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Einschätzung Was vom CSU-Parteitag bleibt

Die CSU hat sich inhaltlich klar aufgestellt für die Bundestagswahl. Sie hat erstens ihre Gegner definiert: Rot-Rot-Grün und die AfD. Zweitens hat sie ein neues Grundsatzprogramm. Doch wo war die Leidenschaft?

Von: Achim Wendler

Stand: 05.11.2016 | Archiv

Horst Seehofer spricht am 05.11.2016 in München (Bayern) beim CSU-Parteitag. | Bild: Reuters (RNSP)/Michaela Rehle

Die CSU ist konservativ, will den Staat stärken in Zeiten der Unsicherheit, verlangt von Migranten die Anerkennung der Leitkultur und bleibt hart bei der Obergrenze. Also: Gegner benannt, politische Ziele ins Visier genommen. Damit sind wichtige Voraussetzungen erfüllt für einen kraftvollen Wahlkampf. Aber die Kraft selbst – die fehlt noch. Parteichef Horst Seehofer hat zwei Reden gehalten bei diesem Parteitag. Die erste dauerte anderthalb Stunden, war sachlich-programmatisch und hinterließ bei den Delegierten Zufriedenheit.

Seehofers Botschaften

Die zweite hinterließ Rätsel. Die zentralen Sätze waren: "Wir sind eine große Familie!“ und "Alles andere ist gesagt.“ Hm. Und die Leidenschaft? Wo war der Funke, den ein guter, kraftvoller Wahlkämpfer eben auch braucht, neben einem klaren Gegner und einem inhaltlichen Programm? Diesen Funken hat Horst Seehofer nicht entfacht. Ob er es noch schafft, bleibt eine große Frage nach diesem Parteitag.

CSU wählen ja - Merkel nein?

Die andere Frage: Wie will die CSU jene Wähler gewinnen, die bei der Bundestagswahl zwar die CSU wollen, aber keinesfalls die Kanzlerin? Wie viele Wähler das sind, weiß niemand genau. Aber es können jene Prozente sein, die die CSU für die absolute Mehrheit braucht.

Diese Fragen sind also wichtig. Darum ist es gut möglich, dass die CSU noch einen Sonderparteitag einberuft, Mitte 2017, rechtzeitig vor der Bundestagswahl. Ein solcher Parteitag könnte eine ungeahnte Dynamik entfalten. Es könnte plötzlich nicht mehr um inhaltliche Fragen gehen. Sondern um Personen.


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