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Kontra Delfinhaltung "Besser in Delfinschutz investieren"

"Die Delfin-Nachzucht ist nicht nachhaltig", argumentiert Karsten Brensing, Meeresbiologe der "Whale & Dolphin Conservation Society" (WDCS). Der Tiergarten Nürnberg hätte seiner Ansicht nach die 24 Millionen Euro für den Bau der Lagune in den Delfinschutz investieren sollen.

Stand: 28.07.2011

Karsten Brensing | Bild: Jens Kramer

Wenn die Delfinzucht nicht funktioniert, seien Delfinarien auf Wildfänge angewiesen, zeigen sich die Tierschützer der WDCS besorgt. Um zu verhindern, dass Delfine aus dem Meer gefangen werden, gebe es nur eine Lösung: ein striktes Verbot der Delfinhaltung. Außerdem könnten Menschen den  Meeressäugern keine artgerechten Lebensbedingungen schaffen. Ein Clownfisch, der in einer Annemone leben kann, habe sein ganzes Umfeld. Ein Delfin brauche sehr viel mehr Platz, erklärt der Meeresbiologe Karsten Brensing.

Delfine brauchen viel Platz zum Schwimmen.

Für die Tiere, die bereits im Tiergarten leben, sei die Lagune eine Verbesserung, auch wenn die Anlage nicht optimal gestaltet sei, erklärt Brensing. Da Delfine nicht rückwärts schwimmen können, würden sie in freier Wildbahn niemals in Becken schwimmen, die durch ein Tor oder eine Schwelle verbunden sind. "Das ist für Delfine eine gefährdende Situation", so der Delfinschützer.

Mehr Transparenz gefordert

"Wir sind sehr besorgt, weil Delfinzucht und -haltung in den Tiergärten nicht transparent ist", sagt Brensing. Die Sorge der Tierschützer: Wenn sich keine Zuchterfolge einstellen, würden die Zoos eventuell auf Wildfänge zurück greifen - auch wenn das in Europa verboten ist. "Über Schlupflöcher wurden in den Jahren zwischen 1998 und 2004 viele Wildfänge in die EU eingeführt", so Brensing. Darum hat sich die WDCS vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof uneingeschränkte Akteneinsicht über die Delfinhaltung im Nürnberger Tiergarten erklagt.

Delfine lernen voneinander

Delfine im Meer.

Wie die Verantwortlichen im Tiergarten weiß auch Brensing nicht genau, warum die Zucht von Delfinen so schwierig ist. Wissenschaftler gehen davon aus, dass Meeressäuger die Geburt und Aufzucht der Kleinen voneinander lernen. Dadurch, dass sie in Gefangenschaft bei der Geburt separiert werden, können sie das nicht, so der Meeresbiologe. Die ersten Delfine in Gefangenschaft seien Wildfänge gewesen, die das Gebären noch in ihrer sozialen Gruppe gelernt hätten. Die nächste Generation konnte sich das Verhalten nicht abschauen, erklärt Brensing.

"Delfin-Therapie wirkt nicht"

Bei der Delfin-Therapie schwimmen zum Beispiel autistische Kinder mit den Meeressäugern.

Ab 2012 soll in der Lagune eine sogenannte Delfin-Therapie angeboten werden. Nach Angaben des Tiergartens hat eine Forschungsreihe der Universitäten Würzburg und Berlin ergeben, dass autistische Kinder offener werden, nachdem sie mit Delfinen geschwommen sind. Das sehen die Tierschützer vom WDCS kritisch. "Die Delfin-Therapie gilt nicht als erfolgsversprechend", so Brensing. Eine richtige Therapie würde mit wilde Tieren nicht funktionieren. Diese reagieren nur auf ihren Trainer und interagieren nicht mir ihren Patienten, erklärt der WDCS-Biologe. Außerdem sei die Therapie im Vergleich zum Beispiel mit einer Reit-Therapie sehr viel teurer.

Drei Kontra-Argumente

Nachzucht

Nach Angaben des Nürnberger Tiergartens sind seit 1980 elf Delfin-Babys gestorben. "Eine nachhaltige Nachzucht in Gefangenschaft ist nicht möglich", erklärt Brensing.

Bildungsauftrag

In einer Show-Fütterung würden Tiergarten-Besucher nur lernen, Wildtiere zu füttern - egal mit was, argumentiert Brensing. "Die Tiere müssen in der Delfinlagune vor Menschen geschützt werden, die Essen ins Wasser schmeißen", heißt es von Seiten des WDCS. Warntafeln wie im Tiergarten wären nicht ausreichend.

Soziale Struktur

Delfine leben in sozialen Gruppen zusammen. Junge Männchen gelten als Unruhestifter. Darum müssten die Tiere eine Möglichkeit haben weit genug von der Gruppe wegschwimmen zu können. Das sei in der Delfinlagune nicht möglich, kritisiert der Meeresbiologe.


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