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Lunar Reconnaissance Orbiter LRO Mondsonde erkundet unbekannte Mond-Regionen

Die NASA-Mondsonde Lunar Reconnaissance Orbiter kreist in dichtem Abstand um den Mond und erstellte eine dreidimensionale Karte des Mondes. Aber der LRO knipst weiter - seht selbst!

Stand: 20.11.2023

Die Mondsonde LRO fotografiert den Landeplatz der chinesischen Mondsonde Chang'e 4 auf dem Mond.

Lautlos, unaufdringlich, aber unermüdlich im Einsatz: Die NASA-Sonde LRO, Lunar Reconnaissance Orbiter, umkreist unseren Mond seit Juni 2009. Ursprünglich war die Mission auf ein Jahr angesetzt. Am 18. Juni 2009 startete er zum Mond, am 23. Juni 2009 kam er dort an. Inzwischen ist der LRO schon über ein Jahrzehnt im All. Man hört kaum noch etwas vom Lunar Reconnaisscance Orbiter, selbst der Missionsstatus auf der NASA-Webseite wird nur gelegentlich aktualisiert. Denn ihren ursprünglichen Auftrag hat sie längst erfüllt. Doch die Sonde ist noch da. Und sie schießt weiter ihre scharfen Fotos von der Mondoberfläche. Zum Beispiel dieses Bild vom Landeplatz der chinesischen Mondsonde Chang'e 4, die Anfang 2019 auf dem Mond landete.

Ermüdungserscheinungen des LRO im All

Die Mondsonde zeigt allerdings Anzeichen von Altersschwäche: Ihr sogenanntes Trägheitsnavigationssystem (die Inertial Measurement Unit IMU), mit dem die Sonde ihre Eigenrotation überwachen kann, wurde im Mai 2018 in den Ruhezustand versetzt: Das Ringlasergyroskop scheint kurz davor, endgültig den Geist aufzugeben. Um es für besonders wichtige Momente noch nutzen zu können, wurde es abgeschaltet. Seither muss die Ausrichtung des LRO anhand der Geräte, die Sternpositionen messen, bestimmt werden.

Reise zum Mond: Start des Lunar Reconnaissance Orbiter ins All

Der Lunar Reconnaissance Orbiter (LRO) zeigt uns Details vom Mond.

Am 18. Juni 2009 startete der Lunar Reconnaissance Orbiter ins All, zusammen mit der Schwestersonde LCROSS. Fünf Tage später kamen die beiden beim Erdtrabanten an. Das gesamte Unternehmen kostete die US-amerikanische Raumfahrtbehörde NASA rund 430 Millionen Euro.

Mondsonde LRO auf Spionage-Tour auf dem Mond

Der LRO erkundet, welche Regionen auf dem Mond für Mond-Besucher geeignet sind.

Ursprünglicher Auftrag: Die Sonde sollte eine mögliche bemannte Mission zum Erdtrabanten vorbereiten. Dafür erkundete der LRO mit sieben Instrumenten, welche Region des Mondes besonders für menschliche Besucher geeignet wäre.

Mondsonde ausgestattet für präzise Messungen

Schnappschuss eines Mondkraters von der Reise der Mondsonde LRO.

Kamera, Radar, Laserhöhenmesser, Strahlenteleskop, Radiometer und verschiedene Spektrometer ermöglichen es dem Lunar Reconnaisscance Orbiter, die Oberfläche des Mondes bis auf fünfzig Zentimeter genau zu vermessen, sie dreidimensional zu kartieren und zugleich vorherrschende Temperaturen und Strahlungen festzustellen.

So entstand die genaueste topographische Karte der Mondoberfläche, die je erstellt wurde, und zwar von der Vorder- und der Rückseite des Mondes. Und ganz nebenher knipst der LRO seit seiner Ankunft sensationell detaillierte Bilder von der Mondoberfläche und den Kratern.

Mondsonde untersucht Apollo-Missionen auf dem Mond

Nebenbei hat der LRO aber auch einen Blick in die Mond-Vergangenheit geworfen und die Landeplätze der Apollo-Missionen ins Visier genommen.

Begleitsonde LCROSS: Mit Karacho in den Mondkrater

Nachdem die NASA-Begleitsonde LCROSS auf dem Mond eingeschlagen war, konnte LRO erste Daten in den aufgewirbelten Partikeln messen.

