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Sankt Martin Laternenumzug für einen Heiligen

Jedes Jahr am 11. November gibt es einen Gedenktag für einen ganz bestimmten Heiligen: für Sankt Martin. In vielen Gegenden ziehen Kinder mit Laternen durch die Straßen und singen Martinslieder. Manche führen ein kleines Theaterstück auf, mit einer ganz bestimmten Szene aus Martins Leben. Es ist die Geschichte, als er in einer kalten Nacht einem Bettler begegnet und ihm aus Mitleid ein Stück von seinem Mantel abschneidet. Diese Geschichte kennen wir alle. Aber wer war dieser Martin eigentlich? Und wie ist er ein so berühmter Heiliger geworden?

Von: Julia Autolny und Veronika Baum

Stand: 08.11.2024

Nach einem Laternen-Umzug haben Kinder ihre bunten Laternen auf eine Leine gehängt und feiern mit ihren Eltern auf einem Spielplatz mit Feuerstelle. | Bild: dpa-Bildfunk/Christian Charisius

Sankt Martin - der römische Soldat

Wie der Heilige Martin wirklich ausgesehen hat, wissen wir nicht. Dieses Gemälde aus dem Jahr 1502 erzählt von der Mantelteilung.

Martin wurde im Jahr 316 als Sohn eines römischen Offiziers in Pannonien - das ist im heutigen Ungarn - geboren. Aufgewachsen ist er in Pavia in Italien. Mit fünfzehn Jahren ging er zur Armee und wurde Soldat, und bald darauf Offizier. Schon während seiner gesamten Armeezeit war Martin ein sehr hilfsbereiter Mensch. Als er an einem kalten Wintertag an einem hungernden und frierenden Bettler vorbeiritt, hat er seinen weiten Mantel mit seinem Schwert geteilt und dem Bettler die eine Hälfte geschenkt. In der folgenden Nacht soll ihm der Legende nach der Bettler im Traum erschienen sein und gesagt haben, er sei in Wahrheit Jesus Christus. Das Christentum war damals noch eine sehr neue Religion.

Nach diesem Erlebnis ließ Martin sich taufen. Er verließ den Militärdienst und ging in die französische Stadt Poitiers zu Bischof Hilarius, der sein Lehrer wurde.

Sankt Martin - der Bischof

Da Martin so ein hilfsbereiter Mensch war, war er bei der Bevölkerung sehr beliebt. Die Leute baten ihn, Bischof der französichen Stadt Tours zu werden. Eine Legende erzählt davon, dass Martin sich dazu nicht würdig genug fühlte und sich in einem Gänsestall vor dem Volk versteckte. Die Gänse in diesem Stall schnatterten aber so laut, daß sie Martin verrieten. Zur Strafe ließ Martin sie dann angeblich braten.

Daher kommt vielleicht auch der Brauch, daß man am 11. November in manchen Gegenden eine Martinsgans isst. Martin wurde also doch Bischof und blieb fast 30 Jahre im Amt. In dieser Zeit - so erzählt es die Legende - hat er zahlreiche Wundertaten und Heilungen vollbracht. Als er mit fast 80 Jahren starb, kamen die Leute von nah und fern zu seiner Beerdigung, denn Martin war sehr berühmt geworden.

Sankt Martin - der Heilige

Martin wurde vom Papst heilig gesprochen und ist nun der Schutzpatron für viele Berufe. Für Winzer, Fassmacher, Huf- und Waffenschmiede, Weber, Schneider, Bürstenbinder, Gerber, Hirten, Hutmacher und Müller. Er beschützt außerdem die Bettler und die Soldaten – und alle Haustiere.

Warum geht man am Sankt-Martins-Tag mit einer Laterne spazieren?

Leuchtende Laternen und leuchtende Kinderaugen.

Dafür kann es zwei Gründe geben: Zum einen haben Leute schon am Grab des heiligen Martin Lichterprozessionen gemacht. Daraus könnten sich die Laternenumzüge entwickelt haben. Eine andere Wurzel könnte im Jahresablauf liegen: Im November und damit um den Martinstag herum werden Licht und Feuer für die Menschen wieder wichtiger. Es wird wieder sehr früh dunkel und man heizt zum ersten Mal den Ofen ein.

Die Szene, in der der Heilige Martin seinen Mantel teilt, wird oft bei den Umzügen mit Pferd und Reiter nachgespielt.

Außerdem beenden die Bauern Anfang November die Arbeit auf den Feldern. Zum Dank für die Ernte entfachte man früher auf den abgeernteten Feldern Feuer. Die Kinder entzündeten daran Fackeln aus Stroh und Papier oder sogenannte "Trulllichter", das waren ausgehöhlte Rüben und Kürbisse. Mit diesen Lichtern zogen sie dann durch die Orte, um Obst und Gebäck zu erbetteln. Daraus könnten sich unsere heutigen Laternenumzüge entwickelt haben.


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