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Rothirsch Hirsch - Mit mächtigem Geweih in Baumform

Der Hirsch ist bei uns in Europa das größte freilebende Wildtier. Sein mächtiges, verästeltes Geweih hat etwas königliches - und tatsächlich werden die obersten Spitzen oder Sprossen "Krone" genannt. Doch nur die "Könige der Wälder", also die männlichen Tiere, tragen diesen Kopfschmuck. Er ist immer noch eine begehrte Jagdtrophäe. Wenn du Glück hast, entdeckst du im Frühjahr so ein Geweih im Wald: Es wird jedes Jahr abgeworfen, neu gebildet und wächst im Laufe des Sommers nach - bis zu zwei Zentimeter am Tag!

Von: Silke Schmidt-Thrö und Veronika Baum

Stand: 24.01.2023

Ein Rothirsch mit einem mächtigen Geweih. | Bild: colourbox.com

Hirsch oder Rothirsch

Der Rothirsch wird im deutschen Sprachraum fast immer nur "Hirsch" genannt. Dabei ist der Hirsch im Grunde nur das männliche Tier. Das weibliche Tier heißt nicht Reh (!), sondern Hirschkuh!

Hirsch oder Hirschkuh? Das Geweih macht den Unterschied

Ein Rothisch mit seinem mächtigen Geweih steht neben einer Hirschkuh - mit kahlem Kopf.

Schon von weitem kannst du leicht erkennen, ob ein Hirsch oder eine Hirschkuh vor dir steht. Das liegt am Geweih: Den riesigen, verästelten Kopfschmuck bekommen nur männliche Tiere. Und diese Aufteilung gilt für fast alle Geweihträger: vom Elch über Reh bis zum Rothirsch, dem berühmtesten Geweihträger bei uns. Einzige Ausnahme: Das Rentier - bei diesem Mitglied der Familie Hirsch haben beide Geschlechter ein Geweih. Übrigens: Eine Hirschkuh wird auch "Kahlwild" genannt: Weil sie eben einen kahlen Kopf hat und kein Geweih trägt.

Aus was besteht ein Geweih?

Das große, verästelte Geweih eines Hirschen wird jedes Jahr neu aus Knochen gebildet. Zwei Stangen wachsen aus der Stirnknochen der Tiere. Jedes Jahr zur Brunftzeit im Herbst kämpfen die Rothirsche damit aus, wer im Hirschrudel das Sagen hat und wer mit den Hirschkühen zusammen sein darf. Weil sie mit den Geweihen dabei heftig gegeneinander stoßen, muss es ziemlich hart sein. Im Frühjahr werfen die Tiere ihr Geweih ab. Das tut den Tieren nicht weh, weil es zu diesem Zeitpunkt nicht mehr durchblutet ist.

Jedes Jahr ein neues Geweih

Ein junger Rothirsch. Weil sein Geweih noch keine Verästelungen aufweist, wird er "Spießer" genannt.

Schon in ihrem ersten Lebensjahr bilden junge Rothirsche zwei dicke Knochenhöcker auf dem Kopf: die Rosenstöcke. Aus denen kommen die zwei Geweihstangen raus. Anders als bei unseren Haaren werden sie aber nicht immer länger über die Jahre, sondern wachsen jedes Jahr neu. Dabei werden sie immer weiter verzweigt und schwerer.

Im Frühjahr fällt erst einmal das alte Geweih vom Kopf ab. Und der Körper gibt automatisch das Signal, dass wieder ein neues gebraucht wird. Beim Rothirsch zum Beispiel wachsen in nur 120 Tagen dann die zwei Knochen und bekommen auch seitliche Äste wie bei einem Baum. Bei Jägern haben alle Spitzen oder Sprossen eigene Namen. Die obersten heißen Krone. Als Jagdtrophäen zählen die Jäger die Anzahl der Geweihspitzen auf beiden Seiten zusammen: Sind es je sechs Sprossen ist es zum Beispiel ein Zwölf-Ender.

