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Gletscherschmelze Traurige Bilanz in den Alpen

Die Gletscher der Alpen schmelzen rasant - in nur 15 Jahren haben sie ein Sechstel ihres Eisvolumens verloren. Eine Studie legte im Juni 2020 eine Gesamtbilanz vor.

Stand: 07.08.2020

Blick auf den Grossen Aletschgletscher (mit Gletscherschmelze), 18. Juli 2018. | Bild: picture alliance/KEYSTONE

Die alpinen Gletscher in Frankreich, der Schweiz, Österreich und Italien haben von 2000 bis 2014 etwa ein Sechstel, also rund 17 Prozent, ihres Eisvolumens verloren. Das zeigt eine Studie von Geografen der Universität Erlangen-Nürnberg, die am 25. Juni 2020 im Fachmagazin Nature Communications veröffentlicht wurde. Mithilfe einer neuen Mess-Methode basierend auf Satelliten-Daten konnten die Forscher den gesamten Alpenraum und das gesamte Gletschervolumen analysieren - und zwar fast gleichzeitig die Fläche und die Höhe der Gletscher. Bislang wurden eher einzelne Gletscher oder Regionen betrachtet ohne die starke Dynamik der Gletscherregionen in den Alpen zu berücksichtigen.

Gletscherschwund besonders in Schweizer Alpen und Alpen-Randgebirgen

Die neue Mess-Methode bestand aus dreidimensionalen Geländemodellen aus Daten des deutschen Radarsatelliten TanDEM-X und der deutsch-amerikanischen Shuttle Radar Topograhpy-Satellitenmissionen. Diese wurden mit Änderungen der Gletscherausdehnungen aus optischen Aufnahmen der Landsat-Satelliten der NASA kombiniert.

So zeigte sich, dass vom Gletscherschwund in den Alpen besonders die Schweizer Alpen und Alpen-Randgebirge betroffen sind: Der größte Gletscher der Alpen, der Große Aletschgletscher im Schweizer Wallis, schmolz um mehr als fünf Meter pro Jahr in den unteren Lagen. In den höchsten Lagen der Zentralalpen war keine Eisschmelze festzustellen. Bei den sogenannten Randgebirgen schwanden dagegen die Gletscher auch in höheren Lagen. Wahrscheinlich werden Randbereiche daher die ersten Regionen sein, die künftig eisfrei werden, schätzt Geograf Christian Sommer von der Universität Erlangen-Nürnberg.

Schmelzwasser-Vorhersage im Sommer möglich

Die neue Mess-Methode macht es auch möglich, die Menge an Schmelzwasser in den Sommermonaten vorherzusagen. Diese hat großen Einfluss auf die Wasserversorgung und Energiegewinnung vieler Länder. Nicht nur im Alpenraum, sondern auch in "einigen großen europäischen Flusssystemen mit Ursprung in den Alpen", sagt Christian Sommer. So hat während der Sommermonate der Wasserabfluss aus Gletscherschmelzwasser für Rhone und Po beispielsweise einen Anteil von bis zu 20 Prozent ihrer Gesamtwassermenge.


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