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Limes in Bayern Den Limes erleben und die Römer besuchen

An zahlreichen Orten in Bayern sind der Limes und seine einstigen Anwohner immer noch lebendig: In Museen, rekonstruierten Kastellen, Türmen und Thermen können Sie den Römern nachspüren. Lust auf einen Ausflug?

Stand: 02.08.2021 | Archiv

Masken im Römermuseum Weißenburg | Bild: picture alliance / DUMONT Bildarchiv

Die Sammlungen des Stiftsmuseums der Stadt Aschaffenburg präsentieren wertvolle Funde aus vorgeschlichtlicher, römischer und mittelalterlicher Zeit. Einblicke in die religiösen Vorstellungen der Anwohner des "nassen Limes", als der hier der Main fungierte, gewähren Sockel von Säulen, an deren Spitze Jupiter thronte. Man verehrte in diesen Jupitersäulen einerseits den obersten römischen Staatsgott sowie den keltischen Himmels- und Wettergott Taranis. Einheimische Glaubensvorstellungen verschmolzen mit römischen, was die Eingliederung der Kelten förderte. Wahrscheinlich waren die Monumente mit Neusiedlern aus dem Rheingebiet an den Main gelangt.

Manching gehörte einst zu den bedeutendsten keltischen Städten Europas. Das "kelten römer museum" zeigt beeindruckende Funde aus der Gegend. Herzstück sind zwei 15 Meter lange, sehr gut erhaltene Militärschiffe, die im Militärlager im Manchinger Ortsteil Oberstimm in einem Schiffsfriedhof entdeckt wurden. Um 100 nach Christus haben Werftarbeiter aus Italien, Griechenland oder Ägypten die Holzstämme bis ins Detail raffiniert in Nut- und Feder-Konstruktion miteinander verbunden, mit Lindenbast abgedichtet und mit Pech gestrichen. 20 Soldaten konnten die Schiffe rudern, aber auch segeln.

Das LIMESEUM

Etwa 100 nach Christus erbauten die Römer ein Reiterkastell in der Nähe des heutigen Ortes Ruffenhofen. Neben der Militäranlage stand eine Siedlung für Handwerker, Händler und Soldatenfamilien mit Tempeln, Tavernen und Badeanlagen. Als eines der wenigen Limeskastelle mit Lagerdorf wurde es nie überbaut. Daher befindet sich die römische Anlage noch größtenteils unberührt im Boden des Archäologischen Parks. Im Römerpark Ruffenhofen lassen sich so die Grundrisse der einstigen Bebauung je nach Jahreszeit unter dem Motto "Kastell in Blüte" durch Bepflanzung sichtbar machen. Im LIMESEUM wird das Alltagsleben der Kastellbewohner auch für Kinder lebendig präsentiert.

Das Juwel des RömerMuseums, Zweigmuseum der Archäologischen Staatssammlung München, ist der 1979 gefundene Römerschatz. Er besteht aus über hundert Einzelteilen. Darunter finden sich herausragende Statuetten von Gottheiten aus italischen Werkstätten, eine stammt sogar aus Syrien. Sie standen einst in privaten kleinen Hausheiligtümern. Als einmalige Entdeckung gelten die aus Holz geschnitzten Weihegaben in Form von Armen und Beinen, die offenbar Pilger in einem Quellheiligtum beim naheliegenden Kastell Dambach dargebracht haben. Wahrscheinlich haben sie sie als Dank für Heilung oder mit der Bitte um Genesung einer Quellnymphe geopfert. Dass man in römischer Zeit kaltes Wildwasser zur Therapie einsetzte, ähnlich wie Kneipp, belegen außerdem zwei Fundplätze in Frankreich.

Das Kastell Weißenburg, auch als Biriciana bekannt, liegt am westlichen Rand der Stadt. Der Grundriss des Militärlagers war, wie andere auch, nach dem Vorbild einer idealen mediterranen Stadt als befestigte "Kaserne" angelegt. Im Mittelpunkt lagen die Verwaltungs- und Kultgebäude. Inzwischen hat man das Nordtor rekonstruiert. Allerdings folgt aus neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen, dass die Toranlage einst ein Stockwerk höher war.

