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München sucht Erzieher bei der Bundeswehr Ex-Fallschirmjäger leitet jetzt den Hort

Wegen des anhaltenden Personalmangels in Kitas wirbt die Stadt München jetzt zum ersten Mal auf einer Jobmesse der Bundeswehr. Der ehemalige Fallschirmjäger Andreas Parthum hat schon umgeschult.

Von: Vera Cornette

Stand: 15.03.2017

Soldat informiert sich | Bild: BR/Cornette

Er hilft beim Kopfrechnen, kontrolliert die Hausaufgaben, baut Türme aus Holzbausteinen: Andreas Parthum ist nicht nur die einzige männliche Erziehungskraft im Hort im Münchner Hasenbergl, er hat auch einen ganz besonderen Hintergrund. Der 38-Jährige diente von 1998 bis 2006 Stabsunteroffizier bei der Bundeswehr. Als Fallschirmjäger war er im Kosovo und in Afghanistan.

"Es war die beste Entscheidung meines Lebens zur Bundeswehr zu gehen."

Andreas Parthum

Am Ende seiner Dienstzeit machte er eine Ausbildung zum Erzieher. "Das war gar nicht so ungewöhnlich, ich kannte einige Kameraden, die nach ihrer Zeit bei der Bundeswehr in Kindergärten arbeiteten", sagt er. Die große Bandbreite der Möglichkeiten habe ihn gereizt: "Ich kann als Erzieher, Einrichtungsleiter, Streetworker arbeiten." In seinen ursprünglichen Job, den er vor der Bundeswehr erlernt hat, wollte er nicht zurückkehren. Die Maurerausbildung habe er damals bloß absolviert, um "irgendwas zu machen".

Erzieher und Leiter

Seit September 2015 ist er nicht mehr nur Erzieher, sondern leitet den Hort einer Förderschule im Hasenbergl. Die größte Herausforderung dort sei die Sprache, meint Parthum. Beinahe jedes der Kinder zwischen sechs und 12 Jahren habe einen Migrationshintergrund.

Auch deshalb sei es wichtig, dass die Kinder einen Mann als Bezugsperson haben. "Viele haben vor allem Kontakt zur Mutter, da fehlt das Rollenverständnis des Mannes", sagt der Ex-Soldat.

"Wenn ein Hubschrauber über die Schule fliegt und ich drauf zeige, und sage, dass ich da schon mal rausgesprungen bin, schauen mich die Kinder mit großen Augen an."

Andreas Parthum

Zu wenige Männer in Kindergärten, Krippen, Heimen und Horten – überhaupt zu wenig Personal beklagt die Stadt München: Mehr als 200 der knapp 3000 Erzieherstellen sind in der Landeshauptstadt unbesetzt. Dazu kommen noch die offenen Stellen der privaten Träger.

"Dienst am Kind"

Um mehr Menschen für den pädagogischen Bereich zu gewinnen, wirbt die Stadt München jetzt zum ersten Mal auf einer Jobmesse der Bundeswehr. Dort, in der Ernst-von-Bergmann-Kaserne im Münchner Norden informieren sich Soldatinnen und Soldaten, die bald ihre Wehrzeit hinter sich haben und beispielsweise am Ende ihrer Laufbahn als Berufssoldat die Möglichkeit haben, eine Ausbildung zu machen.

Inmitten von Logistik-, Medizintechnik- und Beratungsfirmen versuchen also Mitarbeiter des Referats für Bildung die Soldatinnen und Soldaten für den "Dienst am Kind" zu interessieren.

Zehn Jahre Berufserfahrung

Auch Andreas Parthum wird über seine bald zehn Jahre Berufserfahrung in der Kindertageseinrichtung eventuell künftigen Kolleginnen und Kollegen berichten. Welche Eigenschaft ihm aus der Bundeswehr-Zeit in seinem heutigen Job am meisten hilft? "Die Struktur, die ich dort gelernt habe."


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