Franken - Zeitgeschichte


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Bayern-Ausstellung "Festungen - Frankens Bollwerke" in Kronach

Kanonendonner, Himmelbetten und ein Ausbrecherkönig: Die Bayern-Ausstellung 2012 "Festungen - Frankens Bollwerke" am Originalschauplatz Festung Rosenberg in Kronach erzählt spannende Geschichten aus sieben Jahrhunderten.

Von: Marion Krüger-Hundrup

Stand: 16.05.2012 | Archiv

Die trutzige Festung Rosenberg ist das Exponat schlechthin: massive Wallmauern, steinerne Bastionen, dazu repräsentativer Bauschmuck am militärischen Zweckbau. Da wundert sich der Ausstellungsbesucher nicht, dass eine der größten Festungsanlagen Deutschlands nie eingenommen wurde. Dabei bekommt er auf gut 500 Quadratmetern Ausstellungsfläche im Fürstenbau einen guten Einblick in allerhand Kriegsgerät, mit dem einst gegen dieses Bollwerk vorgegangen wurde.

Pulverqualm um zwölf Festungen

Das Haus der Bayerischen Geschichte und die Stadt Kronach präsentieren am Beispiel von zwölf fränkischen Festungen, wie sich der Pulverqualm und Kanonendonner im Laufe der Jahrhunderte verdichtete - und wieder verflüchtigte. Für Projektleiter Michael Nadler hat diese Ausstellung mit 75 hochkarätigen Originalexponaten einen "hohen Erlebniswert": "Sie ist nicht nur zum Anschauen da, sondern regt auch zum Schmunzeln an", sagt Nadler. Dazu dienen auch spielerische Mitmachstationen. So kann sich jeder zum Beispiel seine eigene Festung mit Bauklötzen schaffen. Oder an einer Messlatte nachprüfen, ob er als Soldat die Mindestgröße für die königliche Armee ab dem Jahr 1806 erreicht hat.

Geschichte und Geschichten rund um die Festung Rosenberg

Festung Rosenberg in Kronach

Die Festung Rosenberg ist Originalschauplatz der Bayern-Ausstellung. Sie gehört zu den größten Festungsanlagen Deutschlands. Als nördlicher Eckpfeiler des Hochstifts Bamberg beherrschte sie jahrhundertelang das Gebiet um Kronach. Der Rosenberg wurde zwar immer wieder belagert, aber nie eingenommen.

Handmörser

Dieser kunstvolle Handmörser um 1600 gehört zu den Highlights der Ausstellung. Das Exemplar aus der Stadt Schwabach war sozusagen der Vorläufer des Granatwerfers. Ein Angreifer schoss mit dieser Handversion eines Steilfeuergeschützes in hohem Bogen Granaten hinter die Deckung der Verteidiger, wo sie explodierten. Zielsicher war der Handmörser allerdings nicht: Die Brenndauer des Zünders musste einkalkuliert werden.

Kanone von 1739

Um 1330 nutzte man in Europa erstmals das explosive Schwarzpulver, um Munition zu verschießen. Kanonenkugeln mit gewaltiger Durchschlagskraft durchbrachen die schmalen Burgmauern. Die Fürsten ließen ihre Burgen deshalb mit schräg abfallenden Wallmauern zu Festungen ausbauen. Die waren gut gegen Geschütze zu verteidigen.

Wülzburg

Ein italienischer Ingenieur entwarf die Wülzburg bei Weißenburg in der festungstypischen Form des Fünfecks. Genial waren die fünf Bastionen: Die dort aufgestellten Geschütze konnten jeden beliebigen Punkt nahe der Mauern beschießen. Es gab keinen "toten Winkel", in dem ein Angreifer stehen konnte. Die Wülzburg diente der Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach als Landesfestung.

Kronacher Stadtwappen

Eine gruselige Begebenheit haben die Kronacher in ihrem Stadtwappen: die "geschundenen" Bürger, die bei lebendigem Leib gehäutet wurden. Bei der Belagerung der Stadt und Festung 1632 durch Söldner in schwedischen Diensten waren einige Kronacher in Gefangenschaft geraten. Fürstbischof  Melchior Otto von Bamberg hatte 1651 der Stadt Kronach dieses neue Wappen verliehen.

Plassenburg

Markgraf Albrecht Alkibiades hatte die Plassenburg in Kulmbach zu seiner Residenz erkoren. Von dort zettelte er den Zweiten Markgrafenkrieg (1552-1554) an, der weite Teile Frankens verwüstete. Doch sein Kriegsglück wendete sich: Die Plassenburg wurde belagert und zerstört. Die eigenen Truppen zündeten die Stadt Kulmbach beim Rückzug an. Feindliche Soldaten metzelten die Bewohner nieder.