Die Begleitsonde LCROSS (Lunar CRater Observation and Sensing Satellite), die zusammen mit dem LRO im Juni 2009 zum Mond reiste, hatte am 9. Oktober 2009 ihren großen - und zugleich letzten - Auftritt: Sie stürzte gezielt in den eiskalten Cabeus-Krater am Südpol des Mondes. Ihr folgte - mit vier Minuten Abstand - der LRO durch die aufgewirbelten Partikel. Mit seinen neun verschiedenen Instrumenten, darunter Kameras und Spektrometer, untersuchte der LRO den aufgewirbelten Mondstaub und schickte die Daten sofort zur Erde zurück.

Mit Erfolg: Dieser Staub wurde analysiert und seit Oktober 2010 steht endgültig fest: Es gibt eine Menge Wasser und sogar ein bisschen Silber auf dem Mond. Für die Raumfahrt ist das eine gute Nachricht, denn sollte es einmal eine ständige Mondstation geben, bräuchte sie dringend Wasser.

Im Staub des Mondkraters

1x Bodensee

Rund sechs Prozent des aufgewirbelten Mondstaubs bestanden aus gefrorenem Wasser. Forscher vermuten in den Kratern am Südpol des Mondes insgesamt die Wassermenge des Bodensees - das sind 50 Billionen Liter Flüssigkeit.

Silber & Co.

Die Forscher haben auch Spuren von Silber, Kohlenmonoxid, Ammoniak, Kalzium und Magnesium im Staub gefunden.

In der Kältefalle

Die Stoffe stammen zumeist von Asteroiden und Meteoriten, die seit 4,5 Milliarden Jahren auf dem Mond einschlagen. In der Kältefalle des Kraters wurden sie für alle Zeiten eingefroren.

Eine Schatztruhe

"Dieser Ort sieht aus wie eine Fundgrube von Elementen und Verbindungen, die auf den Mond gekommen sind." Peter Schultz, Brown Universität, Rhode Island, USA

Blick der Mondsonde vom Mond zurück auf die Erde

Planeten in unserem Universum sind bewohnbar, wenn sie zum Beispiel so groß wie unsere Erde sind und es auf ihnen flüssiges Wasser gibt. Doch das allein heißt noch lange nicht, dass es dort dann auch tatsächlich Leben gibt. Teleskope können das nicht sehen. Darüber hinaus wissen Forscher auch nicht genau, wonach sie dort schauen sollen. Die NASA hat darum das Objektiv des LCROSS vor seinem Absturz auf dem Mond auf den einzigen Planeten gelenkt, von dem wir sicher wissen, dass es dort Leben gibt: unsere Erde. Die Frage der Wissenschaftler: Was kann man eigentlich vom Leben aus der Entfernung erkennen?

Der Schnappschuss der Mondsonde LRO zeigt nicht die Mondsichel, sondern die Erdsichel: Die halbe Erde wird von der Sonne angestrahlt.

Auffällig: Man sieht genau, dass die Erde glänzt, wenn die Sonne auf sie scheint, genannt "Erdschein". Das liegt an den Weltmeeren und auch Wolken können solche Reflexionen hervorrufen. Das bedeutet, sollte man demnächst mal einen Planeten finden, der auf Fotos blinkt und schimmert, könnte das auf Wasser hindeuten.

Darüber hinaus konnten die Forscher auf den Fotos das Gas Ozon gut erkennen, vor allem in ultraviolettem Licht. Ozon ist ein Molekül aus drei Sauerstoffatomen und damit ein Zeichen für Leben. Teleskope sollten in Zukunft also auch im ultravioletten Spektrum fotografieren, schlägt die NASA vor.

Die Instrumente des LRO und ihre Aufgaben:

- CRaTER (Cosmic Ray Telescope for the Effects of Radiation): Teleskop, das kosmische Strahlen misst, die auf dem Mond vorherrschen.
- DLRE (Diviner Lunar Radiometer Experiment): Radiometer, das Temperaturen auf der Mondoberfläche misst.
- LAMP (Lyman Alpha Mapping Project): Spektrometer für den ultravioletten Bereich, soll in Kratern, die immer im Schatten liegen, nach Eis suchen.
- LEND (Lunar Exploration Neutron Detector): Neutronen-Spektrometer, misst den Neutronenfluss von Wärmeenergie, soll dabei helfen, Wasserstoff zu entdecken. 
- LOLA (Lunar Orbiter Laser Altimeter): Eine Art Radargerät, das eine genaue Karte des Mondes erstellen soll.
- LROC (Lunar Reconnaissance Orbiter Cameras): Kamera, die Weitwinkel- und Nahaufnahmen machen kann und so nach möglichen zukünftigen Landeplätzen sucht. Sie hat eine Auflösung von 0,5 Metern pro Pixel.

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