Gesundheitstag


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Kochen plus lernen Schulprojekt gesundes Essen: Bruchrechnen mit Kürbissuppe

Es duftet nach Hühnchencurry, als Dessert gibt's griechischen Joghurt mit Nüssen: Wie jeden Tag haben einige Gymnasiasten in Oberhaching für ihre Mitschüler gekocht. Am Werner-von-Siemens-Gymnasium in München findet Ernährungsbildung sogar im Englisch- und Matheunterricht statt. Nebenbei werden Adverben gepaukt und Bruchrechnen geübt.

Von: Veronika Beer, Annette Hammerschmidt

Stand: 22.10.2019

Ein Mädchen isst in der Schule. | Bild: picture-alliance/dpa

Schnitzelsemmel oder Döner vom Kiosk und danach einen Schokoriegel aus dem Snackautomaten – was Schüler während der Pausen essen, ist häufig nicht besonders gesund. Doch es geht auch anders. Zum Beispiel in der Cafeteria "mathe macchiato" des Gymnasiums Oberhaching. Hier sorgen 40 Schüler für frisch zubereitete Snacks und Mittagessen. Am Werner-von-Siemens-Gymnasium in München findet Ernährungsbildung sogar im Englisch- und Matheunterricht statt. Eine mobile Kochstation wird dazu ins Klassenzimmer gerollt.

Selbstorganisiertes Schülerunternehmen: die Cafeteria "mathe macchiato"

Am Gymnasium in Oberhaching bereiten Schüler das gemeinsame Mittagessen vor.

In der zweiten Pause haben die Schüler Curry mit Basmatireis gekocht und alles vorbereitet, damit sie es in der Mittagspause verkaufen können. Das Projekt nennt sich "mathe macchiato" und hat durchaus etwas mit Rechnen zu tun. Die Mädchen und Jungen messen ab, was sie an Zutaten brauchen und rechnen Rezepte auf die richtige Menge um.

Alle wollen die Abrechnung machen – und Mathe lernen

Am Ende streiten sich manche sogar darum, wer die Abrechnung machen darf. Wie viel Essen haben sie verkauft? Wie sieht’s mit dem Umsatz aus? Das ist wichtig für die Kinder und Jugendlichen.

40 Schüler sind am Gymnasium Oberhaching ehrenamtlich in der Küche tätig. Jeden Tag bereiten sie etwa 80 Portionen für ihre Mitschüler und Lehrer zu. Ab 10 Uhr riecht es dann meist so gut nach Essen im ganzen Schulhaus, dass viele den Mittag herbeisehnen.

Das Schulprojekt soll das Ernährungsbewusstsein der Zehn- bis 18-Jährigen fördern. Sie lernen, warum ein schneller Snack aus dem Automaten mal okay ist, aber auch in ihrem Alter eben kein frisch gekochtes Essen ersetzen kann.

Was hat Saison? Wie geht Suppekochen? Und wie gibt's keine Salmonellen?

Danach duftet schnell die ganze Schule: Hühnchen-Curry mit Gemüse und Reis

Für ihr Engagement bekommen die Kinder kein Geld. Dafür ist das Essen kostenlos. Sie lernen zudem, was eine ausgewogene Ernährung ausmacht, welches Obst und Gemüse gerade Saison hat, worauf man bei Hühnchenfleisch achten muss, damit man keine Salmonellen bekommt und wie man andere Jugendliche beeindrucken kann – mit der richtigen Schneidetechnik eines Profis zum Beispiel oder mit dem Wissen, wie ruckzuck eine Suppe gekocht wird. Das lernen sie etwa von Gründungsmitglied Diethelm Kuhlmann, einem Koch, der gerne alle Fragen beantwortet.

Projekt "überkochen" - Bruchrechnen mit Kürbissuppe

Kürbissuppe kochen und Bruchrechnen üben – das passt am Werner-von-Siemens-Gymnasium in München wunderbar zusammen.

Auch am Münchner Werner-von Siemens-Gymnasium kochen die Schüler fleißig – dank der mobilen Küche des Projekts "überkochen". Bis zu 30 Mädchen und Jungen toben sich pro ochwagen aus. Der ist mit allerhand Schubladen voller Equipment ausgestattet. So lernen die Schüler, was es mit gesunder Ernährung auf sich hat – und verknüpfen das direkt mit dem klassischen Unterricht. Das gemeinsame Kochen stärkt die Klassengemeinschaft und bietet Austausch und Verständigung zwischen unterschiedlichen Kulturen.

Gerade kochen sie im Englischkurs Apfelmus und Porridge. Dabei pauken sie Adverben. Die Schüler sind konzentriert bei der Sache und behalten das Gelernte besser, weil sie es mit einer Tätigkeit verknüpfen.

Unterricht ganz alltagsnah

Im Matheunterricht bereiten sie Kürbissuppe zu. Anhand des Rezepts üben die Schüler bruchrechnen – gar nicht so einfach. Sie brauchen fünf Achtel von 640 Gramm, da arbeiten die Köpfe beim Abmessen.

Manche Kinder bekommen durch die Kochwagen-Aktion einen richtigen Motivationsschub, was sich auch in den Noten widerspiegelt. Über die Rezepte stimmen sie im Unterricht gemeinsam ab. Manche Schüler essen kein Fleisch oder haben eine Allergie, das berücksichtigen sie dabei. Die Aufgaben teilen sie sich dann demokratisch untereinander auf. Am Ende sind alle zufrieden, etwas schlauer und satt.


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