Die Thermen am südwestlichen Stadtrand von Weißenburg zählen zu den am besten erhaltenen römischen Thermenanlagen in Süddeutschland. Mit einer Länge von 63 Metern gehören sie auch zu den größten bekannten römischen Gebäuden. Die Badeanlage ist immer wieder umgebaut und später verkleinert worden. Frauen vergnügten sich hier einst am Vormittag, Männer badeten nachmittags. Man begann mit Warmbad, dann folgten Schwitzbad und Kaltbad, bis man sich schließlich im Gymnastikraum sportlich betätigte. An Brandspuren ist zu erkennen, dass die Therme irgendwann der Zerstörung zum Opfer fiel. Den ungefähren Zeitpunkt verrät ein dort gefundener Schatz: Die jüngste Münze darin wurde im Jahr 252 nach Christus geprägt.

Das Stadtmuseum befindet sich im Kavalier Hepp, einem ehemaligen Festungsbau. Ein Schwerpunkt der umfassenden Sammlung liegt auf den römsichen Gutshöfen und ihren einst prächtig mit Mosaiken ausgestatteten Herrenhäusern in der Umgebung. Das in der Villenanlage von Etting entdeckte bestens erhaltene Wasserbecken einer Wassermühle wurde nach langwierigen Konservierungsarbeiten im Museum aufgestellt. Es zeugt vom Erfindergeist der Römer. Getreide in großen Mengen war für die Soldaten und für die zahlreichen Militärpferde in den umliegenden Reiterkastellen lebensnotwendig.

In der Nähe von Ingolstadt zeigt der nachgebaute Gutshof von Möckenlohe das bescheidene Dasein der einfachen Bauern. Ein Römerfest führt das vor Augen. Ausgestellt werden Gegenstände, die auf dem Areal der Villa Rustica gefunden wurden.

Unter der romanischen Andreaskirche im alten Stadtkern liegt eine ausgedehnte römische Badeanlage. Die zahlreichen einst beheizbaren Räume und Wasserbecken sowie die vor Ort austretenden Schwefelquellen wurden schon vor fast 2.000 Jahren geschätzt. Damit legten die Römer den Grundstein für das heutige moderne Kur- und Badewesen in Bad Gögging.

Bei Bad Gögging in Hienheim endet die römische Limes-Mauer. Die Grenze zu den Germanen geht hier über in den "nassen Limes", der entlang der Donau weiter nach Osten verläuft. An dieser strategisch wichtigen Stelle stand ein Wachturm, der nach neuesten Erkenntnissen nachgebaut wurde.

In Eining an der Donau, dem römischen "Abusina", stand ein Militärlager, dessen Grundriss noch heute erkennbar ist. Von hier aus bewachten die Soldaten den Schiffsverkehr auf der Donau, die Straßenkreuzung der Donausüdstraße in südöstliche Richtung und eine weitere Abzweigung über eine Donaufurt nach Westen. Nach dem Limesfall 254 ging die Bevölkerung hier zurück. Im Rahmen eines wahrscheinlich unter Kaiser Diokletian um 300 in Angriff genommenen Festungsbauprogramms versetzte man die Verteidigungslagen hinter die leichter zu kontrollierenden Flüsse. Das war der Donau-Iller-Limes. Das Kastell Eining wurde verkleinert und stärker befestigt. Bis in die Spätantike, ins zweite Drittel des 5. Jahrhunderts, hatte es Bestand.
Bei Bayerns größtem Römerfest "Salve Abusina" können sich Besucher auf eine Zeitreise zurück in die Antike wie vor 2.000 Jahren begeben. Dann stellen Gladiatoren und Handwerker das damalige Alltagsleben nach.

