Franken - Kultur


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Regensburg Altstadt mit reicher Geschichte

Die Stadt an der Donau schaffte es zwar erst im zweiten Anlauf, dafür war die Freude im Sommer 2006 umso größer. Seitdem stehen rund 1.200 Einzeldenkmäler der Regensburger Altstadt auf der Welterbeliste.

Stand: 06.05.2011 | Archiv

Lange Jahre hatte die Donaustadt um die Auszeichnung gekämpft, am 13. Juni 2006 wurde der Traum wahr: Die UNESCO nahm Regensburg in die Liste der Welterbestätten auf. Fünf Jahre später zieht die Stadt eine erfreuliche Bilanz – und spricht sogar von einem "Touristenboom". Ein Haar in der Suppe gibt es allerdings doch: Ein geplanter Brückenbau spaltet die Stadt. Mancher befürchtet sogar, er könnte Regensburg den Titel kosten.

Bilanz fünf Jahre Welterbe

Die Regensburg Tourismus GmbH verzeichnete 20 Prozent mehr Übernachtungen, seit Regensburg Weltkulturerbe ist. Besonders beliebt ist die Stadt bei Italienern und Franzosen. Aus der Ferne kommen vor allem Japaner in die Bezirkshauptstadt der Oberpfalz. Tourismusdirektorin Sabine Thiele spricht diesbezüglich sogar von einer Sensation: Die Zahl der japanischen Besucher hat im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 50 Prozent zugenommen.

Auch das neue Welterbe-Besucherzentrum am Fuße der Steinernen Brücke erlebt einen wahren Ansturm von Touristen, so Welterbekoordinator Matthias Ripp im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk. An manchen Wochenenden zählte das Zentrum rund 1.500 Besucher.

Entscheidung über Brückenbau erst 2012?

Briefmarke zum Weltkulturerbe

Nicht alle Regensburger waren zum 5. Welterbe-Geburtstag in Feierlaune. Die neue Donaubrücke, die die Stadt bauen will, sorgt für Zündstoff. Brückengegner befürchten, dass der Neubau Regensburg den Welterbetitel kosten könnte. Die Stadt hatte deshalb bei der UNESCO um eine Stellungnahme gebeten. Doch die will erst eine Expertenkommission nach Regensburg schicken, bevor sie sich äußert. Eine Entscheidung zur umstrittenen Donaubrücke wird damit frühestens 2012 fallen. Bis dahin will Regensburg weitere Gutachten in Auftrag geben.

Jahrhunderte altes Machtzentrum

200 Jahre Regensburg

Die Oberpfälzer Bezirkshauptstadt bietet eine mittelalterliche Altstadt und eine besonders reichhaltige Denkmallandschaft aus der Zeit des Königreichs Bayern. Neben der Steinernen Brücke und dem gotischen Dom gibt es eine einzigartige mittelalterliche Kirchenlandschaft. Bedeutend ist zudem die über die Jahrhunderte erhaltene Bausubstanz eines politischen Machtzentrums: der Immerwährende Reichstag, zwei Kaiserpfalzen, der Bischofshof Sankt Emmeram sowie das Goldene Kreuz als Kaiserherberge.

Weltkulturerbe-Status in Gefahr

Ausweichbrücke für Steinerne Brücke gefordert

Zwei Bauprojekte könnten den Weltkulturerbe-Status der Regensburger Altstadt ins Wanken bringen, falls sie so wie geplant ausgeführt werden: Der Ostenturm und der Bau einer Busersatzbrücke.

Den Ostenturm mit 30 Etagen plant eine Investorengruppe knapp zwei Kilometer östlich der Altstadt. Knackpunkt ist die Höhe des 100-Meter-Büroturms, der die Silhouette der Weltkulturerbe-Altstadt verändert. Die Stadt Regensburg hat daher im Dezember 2010 ein Verträglichkeitsgutachten bei der UNESCO eingereicht.

