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Ritter Wozu brauchen Ritter ein Wappen?

Neben seiner Waffe trug ein Ritter bei einem Turnier meist auch einen Schild. Darauf waren bunte Bilder gemalt: das Wappen des Ritters. Mit den bunten Bildern verrieten die Ritter einiges über sich - eine Art Visitenkarte. Heute muss man die Bilder und Symbole auf den Wappen entschlüsseln können.

Von: Susanne Roßbach und Veronika Baum

Stand: 25.11.2022

Mit Schwertern tragen Ritter des Templer-Ordens und der Welfschen Ministerialien einen Schaukampf im Rahmen von Ritterspielen in Hannover gegeneinander aus.  | Bild: picture-alliance/dpa

Wappen gibt es erst seit dem 12. Jahrhundert. Woher wir das so genau wissen? Weil auf früheren Bildern von Rittern und Schlachten keine Wappen zu sehen sind.

Ein 68 Meter langer Comicstrip aus dem Mittelalter: Der Teppich von Bayeux wird in einem extra dafür gebauten Museum in Frankreich gezeigt.

Zum Beispiel auf dem Teppich von Bayeux: Das ist ein Bilderteppich, der um 1070 entstanden ist, also im 11. Jahrhundert. Er zeigt die Eroberung Englands durch Wilhelm den Eroberer im Jahr 1066. Der Teppich ist wunderschön gestickt. Es sind Pferde, Hunde und viele andere Tiere auf dem Teppich zu sehen. Man sieht jede Menge Ritter in ihren Rüstungen. Sie tragen auch Schilde, um sich vor ihren Angreifern zu schützen. Aber auf keinem Schild ist ein Wappen abgebildet.

Wappen: Die Visitenkarte eines Ritters

Im Wappen der Adelsfamilie Bibra ist ein eigenartiger Biber mit Klauen zu sehen. Bibra und Biber klingen ähnlich, daher das Wappentier.

Wappen sind meist farbige Zeichen, die für Personen oder Gruppen stehen. Fast immer sind sie in der Form spitzer oder halbrunder Schilde dargestellt. Bei einem Straßenschild heißt der dazugehörige Artikel übrigens DAS, also "das Straßenschild". Beim Ritterschild ist der richtige Artikel DER, also zum Beispiel: "Der Schild" des Ritters zeigt einen Löwen. Tiere auf Ritterschilden sind oft nur ganz vereinfacht dargestellt und sehen manchmal auch ganz anders aus als in der Natur. Ein Wappen, das einen Bezug zum Namen seines Trägers hat, nennt man ein "sprechendes Wappen": wenn beispielsweise jemand "Schreiber" heißt und auf seinem Wappen eine Feder zu sehen ist. Oder jemand heißt "Roßbach" und sein Wappen zeigt ein Pferd, das über einen Fluss springt.

Ritter haben Wappen benutzt, um ihren Besitz zu kennzeichnen. So brachte man beispielsweise auf seiner Burg sein Wappen an. Dann wusste jeder, auch die Menschen, die nicht lesen konnten, wem die Burg gehört. Im Mittelalter gab es nämlich nur wenige Menschen, die lesen konnten. Wichtig war das Wappen auch bei Turnieren. Da kämpfte ein Ritter in einer Rüstung und wenn das Visier am Helm heruntergeklappt war, konnte man ihn nicht mehr erkennen. Aber auf seinem Schild war sein Wappen zu sehen, auf der Decke seines Pferdes und oben auf dem Helm auch noch mal.

Statt auf ihren Schilden zeigen die Kaltenberger Ritter auf ihren Flaggen, wer sie sind.

Ein vollständiges Wappen besteht aus dem Schild, darüber ist ein Helm mit Helmzier und Helmdecke zu sehen. An der Helmzier, also der Verzierung, die oben auf dem Helm angebracht ist, ist oft auch noch mal das Wappen zu sehen.


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