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Iphofen (Lkr. Kitzingen) Der Geolehrpfad - begehbare Erdgeschichte

Hoch über Iphofen, zwischen Weinreben und Schwanberg, verläuft ein besonderer Spazierweg: der geo-ökologische Lehrpfad macht 250 Millionen Jahre Erdgeschichte erfahrbar - und das inmitten schönster Natur.

Stand: 28.08.2012

Geolehrpfad Iphofen | Bild: BR/Jürgen Gläser

Der geo-ökologische Lehrpad von Iphofen beginnt an einem Parkplatz in den Weinbergen, gleich am Fuße des Schwanbergs. Schon nach 200 Metern tauchen oberhalb der Straße Felsbrocken auf. Der erste Höhepunkt dieser Tour, auf der die Iphöfer Gästeführerin Evelyn Hatzung schon etliche naturverbundene Touristen begleitet hat. "Hier muss man im Geiste 250 Millionen Jahre in der Erdgeschichte zurück gehen", erklärt Hatzung. "Damals war hier das sogenannte Germanische Becken, das war ein recht flaches Meer. Und in dieses Meer sind viele Sand- und Tonschichten eingeschwemmt worden." Diese Schichten haben sich dann im Lauf der Zeit "verbacken" und der Buntsandstein entstand. Dann änderte sich das Klima, hin zu einer Art Mittelmeerklima - fast so, wie wir es heute haben. In dem Meer lebten Muscheln und Kleinstlebewesen. Was davon übrig blieb, lagerte sich als Muschelkalk ab. "Tja, und dann änderte sich das Klima wiederum", sagt Evelyn Hatzung. "Eine Sumpflandschaft entstand, fast wie im Mississippi-Delta. In dieser Zeit ist der Keuper entstanden, das heute bodenbildende Gestein."

Ausblick vom Felsbalkon

Einblicke in Gesteinsschichten am Felsüberhang

Wo heute die Weinreben rund um Iphofen wachsen, war vor 200 Millionen Jahren noch ein Meer. "Da hätte man wunderbar schwimmen können", lächelt Evelyn Hatzung und zieht eine Zeichnung hervor. Das Bild zeigt, wie die Gegend am Schwanberg vor Urzeiten einmal ausgesehen haben mag: Palmen, Schilf, Reptilien, im Hintergrund traben die ersten Saurier übers Land. Aber auf dem geo-ökologischen Lehrpfad muss man sich nicht auf Zeichnungen berufen, um in die Erdgeschichte einzutauchen: An einem spektakulären Felsüberhang kommen die verschiedenen Gesteinsschichten zum Vorschein. Und als zusätzlcher Anreiz bietet der Felsüberhang - quasi als natürlicher Balkon - einen wunderbaren Ausblick ins Maintal.

Der sagenhafte "Hötte-Hött"

Das Denkmal für den "Hötte-Hött"

Ein Kilometer lang ist der Lehrpfad. Wer die Gegend noch etwas weiter erkunden möchte, der läuft vom Lehrpfad hinauf zum Schwanberg. Während des Anstiegs passiert man ein steinernes Denkmal - eine Erinnerung an den "Hötte-Hött", die Hauptfigur einer alten Sage. Dieser Sage gemäß stritten sich Iphofen und die Nachbargemeinde Wiesenbronn einst um ein Waldstück. Und während dieses Streits soll der Waldhüter gesagt haben: "So wahr der Schöpfer über mir ist, so wahr stehe ich auf Iphöfer Erde". Der Clou: In seinen Schuhen hatte der "Hötte-Hott" Erde von Iphöfer Gemarkung, unter seinem Hut verbarg sich ein Schöpflöffel. Und noch heute klopft sein Geist in den Nächten an das Rödelseer Tor - so berichtet zumindest die Sage.

Blick ins Beinhaus

Sagenhaft ist auch der Ausblick vom Biergarten hoch droben am Schwanberg. Von dort reicht der Fernblick bis in die Rhön. Oder man bevorzugt eine Abkühlung. Dann ist ein Gang zur nahen Kneipp-Anlage zu empfehlen. Von dort führt der Weg zurück nach Iphofen, über Kopfsteinpflaster geht es durch das alte Stadttor bis zur Kirche St. Veit. Am Fuße der Treppen am Haupteingang gibt es ein kleines Guckloch - und wer dort hinein späht, den könnte es ein bisschen schauern. Denn im Innern verbirgt sich das Beinhaus, mit den sterblichen Überresten von Iphöfern vergangener Zeiten.


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