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Modest Mussorgsky Der Bilder-Komponist

Kann man mit Tönen Bilder malen? Der russische Komponist Modest Mussorgsky hat mit seinem Werk "Bilder einer Ausstellung" Tongemälde geschaffen, die heute viel berühmter sind, als die ursprünglichen Bilder auf Leinwand. Das Komponieren hat sich Modest Mussorgsky mehr oder weniger selbst beigebracht.

Von: Katharina Neuschaefer und Veronika Baum

Stand: 25.04.2021 | Archiv

Eigentlich wollte Modest Mussorgsky schon immer Musik erfinden. Schon als Kind zeigt er sehr viel Talent. Nur mit den Lehrern ist das so eine Sache ... Erst bringt ihm seine Mutter das Klavierspielen bei, dann hat er auch etwas Musikunterricht, aber wie das mit dem Komponieren wirklich geht, das sagt ihm keiner. Alles muss Modest Mussorgsky selber herausfinden. Es beginnt ein ewiges Aufschreiben, Durchstreichen, Wegwerfen, nochmal Probieren. Natürlich dauert es auf diese Weise ziemlich lange, bis ein Werk fertig ist. 

Zwischen Musik und Uniform

Als junger Mann trägt Modest Mussorgsky stolz seine Kadettenuniform.

Mussorgsky wird 1839 als jüngster Sohn reicher russischer Gutsbesitzer geboren. Weil "Musiker" aber in Russland kein hoch angesehener Beruf ist, muss Modest eine Militärschule besuchen. Er will zwar eigentlich Komponist werden und schreibt während seiner Schulzeit sogar sein erstes Klavierstück, aber die Militärschule hat für ihn auch etwas Gutes. Die Kadettenuniform steht ihm nämlich so gut, dass Modest Mussorgsky der Schwarm aller Mädchen ist. 

Nach der Schule will Modest nur noch für die Musik leben. Er freundet sich mit anderen jungen Männern an, die ebenso musikbegeistert sind wie er: mit den russischen Komponisten Alexander Borodin, Cesar Cui, Nikolaji Rimsky-Korsakow und mit Mili Balakirew. Zusammen beschließen sie, eine Art Geheimbund zu gründen und ganz und gar "russische Musik" zu komponieren. Nach alten, traditionellen Melodien. Fast so etwas wie die russische Sprache - übersetzt in Noten. Weil eine Bruderschaft auch einen Namen braucht, nennen sich die Freunde fortan: "Die Fünf" oder "Das mächtige Häuflein". Von Mili Balakirew lernt Modest endlich auch einiges über die Kunst des Komponierens, aber das richtige Handwerkszeug fehlt ihm immer noch. 

Aus Bildern werden "Tongemälde"

Lebensdaten

Modest Mussorgsky wird am 21. März 1839 in dem Dorf Karewo im Russischen Kaiserreich geboren. Er stirbt mit 42 Jahren nach einem Schlaganfall am 28. März 1881 in Sankt Petersburg.

Modest Mussorgsky kämpft weiter für seine Musik und schließlich gelingt es ihm sogar eine eigene Oper zu veröffentlichen: "Boris Godunow". Sie klingt genauso wie er es sich gewünscht hat: ganz russisch. Und Modest Mussorgsky wird für seine Musik gefeiert. 

Im Jahr 1873 stirbt sein guter Freund, der Maler und Architekt Viktor Hartmann. Zum Andenken an Hartmann wird in St. Petersburg eine Ausstellung mit Hartmanns Werken organisiert. Da hängen sie nun die Bilder, die Plakate, die Skizzen und Aquarelle. Eines neben dem anderen: Da ist die "Hütte der Hexe Baba-Yaga", dort die finsteren "Katakomben von Paris" oder auch das prächtige "große Tor von Kiew".
Modest Mussorgsky sieht die Bilder an und in seinem Inneren verwandeln sie sich in Musik - in Tongemälde. Er geht nach Hause, setzt sich ans Klavier und komponiert für seinen Freund den Maler eine musikalische Galerie, wo sie wieder alle hängen: Die "Bilder einer Ausstellung".

Weltberühmte Musik - vergessene Kunstwerke

Es gibt Gemälde, die den Komponisten Modest Mussorgsky zeigen, die "Bilder einer Ausstellung" kann man dagegen nur hören!

Viel später erst, 50 lange Jahre nach der wirklichen Ausstellung, schaffen es die musikalischen Bilder in den Konzertsaal. Der Komponist Maurice Ravel findet die Klavierstücke sogar so schön, dass er sie umschreibt, damit ein ganzes Orchester sie spielen kann. Nicht zuletzt durch diese Bearbeitung werden die "Bilder einer Ausstellung" und ihr Komponist in der ganzen Welt berühmt und seither ist Modest Mussorgsky für immer auch irgendwie "... der mit den Bildern". 


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