Medienkompetenzprojekte - Medienkompetenztag


5

Medienkompetenztag am 10. April 2025 FaktenSicher - Medienkompetenz in Zeiten von Desinformation

Zum alljährlichen Medienkompetenztag im Münchner Funkhaus des Bayerischen Fundfunks kamen 160 Lehrkräfte aus ganz Bayern, um sich auszutauschen, Neues zu erfahren und Methoden kennen zu lernen, wie sie in ihrem schulischen Alltag Desinformation besser entlarven und mit ihren Schüler:innen reflektieren können.

Stand: 11.04.2025

Medienkompetenztag 2025  | Bild: BR | Julian Schulz

Der Tag beginnt im vollbesetzten Großen Sitzungssaal des Funkhauses am Hauptbahnhof mit einem Podiumsgespräch. Judith Schönicke, Mitarbeiterin von BR24 Radio Audio und den BR Medienkompetenzprojekten, moderiert präsent und fokussiert den spannenden Dialog.

Podiumsgespräch über Politik, Medien und Desinformation

Zugeschaltet aus Berlin ist Politikwissenschaftlerin Prof. Jeanette Hofmann. Sie leitet am Wissenschaftszentrum für Sozialforschung in Berlin eine Forschungsgruppe, die sich mit Politik und Digitalisierung beschäftigt. Auf dem Podium dabei ist Uta Löhrer, ehemals Lehrkraft und heute stellvertretende Direktorin der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildung und Abteilungsleiterin für die Bereiche Vermittlung, Extremismusprävention und Digitalisierung. Aus dem BR diskutiert Politikwissenschaftler und Mitarbeiter der Redaktion Politik Thies Marsen mit. Er beschäftigt sich als Journalist seit Jahrzenten intensiv mit der NS-Vergangenheit und ebenso mit rechten Strömungen der Gegenwart. Max Gilbert aus dem Team des BR24 #Faktenfuchs ist Experte für Faktenchecks.

Aufruf zur Vorsicht: Von Neutralitätspflicht und Selbsteinschätzung

Die Teilnehmer:innen der Podiumsdiskussion beleuchteten unterschiedliche Aspekte des Themas. Uta Löhrer von der BLZ wies darauf hin, dass manches Mal die "Neutralitätspflicht" falsch verstanden werde. Es gehe nicht darum, zu Positionen zu schweigen und keine Stellung zu beziehen, sondern besonders Lehrkräfte sollten unbedingt Stellung beziehen, wenn Schülerinnen und Schüler beispielsweise Videos zeigen oder Positionen äußern, die die freiheitlich-demokratische Grundordnung in Frage stellen oder verlassen. Das Neutralitätsgebot bedeutet nicht, keine Meinung äußern zu dürfen, sondern im Gegenteil sei es ein Mythos, in Schule und Unterricht neutral sein zu müssen.

Medien als Transportmittel für Desinformation

Prof. Jeanette Hoffmann wies darauf hin, dass Desinformation kein Phänomen sei, das nur durch soziale Medien hervorgerufen werde, denn sie verbreiten Desinformationen nur. Es handele sich vielmehr um ein altes Phänomen, das schon länger existiere als die sozialen Medien. Die Medien transportierten Desinformation lediglich und durch die Algorithmen werde die Verbreitung gestärkt. 

Dass es eine probate Methode sei, Schülerinnen und Schüler davon abzuhalten, Desinformationen zu teilen, wenn man sie stärker in alle denkbaren Prozesse von Schule einbinde, betonte BR-Journalist Thies Marsen. Besonders wichtig sei es, demokratische Werte zu vermitteln, und zwar nicht nur theoretisch, sondern durch echtes Einbeziehen der Schülerinnen und Schüler, etwa bei der Schülervertretung, den Schülerparlamenten und Schulparlamenten. Partizipation bedeute hier, Schülerinnen und Schülern Raum zu geben, zu diskutieren und unterschiedliche Positionen kritisch beleuchten zu dürfen.

Ein breites Spektrum von Desinformation

Desinformation begegnet uns in vielfältiger Gestalt, auch in Aussagen von Politiker:innen. Max Gilbert vom BR24 #Faktenfuchs sieht die Aufgabe der Öffentlich-Rechtlichen auch darin, selbst diese Aussagen kritisch zu hinterfragen und zu prüfen, welche Aussagen und Narrative hier verbreitet werden. Die Website des Faktenfuchses bietet auch die Möglichkeit, dass Nutzer:innen lernen, selbst Fälschungen zu erkennen und Desinformation aufzudecken.

Kritisch sein – auch sich selbst gegenüber

Kritisch sein, den Verstand einsetzen und auch misstrauisch gegen sich selbst und eigene Meinungen sein! Besonders dann, wenn uns etwas so richtig gut gefällt, weil es die eigene Position untermauert, sollte man die Aussage nochmal kritisch überprüfen. Denn irritierend, aber häufig: Man erkennt Desinformation oft schlechter, wenn sie die eigene Meinung unterstützt. Es geht also um einen "Aufruf zur Vorsicht" - misstrauisch sich selbst gegenüber zu sein. Warum gefällt mir das so gut? Warum neige ich dazu, das zu teilen, weil es meinen Auffassungen entspricht?

Praxisorientierte Workshops und Markt der Möglichkeiten

Beim Markt der Möglichkeiten stellen verschiedene BR-Redaktionen und externe Partner ihre Angebote für Schulen vor.

In praxisorientierten Workshops - von Faktenchecks über digitale Medienproduktion bis hin zu Strategien gegen Hate Speech - erhalten Lehrkräfte konkrete Werkzeuge, um Medien- und Nachrichtenkompetenz in ihrem Unterricht aktiv zu vermitteln.

Das waren unsere Referent:innen


5