Castra Regina, so der Name des römischen Regensburg, wurde als Hauptquartier der 3. Italischen Legion gegründet. Es war größter militärischer Stützpunkt in der Provinz Raetien. Erhalten ist ein Teil der Legionslagermauer mit einst 22 Türmen, Resten des Wehrgangs und mit der Porta Praetoria, dem damaligen Nordportal des Legionärslagers Castra Regina. Dass Christen hier in der Spätantike lebten, legt nicht nur ein Grabstein im Museum nahe. Außerdem ließen sich im 5. Jahrhundert immer wieder Neusiedler im Umkreis nieder, die schließlich zu den Bajuwaren zusammenwuchsen.

Das Historische Museum in Regensburg ermöglicht einen spektakulären Streifzug durch die Römerzeit. Als herausragendes Ausstellungsstück gilt der Überrest einer einst acht bis zehn Meter langen Bauinschrift für das Jahr 179 nach Christus. Besondere Bedeutung haben die erlesenen Funde aus der Spätantike aus verschiedenen Grablegen der direkten Umgebung. Sie bezeugen eine Besiedlung adliger Familenverbände auch aus entlegenen Gebieten, etwa aus China.

Unter dem Gotteshaus Niedermünster legte man Reste der hölzernen Baracken des Legionslagers Castra Regina frei. Römische Mauern wurden zum Teil wieder genutzt, um hier die Pfalzkapelle zum nahe gelegenen Hof des Herzogs Theodo aus dem Hause der Agilolfinger zu errichten. So entstand aus dem Legionslager die Hauptstadt des Herzogtums der Bajuwaren.

Der Name des antiken Ortes Straubing, Sorviodurm, deutet auf eine keltische Herkunft hin. Im Laufe der Geschichte entstanden hier verschiedene Militärlager, West- und Ostkastell, aus Holz und später aus Stein. Von besonderer Bedeutung ist die Entdeckung einer Hafenanlage.

Der im Aufbau begriffene archäologische Park präsentiert die Grundmauern eines Privathauses. Exotisches Kultgeschirr in einem Gebäude lässt einen orientalischen Mysterienkult für die Gottheit Sabazios vermuten, die zuständig war für Ackerbau und Geburtshilfe.

Unter der romanischen Kirche St. Peter ist das spätantike Lager zur vermuten. Bei einem Spaziergang dorthin lässt sich die Topographie des antiken Ortes nachempfinden.

Glanzstück des Museums ist der Römerschatz, in dem verschiedene Teile von einzigartigen metallisch funkelnden Paraderüstungen erhalten sind. Gesichtshelme, Beinschienen und Gesichtsschutz für Pferde wurden bei Reiterspielen, bei Paraden und wohl - nach Experimenten von Dr. Markus Junkelmann - auch im Kampf getragen. Straubing ist auch berühmt für sein Weiterbestehen über den offiziellen Untergang des Römischen Reiches hinaus. Hier lebten wohl weiterhin Romanen und neu zugezogene germanische Familienverbände friedlich miteinander. Das bezeugen die einzigartigen wertvollen Grabbeigaben aus verschiedenen Friedhöfen aus einer Epoche des Umbruchs bis zum Beginn des frühen Mittelalters.

Um 90 nach Christus gründete man das Kastell Quintana in Künzing. 500 Soldaten und 120 Reiter waren hier stationiert. Ein Modell gibt Einblicke in die Bebauung mit Verwaltungsgebäude, Hospital, Soldatenunterkünfte und Pferdeställe. 2003 wurde eine rund 35 mal 30 Meter große hölzernen Arena entdeckt, in der wohl auch Gladiatoren gegen wilde Tiere antraten. Damit hatte an dem kleinen Truppenstandort niemand gerechnet. Ein ausgestelltes Modell zeigt eine Rekonstrukion der Arena. Dass Quintana noch im 5. Jahrhundert bestand, als offiziell römische Soldaten abgezogen waren, belegt die Lebensbeschreibung des Heiligen Severin.


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