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Vom Dispo zum Ratenkredit Wie Schuldner an Niedrigzinsen kommen

Kontoüberziehungen sind teuer. Die Dispo-Zinsen liegen teils über zehn Prozent - obwohl sich Banken derzeit so günstig refinanzieren können wie noch nie. Die Banken sind verpflichtet, Kunden zu helfen ebenfalls an niedrige Zinsen zu kommen.

Von: Walter Kittel

Stand: 21.09.2016

Dispo- und Ratenkrediten | Bild: picture-alliance/dpa

Der Dispokredit: schnell und unkompliziert verfügbares Geld. Beliebt bei den Kunden, aber auch gefürchtet.

"Weil es schwer ist, da rauszukommen und weil die Zinsen einfach zu hoch sind, wenn man das Konto überzogen hat. - Dort werden die Leute ausgezogen. - Na ja, man muss aufpassen halt."

Umfrage

Zum Aufpassen gehört, an mögliche Alternativen zu denken. In vielen Fällen lohnt sich der Wechsel vom Dispo mit seiner oft über 10%igen Zinsbelastung zu einem Ratenkredit. Ratenkredite bieten viele Banken schon ab 2-4% Verzinsung an. Joachim Fröhler, Sprecher der Stadtsparkasse München:

Umschulden heißt das Zauberwort auch für Private

"Wechseln können sie jederzeit und das macht dann Sinn, wenn sie merken, dass sie den Dispositionskredit nicht wieder in schneller Zeit zurückfahren können. Wenn sie merken, mein Finanzbedarf war doch höher als gedacht und ich kann den nicht in wenigen Wochen auch wieder ausgleichen. Da legen sie dann fest, welche Summe sie benötigen, in welcher Laufzeit sie den Kredit zurückzahlen, welchen Zins sie haben. Die Zinsbindung ist in der Laufzeit fest.“ Joachim Fröhler, Sparkasse

Auch Sascha Straub, Experte für Finanzthemen bei der Verbraucherzentrale Bayern, empfiehlt, zu einem Ratenkredit zu wechseln, sobald das Konto mehr als ein Netto Einkommen im Minus ist. Denn dann sei es sehr unwahrscheinlich, das geliehene Geld noch kurzfristig zurückzahlen zu können.

"Das sollte ganz klar sein: wenn man größere oder auch längerfristig planbare Anschaffungen im Auge hat, dann sollte man das definitiv niemals über einen Dispo finanzieren. Sondern immer einen Ratenkredit im Auge haben."

Sascha Straub, Verbraucherzentrale

Ratenkredite müssen bei der Bank beantragt werden und verlangen Disziplin, da die Raten -anders als beim Dispo- regelmäßig zurückgezahlt werden müssen. Außerdem wird das Geld erst 14 Tage nach Vertragsabschluss und Ablauf der gesetzlichen Widerrufsfrist ausgezahlt. 

Banken müssen warnen und informieren

Dem Geldautomaten sind die Zinsen egal

Banken sind mittlerweile sogar verpflichtet, ihre Kunden zu beraten und zu informieren, falls sie häufig, lange und auf zu hohem Niveau den Dispo Kredit in Anspruch nehmen.

"Die Erfahrungen haben eben gezeigt, dass jeder Sechste im Dispo ist und davon auch viele drohen, den Überblick zu verlieren, sich finanziell zu überfordern. Und deswegen hat der Gesetzgeber reagiert."

Sascha Straub

 Die Bank habe mit der seit März geltenden gesetzlichen Regelung zwar Fürsorgepflichten ihre Kunden gegenüber, verdienen aber weiterhin auch gut an den Dispokrediten. Ein Interessenskonflikt. Folge: die Kunden sind weiter gefordert.

"Das heißt, sie sind selbst in der Verantwortung zu schauen, wo muss ich mein Ein- und Ausgabeverhalten verändern, wo kann ich es überhaupt ändern?"

Sascha Straub

Stadtsparkasse München reagiert bei dauernder Ausschöpfung

Bei der Stadtsparkasse München suchen die Berater derzeit das Gespräch mit den Kunden, sobald der Dispokredit dauerhaft zu mehr als 75% ausgeschöpft ist, so Sprecher Joachim Fröhler.

"Dann merken wir, dass wahrscheinlich eine höhere Kreditbelastung vorhanden ist, die man anders lösen kann." Joachim Fröhler

Wie mit einem Ratenkredit. In vielen Fällen kann er eine gute Alternative zum vergleichsweise extrem teuren Dispo sein.


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Leser, Mittwoch, 21.September 2016, 08:31 Uhr

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Wenn dann das Dispo auf Ratenkredit umgestellt ist, und die Verbraucher immer noch nicht mit Ihrem Geld umgehen können, gibt es ja noch die Privatinsolvenz.
Immer schön auf großem Fuß leben > Ironie aus <