Franken - Zeitgeschichte


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Kaiserburg-Ausstellung Goldene Bulle in Nürnberg zurück

Sie war das "Grundgesetz" des Heiligen Römischen Reiches im Mittelalter und wurde zum Großteil in Nürnberg erarbeitet. Nun kehrt die Goldene Bulle an die Noris zurück – für eine Ausstellung auf der Kaiserburg.

Von: Frank Staudenmayer

Stand: 09.07.2013 | Archiv

Für die neue Ausstellung "Kaiser – Reich – Stadt" ist in Nürnberg die Hauptattraktion eingetroffen: Unter erhöhten Sicherheitsmaßnahmen und in einem Kühlkoffer bei 18 Grad hat die Generaldirektorin der Staatlichen Archive Bayerns, Margit Ksoll-Marcon, die Goldene Bulle an Finanzminister Markus Söder (CSU) überreicht. Das gebundene Pergamentbuch wird vom Wochenende an und bis 21. Juli in einer Sonderschau zu sehen sein. Ein weiteres Exemplar, das für die Reichsstadt Nürnberg ausgefertigt wurde, kann bis 10. November bestaunt werden.

Bulle in the Box: In einer Klimabox kommt die Goldene Bulle in Nürnberg an.

Die Ausstellung beider Dokumente sei für Historiker wie auch für Laien ein "seltenes Highlight", sagte Peter Fleischmann, der Leiter des Staatsarchivs Nürnberg dem Bayerischen Rundfunk. Zu seinen Lebzeiten werde es wohl diese Gelegenheit nicht noch einmal geben, so Fleischmann weiter.

Mit Samthandschuhen nimmt Finanzminister Markus Söder (CSU) die Bulle in Empfang.

Von der Goldenen Bulle sind sieben Ausfertigungen erhalten, die in Wien, Darmstadt, Stuttgart oder Frankfurt aufbewahrt werden. In Nürnberg wird nun das "Pfälzische Exemplar" mit Goldsiegel gezeigt, das sich normalerweise im Bayerischen Hauptstaatsarchiv München befindet und in der Liste des Weltdokumentenerbes eingetragen ist. Es wird zusammen mit dem Exemplar für die Reichsstadt Nürnberg zu sehen sein, das ansonsten im Staatsarchiv Nürnberg aufbewahrt wird. Allerdings ist dieses eine einfachere Fassung, die lediglich mit einem Wachssiegel versehen ist.

In Nürnberg verfasst und verkündet

Das "Pfälzische Exemplar" der Bulle mit Goldsiegel

Der lateinische Gesetzestext wurde von Kaiser Karl IV. im Jahr 1356 erlassen und gilt als wichtigstes "Grundgesetz" des Heiligen Römischen Reiches. Die ersten 23 Kapitel der Bulle wurden in Nürnberg erarbeitet und am 10. Januar 1356 auf dem dortigen Hoftag verkündet. Erstmals wurden darin unter anderem die Modalitäten der Wahl und der Krönung der römisch-deutschen Könige durch die sieben Kurfürsten schriftlich festgehalten.

Die sieben Kurfürsten

Kurfürsten waren die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier, der König von Böhmen, Pfalzgraf bei Rhein, Herzog von Sachsen, Markgraf von Brandenburg.

Neben Aachen als Krönungsstadt und Frankfurt als Wahlstadt wird Nürnberg in der Goldenen Bulle ausdrücklich hervorgehoben:

Der neugewählte König hatte seinen ersten Hoftag in der Reichsstadt abzuhalten. Das kaiserliche Rechtsbuch galt daraufhin bis zum Jahr 1806, dem Ende des alten Reiches.

"Die Goldene Bulle ist einfach auch ein Zeichen dafür, dass Nürnberg und die Kaiserburg einmal das Zentrum des Reiches waren."

Finanzminister Markus Söder (CSU), als er die Bulle in Nürnberg entgegen nimmt

Wesentliche Neuerung der Goldenen Bulle war, dass erstmals überhaupt der König mit den Stimmen der Mehrheit gewählt wurde und nicht auf die Zustimmung aller Fürsten angewiesen war. Mitwirkungsansprüche des Papstes an der Königswahl wurden ausgeschlossen. Seinen Namen hat die Goldene Bulle von der goldgetriebenen Siegelkapsel ("bulla aurea"), mit der sie bewehrt war. Zuletzt war das Pfälzische Exemplar der Goldenen Bulle im Rahmen der bayerisch-österreichischen Landesausstellung in Burghausen im Sommer 2012 ausgeliehen worden.


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