Wie der Kopfschmuck des Hirschen entsteht

Wer ist der Stärkere? Zwei Rothirsche kämpfen gegeneinander.

Je mehr der Rothirsch frisst, desto größer kann sein Geweih werden. Denn die Salze aus Gräsern zum Beispiel liefern wichtiges Baumaterial und Energie für das Knochenwachstum. Damit das Baumaterial da hinkommt, wo es hinsoll, ist der Knochen am Anfang auch gut durchblutet und hat eine schützende Haut drumherum. Sie heißt Bast. Da muss der Hirsch ziemlich aufpassen, dass er nirgendwo anrennt, sonst tut das weh.

Erst im Sommer wenn es ausgewachsen ist, wird das Geweih hart und ist nicht mehr durchblutet. Dann wetzt der Hirsch nur noch die Haut außenrum an Bäumen ab und fertig ist der knochenharte Kopfschmuck. Einen halben Meter lang kann ein Geweih werden und mehrere Kilo wiegen. Je größer, desto besser, denn der Hirsch will damit seine Gegner schlagen und Hirschkühe beeindrucken.

Eine Rothirschkuh mit ihrem Jungen: Auch das Hirschkalb hat weiße Flecken wie ein Rehkitz.

Aber nicht jeder Hirsch bekommt gleich das Traumgeweih. Die jungen Rothirsche müssen klein anfangen. Im ersten Jahr sehen ihre Geweihstangen noch aus wie kleine Spieße. Erst mit den Jahren wird das Geweih verzweigter und größer. Bei manchen mehr als bei anderen. Und wenn der Hirsch alt wird, wird das Geweih sogar wieder ein bisschen kleiner. Schließlich ist er dann auch nicht mehr fit genug, um mit den Jüngeren zu kämpfen.

Steckbrief vom Rothirsch

Name: Rothirsch
Lateinischer Name: Cervus elaphus
Klasse: Säugetier
Familie: Hirsche
Verwandte: Elch, Reh, Rentier, Damwild
Länge: ein bis drei Meter
Höhe: bis zu 150 Zentimeter Rückenhöhe
Gewicht: bis zu 800 Kilogramm, normalerweise zwischen 90 und 350 Kilogramm
Aussehen: Das Fell ist im Sommer rötlich-braun (daher der Name Rothirsch), im Winter eher Fell graubraun. Die Tiere haben einen kleinen Schwanz unter dem sie einen großen hellen Fleck haben, den so genannten "Spiegel". Hirsche gehören zu den Paarhufern.
Alter: bis zu 20 Jahre
Lebensraum: Hirsche sind in Europa, Asien, Nordamerika und Nordwestafrika zu Hause. Sie brauchen große, ausgedehnten Wälder (die es bei uns immer seltener gibt), leben aber auch in Grasländern und Wüstengegenden.
Nahrung: Rothirsche sind - wie Kühe - Wiederkäuer. Sie sind Pflanzenfresser und ernähren sich von Gras, Kräutern, jungen Knospen und Zweigen, aber auch Moosen und Baumrinde.
Feinde:
Bär, Luchs, Wolf
Fortpflanzung: Die Paarungszeit im September und Oktober heißt auch Brunftzeit. In dieser Zeit kann man auch das "Röhren" der Hirsche hören: Ein lautes und tiefes Rufen. Gleichzeitig kämpfen die Männchen mit ihren Geweihen um die Weibchen. Nach acht bis neun Monaten kommt ein Hirschkalb zur Welt und kann
Besonderheiten: Männchen sind eher Einzelgänger, Weibchen leben häufig mit ihren Jungen in größeren Rudeln zusammen. Kurz vor der Geburt eines Jungtiers verlässt die Mutter die Gruppe und sucht ein Versteck für ihr Kalb.


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