Einzug Napoleons

Der französische Kaiser Napoleon veränderte mit seinen Feldzügen ganz Europa. Im Oktober 1806 kam er mit seinen Truppen auch auf die Festung Rosenberg in Kronach. Das Königreich Bayern war mit Frankreich verbündet. Von Kronach aus wollte Napoleon den entscheidenden Schlag gegen Preußen führen. was ihm auch gelang: Am 14. Oktober gewannen seine Soldaten die Schlacht bei Jena und Auerstedt.

Französische Kriegsgefangene

Relativ komfortabel hatten es die französischen Kriegsgefangenen – allesamt Offiziere -, die im Ersten Weltkrieg (1914-18) auf die Festung Rosenberg gebracht wurden. Die Gefangenen hatten dort große Zimmer, relativ gutes Essen und durften Spaziergänge unternehmen. Prominentester Häftling sollte der junge Hauptmann Charles de Gaulle werden:  Der spätere Staatspräsident unternahm mehrere Fluchtversuche, die jedoch alle scheiterten.

Strickleiter

Ganz klassisch mit Strickleiter oder zusammengeknoteten Bettlaken versuchte Hauptmann Charles de Gaulle, 1917 aus der Festung Rosenberg zu entweichen. Die Festung diente im Ersten Weltkrieg als Gefangenenlager für gegnerische Offiziere. De Gaulles Ausbruchversuche scheiterten. Er erlebte das Kriegsende auf der Wülzburg bei Weißenburg.

Was die Stadt zur Festung macht

Bis zur Erfindung des Schießpulvers waren die herkömmlichen Burgmauern stabil genug gegen Angriffe. Doch die neuen Feuerwaffen schlugen ein: Kanonenkugeln durchbrachen sie. Auch in Franken mussten die Fürsten ihre Verteidigungsanlagen zu Festungen ausbauen. Die Ausstellung zeigt sowohl Kanonen samt Kugeln als auch die Vermessungsinstrumente, mit denen Ingenieure etwa den Rosenberg oder die Wülzburg bei Weißenburg zur fünfeckigen Festung mit vorspringenden Bastionen ohne "toten Winkel" umwandelten. Diese neuartigen Befestigungen trotzten den Geschützen. Sie machten eine Burg oder Stadt zur "Festung".

Im Schlafzimmer des Fürstbischofs

Alles andere als ein friedliches Ambiente umgibt das Schlafzimmer des Fürstbischofs als Ausstellungsraum: Steinschlosspistolen von 1720 liegen dort. Eine lebensgroße Puppe trägt die Artillerieuniform der Garnisonskompanie auf der Festung Rosenberg vor 1802. Im nächsten Raum prangt ein Himmelbett und zeugt ein mit Geschirr gedeckter Tisch davon, dass auf einer Festung nicht nur Militär lebte. Gleichwohl nimmt der verheerende Kriegszug des Kulmbacher Markgrafen Albrecht Alkibiades 1552-1554 einen prominenten Ausstellungsplatz ein. Dieser Krieg führte in Franken zu einem Boom des Festungsbaus. Beispiele sind die Würzburger Festung Marienberg, die Veste Coburg und nicht zuletzt der Rosenberg. Auch die harten Bewährungsproben, die die Festungen Frankens im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) bestehen mussten, werden visualisiert.

Promis auf dem Rosenberg

Kein Geringerer als Napoleon, Kaiser der Franzosen, zog 1806 auf der Festung Rosenberg ein. Zur Versorgung seiner Truppen ließ er über 150.000 Rationen Zwieback einholen: anschaulich dargestellt in der Ausstellung mit aufgereihten Portionen. Ein weiterer prominenter Franzose auf dem Rosenberg war der junge Hauptmann Charles de Gaulle. Die Festung diente im Ersten Weltkrieg als Offiziersgefangenenlager. De Gaulle versuchte, in Kronach zu entkommen, sodass er 1918 auf die Festung Wülzburg verlegt wurde. Auch dort unternahm er Fluchtversuche, was ihm 1926 die französische "Ehrenmedaille für Ausbrecher" einbrachte.

Fußfessel im Zuchthaus

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts verloren die fränkischen Festungen ihre militärische Bedeutung, zumal die Waffentechnik rasante Fortschritte machte. Die Festungen wurden Gefängnis oder Zuchthaus, wie eine Fußfessel mit Kugel aus der Veste Coburg belegt. Heute sind die Festungen beliebte Reiseziele für Touristen.

Weitere Informationen

Die Bayern-Ausstellung "Festungen – Frankens Bollwerke" ist im Fürstenbau der Festung Rosenberg in Kronach vom 17. Mai bis 21. Oktober 2012 zu sehen. Geöffnet: Dienstag bis Sonntag, jeweils 9.30 bis 17.30 Uhr. Mehr Informationen dazu im Internet:


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Eberhard Binder, Freitag, 20.Juli 2012, 17:23 Uhr

1.

Schöne Ausstellung...

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