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Sprache Wie ist unsere Sprache entstanden?

Wir machen es andauernd und überall: reden. Sprache gehört zu unserem Alltag. Ohne sie gäbe es kein Getuschel mit dem besten Freund in der Schule, keine Nachrichten, keine Gutenachtgeschichte. Doch wie ist Sprache eigentlich entstanden? Wann und wie haben die Menschen die ersten Wörter "erfunden"?

Von: Katharina Mutz

Stand: 06.02.2020

Gemälde von Mann und Frau aus der Steinzeit auf der Jagd. | Bild: picture alliance / akg / Bildarchiv Steffens

Selbst Sprachforscher haben keine eindeutige Antwort auf diese Frage. Die Entstehung der Sprache ist selbst für diese Spezialisten immer noch ein ungelöstes Rätsel. Das liegt daran, dass die Geburt der Sprache schon so weit zurückliegt: 100.000 Jahre oder noch länger ist es her, dass die Menschen angefangen haben, sich miteinander zu unterhalten.

Das Denken macht einen Riesenschritt nach vorne

In der "Höhle von Lascaux" haben Menschen vor mehr als 25.000 Jahren Bisons an die Wände gemalt - aus ihrer Vorstellung.

Auch Forscher können deshalb nur Vermutungen darüber anstellen, wie sich die ersten Wörter entwickelt haben. Fest steht allerdings eines: Bevor die Steinzeitmenschen angefangen haben zu sprechen, muss sich etwas Entscheidendes in ihren Köpfen verändert haben: Die Menschen müssen angefangen haben, sich in ihren Köpfen Dinge vorzustellen – auch wenn diese Dinge gar nicht da waren.

Das klingt ganz einfach. Und doch ist das eine ganz besondere Eigenschaft: Jeder Mensch kann sich beispielsweise eine Banane vorstellen, wenn er das Wort "Banane" hört - egal, ob diese Banane vor ihm auf dem Tisch liegt oder nicht. Tiere können das nicht. Dass die Steinzeitmenschen angefangen haben, sich Dinge vorzustellen, war eine wichtige Voraussetzung dafür, dass sich Sprache überhaupt entwickeln konnte: Denn wenn die Menschen in ihren Köpfen keine Idee von einer Sache gehabt hätten, hätten sie auch nie ein Wort für diese Idee erfinden können. Nur: Wie genau haben die Menschen ihre ersten Wörter "erfunden"?

Verschiedene Theorien

Wissenschaftler vermuten, dass Geräusche aus dem Alltag bei der Entwicklung von Sprache eine wichtige Rolle gespielt haben. Das könnte zum Beispiel so funktioniert haben: Ein Steinzeitmensch zieht einen schweren Baum über die Wiese und schnauft dabei, etwa so: "puh, puh". Wenn er später einem anderen erklären will, dass sie zusammen noch mehr Bäume über die Wiese ziehen müssen, sagt er einfach "puh, puh" – und der andere versteht, dass er Bäume wegziehen soll.

Aber nicht nur aus dem Ächzen oder Schnaufen bei schwerer Arbeit können die ersten Wörter entstanden sein, sondern auch aus Lauten, die wir mit bestimmten Gefühlen in Verbindung bringen: Wenn uns etwas auf den Fuß fällt, rufen wir meist "aua" oder "autsch". Vermutlich haben auch die Steinzeitmenschen irgendein Geräusch gemacht, wenn sie Schmerzen hatten. Dieses Geräusch könnte dann nach und nach die Bedeutung "Schmerz" bekommen haben - wie ein richtiges Wort eben.

Sprechen heißt Nachahmen

Auch Geräusche von Tieren könnten bei der Entwicklung der ersten Wörter entscheidend gewesen sein. Forscher vermuten zum Beispiel, dass sich Tiernamen einfach aus den Rufen oder Gebrüll der Tiere entwickelt haben. Teilweise ist das ja sogar heute noch in unserer Sprache so: Weil der Kuckuck "kucku" ruft, heißt er "Kuckuck".

Eine richtige Sprache entwickelt sich aus solchen Lauten natürlich nur, wenn viele Menschen dieselben Laute verwenden, um eine bestimmte Sache zu bezeichnen. Wenn einer zu "Baum" "pök" sagt und ein anderer "krr", dann ergibt das keinen Sinn: Schließlich hätte einer den anderen so überhaupt nicht verstehen können. Wahrscheinlich haben sich bestimmte Wörter erst einmal innerhalb einer Familie oder Sippe ausgebreitet. Forscher vermuten, dass die Mitglieder dieser Sippe häufig die Laute nachahmten, die der Familienchef oder andere wichtige Personen für eine bestimmte Sache verwendeten.


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