Gesundheitstag


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Adipositaschirurgie Magenverkleinerung - per OP Gewicht verlieren

Rund 15 Prozent der bayerischen Bevölkerung ist adipös, das heißt krankhaft übergewichtig. Sehr häufig leiden die Betroffenen auch an Typ-2-Diabetes. Zudem ist für diese Personengruppe das Risiko für Herzkreislauferkrankungen hoch. Eine Magenverkleinerung ist daher manchmal das letzte Mittel, wenn alle konservativen Therapien gescheitert sind.

Von: Sabine Denninger, Veronika Keller

Stand: 14.05.2019

Adipositaschirurgie: Magenverkleinerung - per OP Gewicht verlieren | Bild: Screenshot BR

Vor vier Jahren wog Maike Ditsche noch134 Kilo und fühlt sich damit sehr unwohl. Schon seit ihrer Kindheit war sie übergewichtig. Immer wieder versuchte sie, abzunehmen – vergeblich. Auch mit Sport hat sie es probiert, aber die Kilos blieben

"Man hat einfach nie das Gefühl, satt zu sein und man fängt an, durchs Haus zu tigern und zu sagen: Was kann ich jetzt essen?"

Maike im Jahr 2015

Deshalb entschied sie sich zu einem radikalen Schritt: 2015 ließ sich die junge Frau operativ 90 Prozent ihres Magens entfernen, um endlich auf Normalgewicht zu kommen.

"Der Knackpunkt ist, dass Adipositas eine chronische Krankheit ist. Das heißt, dieser Mensch ist nicht gesund. Man bekommt Erkrankungen, die mit der Adipositas in Verbindung stehen, wie zum Beispiel Bluthochdruck, Zuckerkrankheit, orthopädische Probleme oder das Obstruktive Schlafapnoesyndrom. Und es kann auch zu bestimmten bösartigen Tumorerkrankungen kommen."

Dr. med. Otto Dietl, Facharzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Chirurgische Klinik München-Bogenhausen

Für wen kommt die OP in Frage?

Seit 2018 gibt es die neue Leitlinie „Chirurgie der Adipositas und metabolischer Erkrankungen“. Sie soll bariatrische Operationen schneller möglich machen. Das Ziel ist dabei nicht in erster Linie die Gewichtsreduktion. Vielmehr soll eine Magenverkleinerung den Gesundheitszustand, die Lebensqualität und die Lebenserwartung verbessern. 

"Die OP ist die Ultima Ratio. Das bedeutet, das ist wirklich der letzte Ansatzpunkt der Therapie, wenn ich mit meinem Übergewicht oder der Fettleibigkeit nicht mehr zurechtkomme. Voraussetzung ist, dass man die nichtoperativen Möglichkeiten ausgeschöpft hat. Das heißt, man muss eine bestimmte Anzahl an Ernährungsberatungen über einen bestimmten Zeitrahmen gemacht haben. Man sollte Sport gemacht haben. Man braucht eine psychotherapeutische Begutachtung, die ausschließt, dass man eine Essstörung hat oder eine anderweitig psychotherapeutisch zu behandelnde Erkrankung."

Dr. med. Otto Dietl, Facharzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Chirurgische Klinik München-Bogenhausen

Gemäß der medizinischen Leitlinie kommt eine Magenverkleinerung für Patienten, die diese Voraussetzung erfüllen in Frage, wenn sie einen Body-Mass-Index (BMI) von über 40 haben, also Adipositas Grad 3. Eine OP wird auch Personen mit einem BMI von über 35 (Adipositas Grad 2) empfohlen, wenn sie zudem schon eine Begleiterkrankung - wie zum Beispiel Typ-2-Diabetes haben.

Unglaubliche 50 Kilo verlor Maike Ditsche nach der Magenverkleinerung. Heute hält sie konstant die 80 Kilo. Dass sie glücklicher ist, merken auch ihre drei Töchter. Dank der Operation hat sie zu einem neuen, aktiven Leben gefunden.

"Das Leben ist wirklich wortwörtlich leichter, man hat viel mehr Energie. Mein Selbstbewusstsein ist ganz anders, man geht ganz anders raus, die Ernährung hat sich natürlich geändert und das ganze Umfeld hat sich geändert."

Maike im Jahr 2019

Maike isst nur noch ein Viertel der Lebensmittelmenge, die sie vor der OP zu sich genommen hat und sie hat auch ihre Ernährung geändert: Weniger Fleisch kommt auf den Teller und dafür mehr Gemüse.

Chancen und Risiken der Adipositaschirurgie

● In Deutschland könnten rund 1,4 Millionen Menschen mit einem Body Mass Index über 40 von einem Magenbypass oder einer Magenverkleinerung profitieren, sagen Experten der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung (DGK).

● Derzeit gibt es rund 50 zertifizierte Adipositaszentren, die etwa 10.000 solcher Eingriffe pro Jahr durchführen. In unseren Nachbarländern Österreich, der Schweiz, Frankreich oder Belgien sind es – umgerechnet auf die Bevölkerungszahlen – zehn- bis 30-mal mehr.

● Seit etwa 15 Jahren werden bariatrische Operationen durchgeführt. Die Bilanz der Experten ist bislang positiv: Bei vielen Patienten verschwinden mit dem Übergewicht auch die Folgeerkrankungen wie Typ 2-Diabetes oder Bluthochdruck. Bei 70 bis 80 Prozent der Patienten, die vor der Operation weniger als fünf Jahre an Diabetes gelitten haben, kommt es innerhalb der ersten fünf Jahre nach der Operation zu einer vollständigen Remission. Das heißt: Die Patienten können auf Insulin verzichten. 

● Die Risiken des Eingriffs hängen stark mit der gewählten Methode (Schlauchmagen, Magenbypass, Magenband, etc.) und der Konstitution des Patienten zusammen, da Übergewicht das Narkose- und Operationsrisiko negativ beeinflusst. In der Regel kann der Eingriff endoskopisch unter Vollnarkose erfolgen. Als mögliche Komplikationen kann es unter anderem zu einer Verletzung der Magenwand, Blutungen, Wundinfektionen, Gastritis, Druckgeschwüren, einem Verrutschen des Magenbands, starkes Völlegefühl durch den zu kleinen Magen oder Vitamin- und Mineralstoffmangel kommen.


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