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5 Jahre Bundesfreiwilligendienst Bufdis können Zivis nicht ersetzen

Vor fünf Jahren wurde die Wehrpflicht abgeschafft, oder wie es korrekt heißt „ausgesetzt“. Damit fielen auch die Zivildienstleistenden weg. Stattdessen wurde der Bundesfreiwilligendienst eingeführt.

Von: Jana Roller

Stand: 30.06.2016

hilipp Kindermann kümmert sich in Leipzig (Sachsen) um eine Dialysepatientin im Rollstuhl. Jung wie Alt, Mann wie Frau: Der Dienst als «Bufdi» ist im Freistaat auch fünfeinhalb Jahre nach seiner Einführung weiter beliebt.  | Bild: picture-alliance/dpa Jan Woitas

Der Bundesfreiwilligendienst ist – wie der Name schon sagt – freiwillig. Machen kann ihn jeder egal welchen Alters, egal welcher Herkunft. Die Einsatzgebiete sind ähnlich wie die der Zivis: Altenheime, Kindergärten, Hilfsorganisationen, Jugendtreffs etc.. Im Jahr 2015 waren in Bayern fast 3.300 Bufdis oder BFDler – wie die Freiwilligen auch genannt werden – im Einsatz. Insgesamt sind es im Jahr etwa 40.000 in Deutschland. Zivis waren es zuletzt etwa 78.000.

"Die sind für uns einfach ein Geschenk oder ein Gewinn für die Bewohner, dass wir sie zusätzlich haben für die soziale Begleitung, für die Bedürfnisse, die der Bewohner ansonsten hat, für die die Pfleger keine Zeit haben."

Schwester Liliana

Bufdis | Bild: Digital Vision zum Artikel Bundesfreiwilligendienst Ein Tag im Leben eines Freiwilligen

Ralf Prandl vom BRK in Fürth ist einer der ersten "BuFDis“. Er hat sich für ein Jahr Bundesfreiwilligendienst entschieden, weil es seiner Meinung nach wichtig für das "soziale Heranwachsen" ist. [mehr]

Bei den großen Wohlfahrtsverbänden wie der Caritas oder der Diakonie hat die Umstellung auf den Bundesfreiwilligendienst nach eigenen Angaben geklappt. Es gibt genügend Bewerber. Der Caritasverband der Erzdiözese München spricht von einer "Erfolgsgeschichte Bundesfreiwilligendienst“. Bei anderen Hilfsorganisationen fällt die Bilanz nicht so positiv aus. So sind beim Bayerischen Roten Kreuz jedes Jahr zwar 700 „Bufdis“ im Einsatz. Es bestünde jedoch nach wie vor ein weit höherer Bedarf, meint BRK-Landesgeschäftsführer Wolfgang Obermair und beziffert den mit 400 Plätzen pro Jahr. Hier fehle es aber an den nötigen Fördermitteln. Angespannt ist auch die Lage bei den Maltesern in Augsburg. Die Zivis fehlen. Ein Problem nach wie vor, sagt Geschäftsführer Günter Gsottberger.

Bei anderen Hilfsorganisationen fällt die Bilanz nicht so positiv aus. So sind beim Bayerischen Roten Kreuz jedes Jahr zwar 700 „Bufdis“ im Einsatz. Es bestünde jedoch nach wie vor ein weit höherer Bedarf, meint BRK-Landesgeschäftsführer Wolfgang Obermair und beziffert den mit 400 Plätzen pro Jahr. Hier fehle es aber an den nötigen Fördermitteln. Angespannt ist auch die Lage bei den Maltesern in Augsburg. Die Zivis fehlen. Ein Problem nach wie vor, sagt Geschäftsführer Günter Gsottberger.

"Man muss ganz offen und ehrlich sein und da darf man auch nichts schön reden. Hier geht’s um Freiwilligkeit und es ist ein Unterschied, ob ich was freiwillig mache oder ob ich ein Stück weit Verpflichtung dahinter sehe. Das heißt vom Mengengerüst ist kein Vergleich gegeben. In Augsburg waren es zu guten Zeiten 140 Zivildienstleistende bei den Maltesern und derzeit bewegen wir uns bei 10,12 Freiwilligen. Das ist kein Verhältnis letztendlich."

Geschäftsführer Malteser Augsburg Günter Gsottberger

Dieser enorme Verlust an Personal konnte nicht in allen Bereichen aufgefangen werden. Der Fahrdienst für Menschen mit Behinderung etwa – ursprünglich eine Kerndienstleistung der Malteser – musste eingestellt werden. Zivis hatten ihn früher oft übernommen.

"Diesen Bereich in dieser Form gibt es bei uns nicht mehr, das hat ein anderer Anbieter zwischenzeitlich übernommen. Solche Dienste werden sich auch in Zukunft nicht mehr in unserem Portfolio in dem Maße befinden, weil einfach die Manpower fehlt. Das muss man ganz klar sagen."

Geschäftsführer Malteser Augsburg Günter Gsottberger

Mit diesen konkreten Auswirkungen habe man sich mittlerweile arrangiert, fügt er hinzu.

"Die meisten meinen ja nur, das seien günstige Arbeitskräfte gewesen. Das ist gar nicht das primäre Thema. Der große Problempunkt, der sich hier ergeben hat, ist, dass wir die Möglichkeit auf junge Menschen positiv einzuwirken und ein Stück weit auch für die soziale Welt und alles was damit zusammenhängt zu gewinnen und zu begeistern das haben wir verloren und das heißt für mich, dass diese Generation zum großen Teil gar nicht mehr erreicht wird von dieser Thematik."

Geschäftsführer Malteser Augsburg Günter Gsottberger


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