12

Pipi Urin - Gelbes Gold für Wissenschaftler

Seit vielen Hundert Jahren wird mit Urin herumexperimentiert. Klingt vielleicht eklig, ist es aber nicht. Für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist Pipi ein interessanter Stoff. Wir erzählen dir, was die Forschung aus dem gelben Gold so alles herausholt ...

Von: Annabelle Zametzer

Stand: 14.01.2022

Eine Urinprobe wird dekantiert. | Bild: picture-alliance/dpa

Einer der ersten Wissenschaftler, der mit Pipi experimentierte, war im Jahr 1669 der deutsche Apotheker Henning Brand. Er wollte den "Stein der Weisen" finden, einen Zauberstein, der alle Metalle in Gold verwandelt. Henning Brand kam auf die eigenwillige Idee, Urin zu sammeln. Dann nahm er einen Topf, erhitzte den Urin langsam und ließ ihn so lange köcheln, bis nur noch eine weiße wachsartige Substanz übrig blieb. Was Henning Brand da gefunden hatte, war aber nicht der Stein der Weisen, sondern Phosphor. Ein Stoff, der im Dunkeln geheimnisvoll leuchtete.

Dünger und Kleber aus Pipi

So sieht moderner Dünger aus Phosphor und Stickstoff aus.

Heute wird aus Phosphor vor allem Pflanzendünger hergestellt. Und Phosphor selbst kann inzwischen auch künstlich, also ohne Urin, gewonnen werden.

Ein weiterer Inhaltsstoff im Urin ist der Harnstoff, das natürliche Salz des Urins. Dieser geruchlose Stoff wird zum Beispiel in Cremes oder in Salben eingesetzt und hilft bei Hauterkrankungen. Außerdem wird aus Harnstoff zusammen mit anderen Stoffen Harnstoffharz, also ein bestimmter Kleber hergestellt. Dieser wird für Spanplatten benötigt.

Gieß- und Trinkwasser aus Pipi

Auf der ISS wird aus Pipi wieder Trinkwasser gewonnen!

Auch heute wird noch viel mit Urin herumexperimentiert. Für die Astronauten auf der ISS gibt es inzwischen eine Möglichkeit, aus ihrem Pipi wieder Trinkwasser herzustellen. Und im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt werden spezielle Tomaten gezüchtet, die im All wachsen und mit gefiltertem Urin gegossen werden können. Wichtige Voraussetzung für ein Leben im All: Wasser ist hier extrem kostbar.

Übrigens: Urin schützt auch vor kosmischer Strahlung im All. Eine Idee wäre es, Urin in Beuteln an den Außenwänden einer Raumstation anzubringen, um sich so vor Krebs zu schützen. Denn kosmische Strahlung ist auf Dauer krebserregend.

Strom aus Pipi

Außerdem wurde in Großbritannien versucht, aus den Bakterien und dem Stickstoff des Urins Energie zu gewinnen. Und tatsächlich haben es die Forscher geschafft, mit dem so gewonnenen Strom kurz mit einem Handy zu telefonieren.

Vielleicht können Zähne eines Tages mit Zahnschmelz aus Pipi repariert werden!

Jetzt wird weiter geforscht, wie man noch mehr Strom aus Urin herstellen kann. Wer weiß, vielleicht kann man ja in Zukunft auf die Toilette gehen, die dann gleich ein wenig Strom für den Föhn aus dem Pipi herstellt …

Und in China wird seit einigen Jahren versucht, aus dem Urin bestimmte Zellen herauszunehmen, um daraus Zahnschmelz für Zähne zu züchten.


12