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Geschichte Vom Mittelalter bis 1870

Diskriminierung, Diffamierung und Verfolgung: Schon im Mittelalter werden die Juden drangsaliert und mit dem ersten Kreuzzug 1096 beginnen Pogrome. Dennoch gibt es auch immer wieder tolerante Phasen.

Stand: 03.01.2021 | Archiv

Siegel der historischen jüdischen Gemeinde Regensburg | Bild: BR

Das erste Schriftzeugnis, das jüdisches Leben in Bayern dokumentiert, ist die so genannte Raffelstettener Zollordnung aus dem 10. Jahrhundert. Juden lebten hier aber vermutlich schon seit römischer Besatzungszeit. Im Mittelalter sahen die politischen Grenzen des Gebietes, das heute Bayern ist, anders aus als heutzutage. Ab dem 17. Jahrhundert existierten auf dem Boden des heutigen Freistaates neben dem Kurfürstentum Bayern noch etliche Herzogtümer, freie Reichsstädte und Hochstifte, die erst Anfang des 19. Jahrhunderts zu Bayern vereinigt wurden.

Judenfreundlich: Karl der Große

Seit es Aufzeichnungen über jüdisches Leben in Bayern gibt, bezeugen sie fast durchweg Diskriminierung. Es gab nur wenige Phasen, in denen jüdische Kultur aufblühen konnte. Das frühe Mittelalter war eine davon. Etliche Imperatoren traten als Förderer auf.

So rühmten die Kaiser Karl der Große (742-814) oder Ludwig der Fromme (778-840) Verdienste der Juden. Geschätzt waren diese wegen ihrer Sprachkenntnisse, die im zunehmenden Kontakt zwischen Abend- und Morgenland für Mittlerdienste von Nutzen waren. Juden konnten aber vor allem durch medizinische Kenntnisse Karriere am Hof machen. Von jüdischen Ärzten wird zum Beispiel aus der Pfalz oder aus Würzburg berichtet.

Null Toleranz

Dennoch war das Verhältnis zwischen Christen und Juden Jahrhunderte lang prinzipiell gespannt. Denn anders als das vorchristliche Rom bestand die Kirche auf der Allgemeingültigkeit der christlichen Kirche, tolerierte also keinen anderen Glauben und propagierte die Konversion. Die große Mehrheit der Juden weigerte sich allerdings bis ins 19. Jahrhundert, zum Christentum überzutreten, was die christliche Kirche ihnen nicht verzieh.

Mit den Kreuzzügen setzte ein extrem negativer Stimmungsumschwung ein. Christen zettelten in den folgenden Jahrhunderten immer wieder Pogrome gegen Juden an und vertrieben sie aus den Städten. Erst mit der Aufklärung verbesserte sich langsam die Situation der Juden. Mit der Gründung des Deutschen Reiches 1871 erlangten sie die Emanzipation. Dennoch gab es auch danach für Juden wenig Grund aufzuatmen: Dem bis ins 19. Jahrhundert hinein reichenden, religiös motivierten Antijudaismus folgte der rassistisch begründete Antisemitismus.


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