stoiber als Generalsekretär von Franz Josef Strauß im Jahr 1979

Stoibers größter innenpolitischer Triumph war die Kanzlerkandidatur. 2002 musste ihm Angela Merkel nach einem Frühstück in Wolfratshausen den Vortritt lassen. Und das sei nicht der einzige Besuch von ihr bei ihm gewesen, sagt Stoiber mit triumphierendem Lachen. Allerdings scheiterte "Edi", wie ihn seine politischen Gegner liebevoll nannten. Und Jahre später konnte Angela Merkel ziemlich entspannt über die Sache reden.

Größter politischer Triumph und jäher Fall

Stoiber nach seiner Kanzlerkandidatur im Jahr 2003

An Angela Merkel biss sich Stoiber die Zähne aus. Die Kanzlerin ließ den Konkurrenten auflaufen. Als er merkte, dass er seine Vorstellungen eines Superbundesministeriums nicht durchsetzen konnte, warf er hin und flüchtete aus Berlin. Weil das die eigenen Anhänger entsetze, folgte der Putsch. Die CSU zwang Stoiber zum Rücktritt.

Markenzeichen für Kabarettbühnen

Edmund Stoibers politische Freundin und Konkurrentin Angela Merkel

Die Fußstapfen, die er hinterließ, waren groß. Politisch wie rhetorisch, denn Stoiber war und ist immer noch ein leidenschaftlicher Redner. Es ist noch nicht lange her, da reaktivierte ihn seine Partei für den Aschermittwoch. Nach seiner Rede kochte der Saal. Dass er sich regelmäßig in seinen Gedanken und Sätzen verhedderte oder die Buchstabenkombination „äh“ überproportional oft verwendete, wurde viel belächelt, aber seine Wortkonstruktionen wurden irgendwie auch ein Markenzeichen. Jenseits der Kabarettbühnen, denen er immer reichlich Stoff lieferte, wirkte Stoiber auf einer anderen Bühne wie ein Spät-Bekehrter. Als EU-Berater sorgte er jahrelang dafür, den Bürokratiesumpf auszumisten, aber Edmund Stoiber wurde auch ein Europa-Versteher und Verteidiger.

Diesen Satz sagte Stoiber erst kürzlich, nach der Brexit-Entscheidung der Briten und das hört sich nicht so an, als würde der Mann aus Wolfratshausen demnächst seine Zeit auf dem Golfplatz verbringen.