Franken - Zeitgeschichte

Der Unterfranke Familiär und gastfreundlich

Familie und Freunde sind den Unterfranken besonders wichtig. Und natürlich der Wein. Auf ihren Dialekt können dagegen viele verzichten, wie auch auf den Freistaat. Weitere Charakteristika zeigt die "BR-Bayernstudie 2012" auf.

Stand: 10.12.2012 | Archiv

Für die Bindung an die Heimatregion ist in Unterfranken die Nähe zu Freunden und Familie besonders wesentlich, sie wird hier bayernweit am meisten geschätzt. Eher rationale Faktoren wie kulturelle Angebote oder Freizeitmöglichkeiten werden dagegen seltener als anderswo angeführt, wenn man nach den Gründen fragt, warum jemand gern in der Gegend lebt. Allzu schlecht scheint es aber auch um diese Faktoren nicht bestellt zu sein, denn immerhin sind die Unterfranken nach den Oberfranken diejenigen, die im Schnitt schon am längsten an ihrem derzeitigen Wohnort leben: nämlich 35 Jahre.

Im Mittelpunkt: Der gute Wein

Im Einklang mit den übrigen fränkischen Bezirken ist man auch in Unterfranken den kulinarischen Spezialitäten besonders zugetan. Prägend für die Gegend ist der Weinanbau und dann natürlich auch der Genuss desselben (nicht nur in den Heckenwirtschaften). Entsprechend werden bei den regionaltypischen Veranstal­tungen auch an erster Stelle die Weinfeste genannt. Außerdem spielt die Fastnacht eine etwas größere Rolle als im Landes­durchschnitt. Bei anderen Traditionen sind die Unterfranken zurückhaltender. Sie legen am wenigsten Wert auf Dialekt: Nur gut ein Drittel empfinden ihn als sehr wichtig. Und die Wahrscheinlichkeit, dass man einen Unterfranken in einer landes­typischen Tracht antrifft, ist verschwindend gering: Nur sechs Prozent bekennen sich dazu.

Was denken die Unterfranken über ihre Heimat?

Was ist in der Region lebenswert?

"Es ist abwechslungsreich, ruhig, schön. Die Natur und Leute passen mir. Das ganze Drumherum ist für mich stimmig." – Jürgen (48) aus Astheim (Lkr. Kitzingen)

Was ist typisch für die hier lebenden Menschen?

"Die Unterfranken sind Menschen mit Herzblut, auch wenn man es auf den ersten Blick nicht immer merkt." – Sabine (42) aus Höchberg (Lkr. Würzburg)

Wie haben sich die Lebensumstände verändert?

"Der regionale Bezug ist stärker geworden. Regional Einkaufen zum Beispiel. Der Verkehr ist mehr geworden, nicht nur der Tourismus-, sondern auch der Lkw- und Durchreiseverkehr." – Sandra (38) aus Höchberg (Lkr. Würzburg)

Wie steht es mit der Verbundenheit zu Bayern?

"Ich liebe Bayern. Ich habe auch eine Tracht zu Hause, ziehe sie bei jeder Gelegenheit an. Bayern ist so etwas tolles mit den Bergen. Es ist für mich nicht vergleichbar, obwohl ich auch den Norden, Westen und Osten kenne. Bayern ist einmalig." – Peter (66), Höchberg (Lkr. Würzburg)

Wo steht Bayern in zehn Jahren?

"Ändern sollte sich besser nicht viel, ich bin sehr zufrieden damit, wie es im Moment ist. Im Prinzip bin ich nicht daran interessiert, dass sich irgendetwas zum Schlechten verändert. Wir müssen ein bisschen aufpassen, dass uns manche Dinge nicht entgleiten, wie etwa die Schere zwischen Arm und Reich. Wir verlieren da ein bisschen an Boden." – Jürgen (48) aus Astheim (Lkr. Kitzingen)

Auch hier spürbar: eine gewisse Distanz zu Altbayern

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Wie überall in Franken ist die Identifikation mit dem Freistaat schwächer ausgeprägt. Eine deutliche Mehrheit zieht es vor, sich als Deutsche zu be­zeichnen, ehe sie sich als Bayern einstufen wollen. Immerhin gut zwei Fünftel be­kennen sich dazu, stolz auf Bayern zu sein. Aber in erster Linie ist man natürlich Unterfranke: Drei Viertel der Befragten fühlen sich eher dem Regie­rungs­bezirk als dem Freistaat verbunden.

Gastfreundlich und sparsam

Bei all der Distanz zum bayerischen Wesen muss es für die Unterfranken eine herbe Überraschung sein, dass sie mit ihren Selbstcharakterisierungen recht nahe am Profil des statistischen Durchschnitts-Bayern liegen. Das gilt vor allem für die Kerneigenschaften bodenständig, naturverbunden und gesellig. Lediglich Traditionsbewusstsein und Heimatverbundenheit sind in Unterfranken etwas schwächer ausgeprägt als im Rest des Freistaats. Dafür wird die Gastfreundschaft etwas stärker hervorgehoben. Und in punkto Sparsamkeit können es die Unterfranken mit den Oberpfälzern aufnehmen, den Schwaben müssen sie sich aber geschlagen geben.

Fotoaktion: Ihre Lieblingsplätze in Unterfranken

Wer wohnt in Unterfranken?
Urbayern23 Prozent
Traditionell-Bodenständige18 Prozent
Modern-Bodenständige25 Prozent
Freizeit- & Feuilleton-Bayern15 Prozent
Kritisch-Distanzierte13 Prozent
Entwurzelte7 Prozent

Weitere Informationen

Nicht alle Ergebnisse der BR-Bayernstudie 2012 für Unterfranken konnten hier dargestellt werden. Weitere Daten und Fakten können Sie hier herunterladen:

Hier geht's zu den Ergebnissen der BR-Bayernstudie 2015: