Gesundheitstag


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Fasten Der richtige Weg zum Abnehmen

Hand auf's Herz: Wie viele Diäten haben Sie schon hinter sich? Wie oft haben Sie voller Stolz verkündet: zehn Pfund weniger! Und wie lange hat es gedauert, bis all die Pfunde wieder auf Ihren Hüften saßen? Das Problem hat einen Namen: Jojo-Effekt. Wie kann man diesen Störfaktor ausschalten?

Von: Antje Samiralow

Stand: 02.07.2010 | Archiv

Diät, Abnehmen, gesunde Ernährung | Bild: picture-alliance/dpa

Übergewicht ist in vielerlei Hinsicht ein Problem: Da wären zum einen gesundheitliche Risikofaktoren, die von Herz-Kreislauf-Erkrankungen infolge einer Arteriosklerose, über Diabetes bis hin zu Gelenksbeschwerden reichen können.

Wer zu viel Fett mit sich herumschleppt, ist zwangsläufig in seinen Bewegungsabläufen eingeschränkt, kann nicht mal eben die Treppen hinaufspringen oder dem Bus nachrennen. Jede körperliche Ertüchtigung wird zur Tortur, vor allem bei sommerlichen Temperaturen. Der ästhetische Aspekt tangiert sicher nicht jede übergewichtige Person, obwohl die meisten vermutlich unter ihrem schweren Körper leiden.

Lebensstiländerung - von alten Mustern trennen

Wer eine Diät macht, will in aller Regel abnehmen. Doch ganz gleich, ob man auf Trennkost, Eiweiß oder Krautsuppen setzt, irgendwann ist die Diätphase vorüber. Dann gilt es, wieder "normal" zu essen - und zwar ohne wieder in die alten Muster zurückzufallen, die für die überflüssigen Pfunde gesorgt haben. Denn dann ist man wieder hineingetappt in die Jojo-Falle.

Diäten - kurzfristig erfolgreich, langfristig frustrierend

Das von Professor Dieter Melchart vom Kompetenzzentrum für Naturheilkunde und Komplementärmedizin der Technischen Universität München und seinem Team entwickelte Konzept des Individuellen Gesundheitsmanagements soll diesen Effekt ausschalten. Professor Melchart hebt darauf ab, dass Diäten in aller Regel nur einen kurzfristigen Erfolg bringen, langfristig jedoch eher zu Frustration und zum Teil zu einer schleichenden Gewichtszunahme führen. Daher rät er seinen Patienten beziehungsweise den Teilnehmern des Individuellen Gesundheitsmanagements, während der ersten drei Monate zu einer Gewichtsabnahme von circa 10 Prozent. In den folgenden Monaten geht es dann eher darum, das Gewicht zu halten oder - je nach Bedarf - ganz langsam noch das ein oder andere Kilo abzubauen.

Konzept des Individuellen Gesundheitsmanagements

Während der Fasten- und Reduktionsphase in den ersten drei Monaten des Individuellen Gesundheitsprogramms müssen die Probanden auf Süßigkeiten, Alkohol und Kohlenhydrate nach 18.00 Uhr verzichten. Ein- oder zweimal pro Woche legen sie einen Entlastungstag ein - das kann ein Gemüse-, Obsttag oder Reistag sein. An einem Tag dürfen sie essen, wonach ihnen der Sinn steht, selbst Sahnetorten mit Eierlikör sind erlaubt.

Fressattacken vermeiden

Schon während dieser Zeit sollten sich die Probanden beobachten, um herauszufinden, in welchen Situationen sie dazu neigen, übermäßig viel und vor allem kalorienreich zu essen. Ziel sollte es sein, langfristig "Fressattacken" bei Stress oder Frust zu vermeiden.

Das Individuelle Gesundheitsmanagement läuft über einen Zeitraum von einem Jahr. Während dieser Zeit werden unter anderem die Blutwerte im Hinblick auf Blutfette, Blutzucker, Blutdruck und natürlich der Bauchumfang überprüft. Schlechte Ausgangswerte sollten sich im Verlauf des Gesundheitstrainings verbessern.

Kalorienfallen vermeiden

Nach den ersten drei Monaten geht es darum, Lebensmittel auf ihren Energie- und Geschmacksinhalt zu überprüfen. Wer gern Eistee trinkt, könnte ihn selbst zubereiten, beispielsweise einen Zitronengrastee kochen, abkühlen lassen und mit oder ohne Eis servieren. Er schmeckt köstlich und ist praktisch ohne Kalorien. Gleiches gilt für Fleisch- und Wurstwaren. Gerade in Brühwürsten stecken gern versteckte Fette. Eine gute Alternative sind roher Schinken oder Putenbrustaufschnitt.

Um herauszufinden, wie viel Energie man pro Tag zu sich nimmt, empfiehlt Professor Melchart seinen Patienten, ein Ess- und Trinktagebuch zu führen. Darin tragen sie ein, was sie getrunken und gegessen haben und wie viele Kalorien in den Nahrungs- und Genussmitteln stecken.

Häufig erschrecken seine Patienten, wenn sie sehen, wie viel Energie beispielsweise in einem Glas Limonade steckt - im Schnitt 160 kcal pro 0,33 Liter. Eine Tüte Chips, die man mal so nebenbei wegknabbert, enthält im Schnitt 500 kcal pro 100 Gramm.

Wer für sich herausfindet, was gut schmeckt und wenig Kalorien hat, kann sich im Grunde genommen so ernähren, dass er auf nichts verzichten muss.

Internetadresse::

Zentrum für naturheilkundliche Forschung

http://www.muemo.med.tu-muenchen.de/

Professor Melchart hat die Erfahrung gemacht, dass Patienten, die für sich selbst entscheiden können, was sie essen und worauf sie gut verzichten können, langfristig ihr Gewicht besser halten können, als Menschen, die sich an Diätvorgaben halten müssen. Der Aspekt der Eigenverantwortlichkeit spielt dabei eine nicht zu unterschätzende Rolle. Es ist nun mal ein Unterschied, ob man selbst entscheidet oder Vorgaben umsetzt. Nur wer für sich und seinen Körper Verantwortung übernimmt und sich mit den eigenen Ess- und Trinkgewohnheiten auseinandersetzt, wird in der Lage sein, sich langfristig gesund zu halten.

Sport treiben, der Spaß macht

Das gilt natürlich auch für das Bewegungsprogramm. Es bringt überhaupt nichts, dreimal pro Woche Joggen zu gehen, wenn man kaputte Knie und schlicht keinen Spaß daran hat. Selbst die hartnäckigsten Bewegungsmuffel finden an irgendeiner Bewegungsform Freude. Es lohnt sich, dem nachzugehen und es herauszufinden.


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