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Public Viewing mit Pfiff Bierzapfanlagen für Zuhause im Test

Ein frisch gezapftes Bier zur Fußball-WM: wunderbar. Bierzapfanlagen sind deshalb vor solchen Fußballgroßereignissen ein Verkaufsschlager.

Von: Reinhard Weber

Stand: 19.06.2018

Pünktlich zur Fußball-WM testen auch die Fans mit uns.  | Bild: BR

Doch was taugen Anlagen für den Hausgebrauch? Das wollen wir herausfinden, indem wir zwei Exemplare testen. Die Zapfanlagen in unserem Check wurden von uns über den Online-Handel bestellt und innerhalb von wenigen Tagen geliefert.

Unsere Tester: junge Fußballfans aus München, die selber gerne kicken, und noch lieber zusammen Spiele anschauen und feiern. Unser Experte: Braumeister und ehemaliger Wirt Stephan Jakob, der inzwischen mit einer mobilen Brauerei Bierseminare hält. Checken wollen wir den Bier-Genuss, die Technik und was der Spaß kostet.

Der Preis

Wir haben im Internet eine kleine Heimanlage gekauft mit dem Namen Biermaxx. Sie eignet sich für 5 Liter Einmal-Partyfässer. Preis: 129 Euro. Und eine semiprofessionelle Schankanlage für Zuhause von der Firma Lindr aus Tschechien. Preis inklusive notwendigem Zubehör: 446 Euro, also fast das Dreieinhalbfache. Wird sich das auszahlen?

Bei der Lindr können Pfand-Fässer aller Brauereien von 10 bis 50 Liter angeschlossen werden. Bei den Partyfässern gibt es nur eine kleine Auswahl, in der Regel von Großbrauereien. Der Liter kostet hier 2,10 Euro. Etwas günstiger kommt der Liter mit 2,00 Euro beim großen Fass. Preislich punktet unterm Strich also ganz klar die kleine Anlage.

Die Technik

Los geht es mit dem Zusammenbauen. Die günstige Anlage zuerst. Denn das Fass muss mit Wasser runtergekühlt werden. Das kann dauern, rund 15 Stunden in diesem Fall. Ein wenig Anleitung ist schon nötig, intuitiv geht es nicht. Die CO2 Patrone für den nötigen Druck nicht vergessen, aber dann ist nach einer viertel Stunde die Anlage fertig zusammengebaut.

Nun ist die teurere Anlage dran. Es ist ein Durchlaufkühler, der auch bei einem warmen Fass unmittelbar kaltes Bier liefern soll. Das umfangreiche Zubehör stellt unsere Crew aber vor so manches Rätsel und die Anleitung gibt es nur auf Tschechisch und Englisch. Unser Profi unterstütz mit dem lebenswichtigen Tipp, dass die CO2-Flasche immer stehen muss.

"Wenn die liegt, kann das ganze System hier vereisen, dann laufen die 60 Bar von der Kohlensäure direkt ins Fass rein und dann haut’s dir das Fass um die Ohren und dann schau ma alle nimmer gut aus."

Stefan Jakob, Brauexperte

Beim Fass anstechen heißt es aufpassen: manche Brauereien haben abweichende Verschlüsse, unserer passt. Nach rund 20 Minuten steht alles.

Der Biergenuss

Beim Biermaxx für 129 Euro kommt erst mal nur Schaum. Auch bei der teureren Lindr kommt erst mal Schaum und ein wenig Luft aus der Leitung. Doch bereits ab dem dritten Glas läuft es gut. Unsere Checker geben ihr rein subjektives Urteil ab – das aber ist deutlich. Beim Zapfen und Geschmack liegt die teurere Anlage klar vorne. Doch werden Sie die Fässer überhaupt leer machen? Wie lange können sie das Bier stehen lassen, bilden sich irgendwann gefährliche Keime?

"Wenn das Bier unter Kohlensäure steht kann es nicht schlecht werden, deswegen haben wir hier diese CO2-flasche oder die Patrone bei dem anderen Automaten , wenn es natürlich offen im Glas steht, wird es auf alle Fälle schlecht, das merkt man, wie das Bier am nächsten Tag nach einer Party riecht dann, ist klar."

Stefan Jakob, Brauexperte

Damit das Bier auch später noch frisch schmeckt, gilt die Faustregel, ein Fass nach drei Tagen zu leeren. Und man muss Anlagen und Leitungen gut reinigen.

"Wenn ich die Leitungen nicht reinigen würde, dann entsteht mir hier, weil das Bier da drin steht eine Trübung, das wird schal das Bier, und verkeimt eventuell auch, wenn es länger drin steht, und der ganze Trub läuft mir durch die Anlage durch, durch den Durchlaufkühler, durch den Hahn durch, und ich bring das dann gar nicht mehr raus."

Stefan Jakob, Brauexperte

Was sagt der Markt?

mehr/wert hat beim Internetportal Testberichte.de eine Umfrage in Auftrag gegeben. Am meisten hat uns bei den Ergebnissen überrascht, dass sich vor allem junge Menschen für Bierzapfanlagen interessieren. Bemerkenswert ist auch, dass mehr Befragte in Norddeutschland als in Bayern über die Anschaffung eines solchen Gerätes nachdenken. Bestätigt sehen wir uns in der Annahme, dass es bei den Geräten vor allem auf den Preis und die Funktion ankommt, weniger auf die Marke oder das Design.


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