Die Busersatzbrücke ist eine geplante Ausweichbrücke für die denkmalgeschützte Steinerne Brücke. Der historische Übergang über die Donau darf für den Personennahverkehr nicht mehr genutzt werden, seitdem die Altstadt in Regensburg den Weltkulturerbe-Status hat. Anwohner fordern die Ausweichbrücke, weil sie weit Wege auf sich nehmen müssen. Gegner argumentieren: Die Auffahrtsrampen zerstören die Postkartenansicht der Altstadt.

Der Weg der Stadt zum Welterbe

Im Vorfeld der Bewerbung hatten eine geplante Bus-Brücke über die Donau und ein Wettbewerb für ein neues Kongresszentrum für Turbulenzen gesorgt. Die Projekte gäben "Anlass zu Besorgnis", schrieb damals der Generalsekretär der Deutschen UNESCO-Kommission, Roland Bernecker, an den Oberbürgermeister der Stadt Regensburg, Hans Schaidinger. Die Stadt dagegen erhofft sich von dem neuem Donauübergang eine Entlastung der Steinernen Brücke.

Begründung des Welterbe-Kommitees

Historische Altstadt

"Es sind eine bemerkenswerte Anzahl von geschichtlichen Strukturen aus zwei Jahrtausenden erhalten, darunter alte römische und gotische Bauwerke. Die Regensburger Architektur des 11. bis 13. Jahrhunderts – darunter der Marktplatz, das Rathaus und die Kathedrale - definiert bis heute den Charakter der Stadt, beispielsweise durch hohe Häuser, enge Gassen und starke Befestigungen. Die Stadt ist weiter deshalb bemerkenswert, weil sie eine reiche institutionelle und religiöse Geschichte aufweist als ein Zentrum des Heiligen Römischen Reichs, welches zum Protestantismus wechselte."

Zweikampf mit Heidelberg

Regensburger Dom

Ein großer Schritt gelang Regensburg im November 2005. Eine Arbeitsgruppe der Kultusministerkonferenz hatte sich für die oberpfälzer Bewerbung entschieden. Regensburg hatte damit den Zweikampf mit Heidelberg um Aufnahme in die Liste möglicher Kandidaten gewonnen. Zuvor waren deutsche Vertreter mit der Bitte gescheitert, zwei deutsche Städte zu nominieren: Entweder – oder, so hatte die Devise gelautet.

Unterstützung für die Bewerbung

Historische Ansicht der Altstadt

Regensburgs erste Bewerbung für die UNESCO-Liste wurde schon im Jahr 1994 abgelehnt. Vier Jahre später nahm der damalige Kultusminister Hans Zehetmair einen neuen Anlauf: Regensburg verfüge über "eine europaweit einzigartige Denkmallandschaft, da die Stadt von den Folgen des Zweiten Weltkriegs weit gehend verschont geblieben ist". Zehetmair sprach von rund 1.200 Einzeldenkmälern im Stadtgebiet und betonte die "herausragende Bedeutung" des Gesamtbildes der Altstadt.

Besondere Sehenswürdigkeiten

Altes Rathaus: Patrizierburg, Rathausturm und sich anschließender Palast.
Steinerne Brücke: Überspannt die Donau mit insgesamt 16 Bögen und ist ein Meisterwerk mittelalterlicher Ingenieurskunst.
Dom Sankt Peter: Baustile aus mehreren Jahrhunderten, romanische und gotische Elemente, die Spitztürme ließ König Ludwig I. aufsetzen.
Stadtpalais Löschenkohl: einer der bedeutendsten Barockbauten in Süddeutschland.
Zahlreiche historische Gebäude, wie das Goliathhaus mit Fassadenmalerei aus dem 16. Jahrhundert oder das Haus Heuport, eine ehemalige Patrizierburg.

Regensburg: Zehn Jahrhunderte jüdische Geschichte


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