Franken - Kultur


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Bamberg Der Kronen-Kopist der Heinrichskrone

Es war eine Mammutaufgabe für Gold- und Silberschmied Friedemann Haertl: In über 2.500 Arbeitsstunden fertigte er eine Kopie der Bamberger Heinrichskrone an. Die Replik wird im Bamberger Diözesanmuseum zu sehen sein.

Stand: 14.02.2012 | Archiv

Replik der Heinrichskrone | Bild: picture-alliance/dpa

Datenblatt: Kopie Heinrichskrone

  • Gewicht: 1,8 Kilo
  • Durchmesser: 23 Zentimeter (unten), 28 Zentimeter (oben)
  • Ausstellung: 15. bis 17. Februar im Diözesanmuseum und ab 4. Mai in einer Sonderausstellung zum Domjubiläum

Als Grundlage diente Gold- und Silberschmied Friedemann Haertl ein virtuelles Modell der Krone. Es entstand bei einem aufwendigen 3D-Scan des Originals durch das Institut für Archäologie, Bauforschung und Denkmalpflege der Bamberger Universität.

Gold- und Silberschmied Friedemann Haertl

Die Zacken der Krone bestehen aus 925er Sterling-Silber: sechs Lilienformen, von Hand ausgesägt und gewölbt. Rund 600 stilisierte, winzige Eichenblätter schmücken die Krone: "Ich habe jedes Blatt einzeln mit dem Mikroschweißgerät fixiert und von Hand gelötet und dann in Säure gebalzt", schildert Haertl den Herstellungsprozess.

Keine Fälschung

Kopie der Heinrichskrone entsteht; im Hintergrund 3D-Scan des Originals

Der Goldschmied legt Wert darauf, dass er keine Fälschung, sondern eine Nachbildung schuf. So hat er nicht die Patina kopiert, die sich in Jahrhunderten an dem Original gebildet hat: "Es geht um den Stand, wie die Krone zu ihrer Entstehungszeit ausgesehen hat", erklärt Haertl. Seine moderne Goldschmiedearbeit steht der historischen Vorlage in nichts nach. Lediglich bei den Edelsteinen wurde aus Kostengründen auf einen echten Saphir verzichtet: "An die Stelle kommt ein synthetischer Stein", so Haertl.

Original in Münchner Schatzkammer

Das Original der Heinrichskrone

Die originale "Heinrichskrone" wurde um das Jahr 1280 geschaffen. Sie diente als Attribut für das 1658 eingeschmolzene Büstenreliquiar des heiligen Kaisers Heinrich II. Die "Heinrichskrone" befindet sich heute in der Schatzkammer der Münchner Residenz. Sie gehört seit 1923 nicht mehr dem Freistaat Bayern, sondern nach entsprechendem Vertrag der Wittelsbacher Landesstiftung für Kunst und Wissenschaft. Diese hatte grünes Licht für die Herstellung einer Replik gegeben. Die Kronen-Kopie findet zum 1.000-jährigen Domjubiläum 2012 ihren Platz im Bamberger Diözesanmuseum.

Zoff um "Beutekunst"

Um die Krone und die sogenannte "Beutekunst" ist in Franken in den vergangenen Jahren immer wieder Streit entflammt. So ärgern sich viele Bamberger darüber, dass viele der wertvollen Pretiosen aus dem Domschatz in München liegen. Unter den Stücken, die im Zuge der Säkularisation Anfang des 19. Jahrhunderts in die Landeshauptstadt verschleppt wurden, gehören unter anderem das Perikopenbuch Heinrichs II., das Evangeliar Ottos III. oder eben die Reliquienkronen des heiligen Kaiserpaares Heinrich und Kunigunde.

"Sie [die Krone] darf auch nach Nürnberg oder Regensburg ausgeliehen werden. Aber bitte nicht nach München, da besteht die Gefahr, dass sie nicht mehr zurück kommt."

Oberfrankens Regierungspräsident Wilhelm Wenning

"Für den Transport zu fragil"

Silberschmied Friedemann Haertl mit einer Zacke der Heinrichskrone

Nach dem Willen ihres Besitzers, der Wittelsbacher Landesstiftung, soll die "Beutekunst" auch künftig nicht nach Bamberg zurück gegeben werden. Schließlich ist es das erklärte Ziel dieser Stiftung, den Kunstbesitz der Wittelsbacher in seiner Geschlossenheit zu bewahren.

Mit der Begründung, die 800 Jahre alte Heinrichskrone sei für einen Transport "zu fragil", wurden bisherige Bamberger Wünsche nach einer Ausleihe abgelehnt. So war schließlich Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) auf die Idee gekommen, das gute Stück wenigstens als Kopie wieder nach Bamberg zurück zu holen. Davon überzeugte er auch die Oberfrankenstiftung, die für dieses Vorhaben rund 175.000 Euro locker machte.

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