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Sicher unterwegs Tipps für die Bergtour

Die Berge bieten nicht nur einzigartige Panoramablicke und urige Hütten. Im Gebirge kann es auch gefährlich werden - egal ob auf dem Breitenstein, auf dem Herzogstand oder in den Gletscherbergen des Alpenhauptkamms. Viele Unfälle sind allerdings vermeidbar. Damit das Bergsteigen zum Genuss wird: Tipps für Touren.

Von: Barbara Weiß

Stand: 10.07.2016

Karwendel: Auf dem Weg vom Hallerangerhaus zur Pfeishütte - Blick auf die Pfeishütte | Bild: BR / Redaktion Bergsteiger

Eine Bergtour fängt nicht mit dem ersten Schritt am Morgen an, sondern schon am Abend davor. Eine gute Vorbereitung ist die beste Voraussetzung dafür, Gefahren zu vermeiden. Zuerst muss sich der Wanderer natürlich über das Wetter informieren. In den Rucksack gehört in jedem Fall eine Wanderkarte.

"Immer genug zu trinken dabei haben, ist wichtig - und Sonnencreme. Und ein Sonnenhut ist ganz wichtig in der heutigen Zeit, denn wir haben vermehrt das Problem, dass die Leute einen Sonnenstich bekommen. Sonnenbrille ist auch ganz wichtig - wegen der UV-Strahlung, die in der Höhe auch stärker ist. Essen ist nicht so wichtig, aber so ein Energieriegel als Notfallration ist auch gut."

Michael Lentrodt, Präsident des Deutschen Bergführerverbandes

Passende Tour zur Kondition - auch für Kinder

Klettersteig oberhalb der Ramsau am Dachstein

Das Wichtigste ist, eine passende Tour auszuwählen - das heißt, sich selbst und die Mitwanderer richtig einzuschätzen. Wenn man beispielsweise im vergangenen Herbst - am Ende der Wandersaison - 1.000 Höhenmeter leicht geschafft hat, heißt das nicht, dass man das auch gleich wieder zu Beginn der neuen Bergsaison schafft. Wer einen Dreier in der Halle klettern kann, kann noch lange nicht einen Schwierigkeitsgrad 3 im freien Gelände klettern.

Auf dem Weg zum Predigtstuhl in der Ramsau am Dachstein

Für Kinder gilt beim Wandern als Faustregel: so alt, so hoch, so weit. Ist ein Kind beispielsweise sieben Jahre alt, sollte man eine Tour mit maximal 700 Höhenmetern und sieben Kilometern planen. Doch nicht nur auf die Länge der Wanderung muss man achten, sondern auch auf die Schwierigkeit des Wanderweges.

Einfach, mittelschwer, schwer

Im bayerischen Alpenraum gibt es drei Kategorien von Wanderwegen: einfach, mittelschwer und schwer.

"Bei den einfachen Wegen ist es so: Die sind breit und eben und ohne Absturzgefahr. Mittelschwere Wege weisen schon Stufen oder sogar Drahtseile auf oder es geht steil den Berg runter. Bei den schweren Wanderwegen kommen unbedingt Trittsicherheit und Schwindelfreiheit dazu. Und ab und zu muss man auch die Hand nehmen, um das Gleichgewicht halten zu können oder ganz leichte Kletterstellen zu überwinden."

Stefan Winter, DAV-Sicherheitsexperte

Gerade Einsteiger sollten die Klassifizierung der Wege ernst nehmen, um Gefahren zu vermeiden.

Früh starten zahlt sich aus

Gipfel der Käserwand oberhalb von Bayrischzell

Gerade an heißen Sommertagen sollte man früh am Morgen aufbrechen. Früh heißt: in den Bergen um 7.00 oder 8.00 Uhr - und nicht erst zur Mittagszeit. Am Anfang der Tour sollte man ruhig losgehen, nicht zu schnell. Talk and walk lautet die Devise. Denn in den ersten zehn Minuten sendet der Körper noch keine Signale aus, kann kein Zeichen geben, ob ihm das Tempo passt, ob er das so durchhalten kann.

Blick auf den Hochkönig von Süden aus im Salzburger Land

Herz-Kreislauf-Probleme sind laut Unfallstatistik des Deutschen Alpenvereins (DAV) dritthäufigste Unfallursache in den Bergen - nach dem Stolpern und Stürzen. Herz-Kreislauf-Probleme treten meist auf, wenn sich Leute überfordern. Schneller Puls, übermäßiges Schwitzen, Übelkeit: All das sind Anzeichen einer Überlastung.

Erschöpfungssignale nicht ignorieren

Auf dem Goetheweg oberhalb von Innsbruck im Karwendel

Wenn die Schritte zur Qual werden, wenn man müde ist, dann stolpert man, dann macht man Fehler. Anzeichen für Erschöpfung: Man geht an einer Weggabelung weiter ohne einen Blick in die Wanderkarte, obwohl man unsicher ist. Oder: Man ignoriert, dass das Wetter umschlägt, ein Gewitter aufzieht. Im Gebirge kann das äußerst gefährlich werden.

"Wer am Klettersteig ist, muss das Drahtseil loslassen und überhaupt so schnell wie möglich aus dem Gelände weg. Überall dort, wo man dasteht wie ein Gipfelkreuz oder wie ein freistehender Baum: weg von diesen Orten! Zum Beispiel kann man sich in eine Mulde kauern. Von Gewässern sollte man sich allerdings am besten entfernen. Und ganz wichtig: nicht in Panik verfallen! Bei panikartigen Fluchtaktionen kommt man schnell in Absturzgelände. Da kann dann noch viel mehr passieren. Also, man sollte ruhig und besonnen reagieren."

Stefan Winter, DAV-Sicherheitsexperte

Im Notfall: 112

Bei einem Notfall sollte man sich erstmal hinzusetzen und in Ruhe überlegen, rät DAV-Sicherheitsexperte Stefan Winter. Ein Handy kann da sehr nützlich sein - ratsam nicht nur für Alleingeher, sondern für alle Wanderer und Kletterer. 112 lautet der Notruf, der überall in den Alpen gilt.

Besondere Gefahren im Hochgebirge

Ein Muss für alle, die in Bereiche über 2.000 Meter gehen, sind außerdem Stöcke und Grödeln, also leichte Steigeisen. Denn auch wenn im Tal schon lange Freibadwetter herrscht, sollte man nicht vergessen, dass gerade an Nordhängen der Hochalpen heuer noch viel Restschnee liegen kann. Die DAV-Unfallstatistik zeigt: Firnfelder werden oft unterschätzt.

Die eigene Angst ernst nehmen

Weitere Infos

Broschüren zum Thema "Sicher durch die Berge" kann man beim DAV telefonisch bestellen oder über dessen Homepage herunterladen.

Bevor man sich überanstrengt - und man vielleicht sogar Gefahr läuft abzustürzen -, sollte man lieber umkehren. Umkehren ist kein Versagen, sondern oft das einzig Richtige - auch dann, wenn man aus Angst nicht weitergehen will. Schwindel und Angst sollte man im Gebirge unbedingt ernst nehmen, auch wenn das - gerade wenn man in der Gruppe geht - für den einzelnen sehr unangenehm sein kann es zuzugeben.


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