Franken - Zeitgeschichte


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Beringer vor Windsbach Musik liegt ihm im Blut

Vom Kind einer alleinerziehenden Mutter in der Provinz zum international gefeierten Künstler - Karl-Friedrich Beringers Werdegang ist bemerkenswert. Das ermöglichten sein enormes Talent, die richtigen Förderer und ein bisschen Glück.

Von: Rainer Aul

Stand: 13.12.2011 | Archiv

Karl-Friedrich Beringer bei einer Chroprobe in den frühen 1980-er Jahren | Bild: Windsbacher Knabenchor

Musik ist Karl-Friedrich Beringers Leben. Und tatsächlich: Gäbe es keine Musik, hätte er wahrscheinlich nie das Licht der Welt erblickt. Seine Eltern sind beide sehr musikalisch, singen gerne. Dieses gemeinsame Interesse bringt sie zusammen, sie lernen sich 1932 im Volkstanzkreis Ansbach kennen. Vater Karl spielt Gitarre, Mutter Maria Zither und Harmonium, eine Mischung aus Akkordeon und Klavier. 1937 heiraten Karl und Maria Beringer in Ansbach, ziehen später ins 20 Kilometer östlich gelegene Neuendettelsau. Dort soll die Musik auch für ihre Kinder Bedeutung haben.

Karl Beringer 1945

Drei Söhne gehen aus der Ehe hervor. Der Jüngste wird am Tag nach Dreikönig 1948 geboren und Karl-Friedrich getauft. Doch das Nesthäkchen lernt seinen Vater nie kennen. Fünf Monate vor der Geburt stirbt Karl Beringer, der den Krieg und die amerikanische Gefangenschaft in Bad Kreuznach überstanden hat, völlig überraschend an einer Hirnembolie. Seine Witwe steht im kriegszerstörten Deutschland alleine da, mit drei Kindern und einer kleinen Untermieterwohnung. Doch sie beißt sich durch, gut organisiert, gewissenhaft, "bis zum letzten Atemzug diszipliniert", wie Karl-Günter, der älteste der Beringer-Brüder, seine Mutter beschreibt. Eigenschaften, die auch auf die Söhne abfärben.

"Karl-Friedrich ist kein Diplomat. Aber er ist ehrlich, grundehrlich. Er gaukelt niemandem etwas vor. Das ist der Vorteil beim Knabenchor, sie wissen genau, wie sie beim Chef dran sind."

Karl-Günter Beringer

Die Musik spielt in der Familie nach wie vor eine große Rolle, die Kinder erlernen verschiedene Instrumente. Bei den ersten Übungen am Harmonium der Mutter muss sein großer Bruder die Pedale für den Blasebalg am Fußende bedienen, so kurz sind "Karlis" Beine noch. Die Organistin an der Laurentius-Kirche in Neuendettelsau unterrichtet ihn als erste am Klavier, fördert und prägt ihn nachhaltig. Als einziger der drei Söhne entscheidet sich Karl-Friedrich, die Musik zu seinem Beruf zu machen. Am Nürnberger Meistersinger-Konservatorium studiert er Musiklehrer mit Hauptfach Klavier, Oboe und Orgel als Nebenfach. Sein Professor rät ihm allerdings von einer Karriere als professioneller Klavierspieler ab. Stattdessen bringt er ihn auf die Idee, sich mit der Chorarbeit zu befassen.

Nach dem Studium in Nürnberg arbeitet er an mehreren Schulen in der Region. Fächer wie Verkehrserziehung und Erdkunde unterrichtet er nur mit mäßiger Begeisterung – seine Leidenschaft gilt der Musik. Mit gerade 22 Jahren gründet er in Neuendettelsau sein eigenes Gesangsensemble, den Amadeus-Chor. Sein Geburtsort bietet dafür den idealen Boden: Die Theologische Hochschule, das evangelische Missionarskolleg und die zahlreichen Schulen des Diakoniewerkes bieten ein großes Reservoir an jungen Sängerinnen und Sängern. Die besten Stimmen kommen zu Beringer, der eine klare Vorstellung davon hat, was er will: Perfektion. In wenigen Jahren macht er den Amadeus-Chor bayernweit bekannt, verschafft sich einen Ruf als engagierter und erfolgreicher Gesangschef – der Grundstein für seine spätere Arbeit in Windsbach.


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